26.02.2015

Les Cayes

Einen Tag fahre ich mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Festland, zur Provinzstadt Les Cayes.



Ich fahre aus Neugier, und um bei den Behörden einzuklarieren, d.h. um offiziell einzureisen - und auch gleich auszureisen. Nach etwas Warten und Formulare ausfüllen wird die Gebühr gerne angenommen. Aber wenn ich ohne Stempel ein- und ausgereist wäre, hätte das auch keiner gemerkt. Eine Küstenwache, geschweige denn eine Armee oder Marine, gibt es in Haiti nicht.



In der Stadt gibt es Gebäude aus besseren Zeiten. Aber an vielen Stellen hat man den Eindruck, dass es vor dem Erdbeben gleich aussieht wie danach.



Die Fähranlegestelle. Fahrgäste und Waren weden von Männern huckepack durch das Wasser an Land getragen. Der Kai, oder was davon übrig ist, ist meterhoch mit Unrat bedeckt.



Nach einer Dreiviertelstunde sehr ungemütlicher Fahrt mit einem vollbesetzen wackligen Boot durch spritzende Wellen bin ich dann doch froh, wieder auf der beschaulichen kleinen Insel zu sein.
Und irgendwie habe ich dann auch genug gesehen von Haiti und fahre am übernächsten Tag weiter.


Ile-a-Vache

Ich mache mich auf, mit dem Fahrrad die ganze Insel zu erkunden. Zuerst fahre ich zum Hauptort, wo der Markt ist. Auf dem Schild steht, wer das Gebäude bezahlt hat.



Der Parkplatz vor dem Markt.





Hier bekomme ich Mittagessen.



So sieht die zentrale Verkehrsader aus. Es gibt keine gepflasterte Straße auf der Insel.



Aber es gibt eine Großbaustelle! Hier entsteht ein internationaler Flughafen!! Da sollen Flugzeuge landen mit Gästen für ein neues Hotel-Resort. Finanziert sicherlich von internationalen Geldgebern, die Profite gehen in die Taschen von wenigen Haitianern in der Hauptstadt. Die Bewohner der Insel wurden nicht gefragt und nicht beteiligt. Sie haben, wie gesagt, kein Wasser, keinen Strom, und keine Straßen.





Am anderen Ende der Insel komme ich zu einem Fischerdorf. Hier schauen mich die Kinder neugierig an, wie einen Außerirdischen.



Ein Mann schenkt mir eine frische Kokosnuss vom Baum, die ich durstig austrinke.



Die Leute in Haiti wollen generell nicht fotografiert werden. Außer für Geld natürlich. Aber diese süßen Kinder haben gesagt, ich soll sie doch fotografieren, was ich dann auch gerne gemacht habe.

25.02.2015

Die Apotheke

Am Ufer der Bucht unterhält eine ältere Dame einen Stand, den ich als die Apotheke des Dorfs bezeichnen würde.



Es gibt dort verschiedene Kräuterliköre, die man zur Heilung oder prophylaktisch zur Stärkung zu sich nehmen kann.



Aber da man auch auf Haiti gehört hat, wie mächtig die westliche Medizin ist, gibt es hier auch Schmerzmittel, Antibiotika usw. Alle Tabletten sind vermengt in einem großen Marmeladenglas. Wenn man krank ist, nimmt man davon dann wohl das, was einem nach Farbe und Form der Tablette passend erscheint.



24.02.2015

William

Kaum bin ich angekommen, kommen verschiedene Einbäume mit Männern und Kindern. Alle wollen wissen, wer der neue Blanc ist. Die Kinder sind neugierig und hoffen auf Geschenke, die Männer bieten ihre Arbeit an. Ich gehe an Land und schaue mich um. Ich lerne William kennen, der etwas Englisch spricht, und beschließe ihm zu vertrauen.
Am nächsten Tag holt er mich und mein Fahrrad ab, leiht sich ein Fahrrad und zeigt mir etwas von der Insel.





Einen anderen Tag lädt er mich bei sich zum Essen ein. Seine Frau hat gekocht.



Da in Haiti außer Grundnahrungsmitteln praktisch nichts hergestellt wird, haben die Leute nur das, was ihnen aus dem Ausland geschenkt wird, z.B. gebrauchte Kleidung. Im Dorf gibt es kein fließend Wasser und keinen Strom. Aber es gibt hochmoderne Straßenbeleuchtung mit LEDs und Solarpanelen, vermutlich von einer NGO geschenkt. Haiti braucht die NGOs, und die NGOs brauchen Haiti.
Die Polizisten auf der Insel fahren ein neues SUV, was vermutlich von der UN geschenkt wurde. Williams Sohn fährt ein deutsches Bobbycar.



