31.12.2014

Martinique

Ich segle weiter, am Nachmittag an St Vincent und nachts an St Lucia vorbei. Im Windschatten der Inseln ist es ruhig, zwischen den Inseln dagegen sehr ruppig. Am nächsten Nachmittag erreiche ich Martinique.





Kurz vor Erreichen des Ankerplatzes vor Fort de France gehe ich aufs Vorschiff, um den Anker klar zu machen. Doch vom Anker ist nur noch der Stock da! Der entscheidende Teil des CQR Pflugscharankers, die Pflugschar ist weg!! Vermutlich auf 2000m Tiefe irgendwo bei St Lucia. Da muss sich der festgeschmiedete Bolzen, der das Gelenk bildet, gelöst haben. Unglaublich aber wahr.



Ich krame meinen kleinen Notanker aus der Backskiste, befestige ihn an der Kette und mache mein Ankermanöver. Leider hält er nicht auf dem harten Sandgrund. Nach einigen Versuchen hält er einigermaßen, und ich mache mich auf den Weg an Land, um im Bootsladen einen neuen Anker zu kaufen. Zum Glück ist Martinique einer der wenigen Orte in der Karibik, wo man fast alles bekommt. Immerhin sind wir hier in Frankreich, also in Europa.



Meine Nachbarn sind Franz und Elke, pensionierte Konditor aus Deutschland, die seit 13 Jahren um die Welt segeln und jetzt auf dem Rückweg sind, um sich an Land zur Ruhe zu setzen. Ich folge ihrem Rat und kaufe meinen neuen Anker eine Nummer größer, einen französischen FOB Plattenanker mit 20kg.
Eine weitere Besonderheit auf Martinique ist die extrem unkomplizierte Grenzkontrolle. Statt an Bord von Beamten besucht und kontrolliert zu werden oder sich in der Amtsstube zu präsentieren, geht man hier einfach in den Bootszubehörladen. Dort steht in der Ecke ein Computer, wo man seine Daten eingibt und sich das fertige Formular ausdruckt. An der Kasse bekommt man einen Stempel drauf, und fertig. Keine Gebühren, keine Fragen, keine Probleme.



Mein Ankerplatz liegt unterhalb der großen alten Festung. Am 30.12. ist Volksfest mit großem Feuerwerk.



Hier in Europa kann man natürlich auch europäische Campingaz-Flaschen tauschen. Also gehe ich mit meinen leeren Flaschen und dem Fahrrad an Land und fahre zur anderen Seite des großen Hafengeländes, wo ein Gashändler ist.



Man beachte das große Kreuzfahrtschiff im Hafen, die MSC Musica. Die wird mir noch öfter begegnen.



Franz und Elke laden mich zu sich an Bord ein und mit einer Flasche Champagner begrüßen wir das neue Jahr.

26.12.2014

Bequia

Ein Segeltag weiter und ich erreiche die Admiralty Bay in der kleinen Insel Bequia, wo ich über Weihnachten bleibe. Zwischen den vielen Moorings, die mir für teures Geld angeboten werden, suche ich mir einen Platz zum Ankern, was mir schließlich auch gelingt. Im Cruising Guide steht, dass die Moorings schlecht gewartet sind und der eigene Anker sicherer sein kann.
Viele Boote sind in der Bucht und viele Menschen in Partylaune an Land in den Restaurants und Bars.



Am zweiten Weihnachtstag gehe ich am späten Nachmittag mit dem Dinghy an Land. In einem Cafe lerne ich ein paar nette junge Schweden kennen, Skipper Per mit Freundin und zwei Schwestern. Ich mache mich zum Abendessen auf den Weg zurück an Bord, inzwischen ist es dunkel und ich habe vergessen das Ankerlicht einzuschalten. Dann ist auch das Benzin alle und ich ruder herum und suche Padma zwischen all den anderen Schiffen. Ich finde Per an seinem Schiff und er schleppt mich ab zu Padmas Platz. Aber Padma ist nicht da!!! Ich weiß doch zwischen welchen andern Booten Padma war! Wir fahren hin und her und schließlich sichte ich Padma weit weg. Etwa 400m weit in Richtung Meer finden wir Padma. Offensichtlich hat der Anker nicht gehalten, und hat dann wieder Halt gefunden im letzten flacheren Wasser vor dem offenen Meer. Ich bin sehr erleichtert, dass Padma nicht ohne mich in der Nacht am Horizont verschwunden ist.
Wie konnte das passieren? Hat mein Anker nicht gehalten in dem dünnen Sand auf Korallenstein? Tagelang war nichts passiert, bei Wind aus immer der selben Richtung und oft stürmischen Böen. Oder hat da jemand nachgeholfen, der mir lieber eine Mooring verkauft hätte? Ich fahre zurück und versuche wieder am alten Platz zu ankern. Diesmal hält der Anker bei mehreren Versuchen nicht, und schließlich nehme ich für die letzten zwei Nächte doch eine Mooring.



Am nächsten Mittag will ich ausklarieren. Beim Zoll werde ich noch bearbeitet, aber Immigration hat schon geschlossen. Dann fahre ich eben ohne Stempel im Pass ab, was soll schon passieren. Die haben ja noch nicht mal einen Computer, mit dem sie später mal wissen könnten, dass ich illegal ausgereist bin.

22.12.2014

Grenadines

Die neue Segelreise beginnt in Richtung Norden. Am Abend verlasse ich Trinidad und segle druch die Nacht. Ich lasse Tobago rechts und am nächsten Tag Grenada links liegen, und erreiche zum Sonnenuntergang die Grenadines.





Nach einer Nacht vor Anker fahre ich zu Union Island, ankere im Hafen, gehe zu dem kleinen Flughafen und klariere bei den Beamten dort ein. Der Staat heißt St Vincent.

Ich segle weiter und begegne einem Kreuzfahrtschiff mit fünf Masten: die Club Med II. Eine alte Bekannte, denn dem selben Schiff bin ich schon in einer Nacht in 2007 im Thyrhenischen Meer auf dem Weg nach Sardinien begegnet, und 2008 lag sie neben mir am Kai im Hafen von Cartagena in Spanien.



Zum Sonnenuntergang erreiche ich die Tobago Cays, ein Gruppe kleiner unbewohnter Inseln unter Naturschutz mit vielen idyllischen Ankermöglichkeiten. Am nächsten Tag gehe ich spazieren und schnorcheln. Am Abend lädt mich die Chartercrew, die neben mir ankert, auf ein Bier ein, und ich schwimme einfach rüber.

15.12.2014

Zurück in die Karibik

Eineinhalb Jahre stand Padma geparkt auf Trinidad, während wir in Hachborn das Haus saniert und unsere Nerven aufs härteste strapaziert haben.

Jetzt bin ich wieder zurück, für einen Törn rund um die Karibik. Der Plan ist: Ich mache Padma bereit, segle los, und Nina und die Kinder fliegen zu irgendeiner Insel, wo wir uns dann treffen.

Ich fliege nach Tobago und mache ein paar Tage Strandurlaub, bevor ich mit der Fähre nach Trinidad übersetze, um Padma wiederzufinden.





Ich habe mein neues Mountainbike im Flugzeug mitgebracht. Mein altes Fahrrad verkaufe ich an einen Nachbarn.

Nach zwei