Zum Abschied schenke ich William meine alten Solarpanele. Wenn er die vor seinem Haus hinlegt, kann er damit Mobiltelefone und Laptops laden. Er möchte gerne ein kleines Internetcafé aufmachen.
Die Leute haben zwar nicht viel, aber viele haben internetfähige Telefone. Ich konnte auf der Insel auch eine lokale SIM-Card kaufen und damit ins Internet gehen. Das Mobilfunknetz funktioniert überraschenderweise so gut wie in jedem anderen Land. Bei der ersten Verbindung erhielt ich eine SMS: "Welcome to Jamaica" - damit ist dann auch klar, wer für das Mobilfunknetz veranwortlich ist.

20.02.2015

Port Morgan

Ich segle zwei Tage an der Südküste von Haiti entlang. In der Nacht ist es fast windstill, die Sterne funkeln im spiegelglatten Wasser und das Plankton fluoresziert in Bugwelle und Heckwasser, während ich unter Motor fahre. Am nächsten Tag ist die Wetterlage ein Norther, d.h. starker kalter Wind aus Norden. Hinter den hohen Bergen entlang der Küste bekomme ich davon wenig mit, nur dass sich die Wolken dramatisch über die Bergspitzen wälzen.



Am Nachmittag schiebt mich mein Motor gegen den starken Wind in die Bucht, während ein einheimischer Segler sich am Wind hochkämpft.



Ich fahre ein in Port Morgan, ein perfekt geschützter, wunderschöner kleiner Naturhafen. Ich ankere zwischen den anderen ausländischen Segelbooten, die schon da sind.









Diesen wunderbaren Hafen kannte schon der britische Pirat Henry Morgan, der im 17.Jhd hier seine Flotte versammelte, bevor er die reichen karibischen Hafenstädte der Spanier überfiel und plünderte.

18.02.2015

Isla Beata

Am frühen Morgen segle ich los.



Ich umrunde Punta Beata, den südlichsten Punkt der DomRep, und ankere vor dem idyllischen Strand der kleinen Isla Beata.







Ein letztes Mal kommen Beamte an Bord, um meine Papiere zu prüfen. Am nächsten Morgen verlasse ich das Land.

17.02.2015

Barahona

Nach vier ruhigen Tagen verlasse ich den Rio Cumayasa und fahre weiter an der Südküste der DomRep entlang.



Eine Nacht verbringe ich in der überteuerten Marina ZarPar Boca Chica, nahe der Hauptstadt Santo Domingo. Der Mitarbeiter der Marina legt mir nahe, ich möge dem Beamten, der meine Papiere prüft, ein Trinkgeld geben, das sei so üblich. Ich lehne ab, ich mag diese Trinkgeld-Kultur nicht. Ich fahre weiter und erreiche nach einem Tag und einer Nacht die provinziellen Hafenstadt Barahona, wo ich im "Yachtclub" in einem Seitenbecken des Insdustriehafens anlege.



Wie immer kommen Beamte an Bord, um die Papiere zu prüfen.





Ich erkunde mit dem Fahrrad die Stadt. Am Boot freunde ich mich mit zwei Typen an, die in der Nähe arbeiten. Einen Abend gehen wir gemeinsam in die Stadt in die Bars. Ich bezahle, selbstverständlich. Später fragen sie mich, ob ihre Schwester auch mitkommen kann. Ich sage ok, und eine Weile später kommt die ganze Familie mit Freund und Mutter dazu. Mit mir reden tut die Verwandtschaft nicht, aber erwarten selbstverständlich, dass ich alle ihre Getränke bezahle. Da wird es mir dann zu blöd und ich beende den Abend.





Ich besorge noch mit dem Fahrrad 90l Diesel in Kanistern und klariere aus der DomRep aus Richtung Haiti. Der Beamte der Hafenbehörde verlangt zwanzig US-Dollar Gebühr - ohne Quittung. Nach vier Tagen in Barahona fahre ich weiter.

09.02.2015

DomRep, Rio Cumayasa

Ich verlasse die schicke Marina, segle ein kurzes Stück und ankere bei der kleinen Isla Catalina.



Am nächsten Morgen fahre ich weiter und laufe in den friedlichen Rio Cumayasa ein.







Es scheint, dass in diesem ruhigen Fluss schon das eine oder andere Segelboot seine letzte Ruhe gefunden hat, meistens wohl aus Geldmangel.





Andererseits haben Mitglieder der einheimischen Oberschicht hier ihr Wochenend-Domizil.



In einer kleinen Steganlage miete ich für ein paar Tage einen ruhigen Liegeplatz. Preis Verhandlungssache, vermutlich habe ich zu viel bezahlt.



Aber immerhin mit 24h-Security.



Der Weg an Land führt durch ein wildes Mangrovenwäldchen.



Einen Abend verbringe ich in der Bar des Dorfes, spiele Pool mit den jungen Männern und trinke dabei eine Flasche Rum (sieht aus wie andernorts eine Bierflasche). Der nächste Tag fällt aus.

Die Repräsentanten des Staates kommen zur Durchsuchung an Bord, bevor ich wieder abfahren darf.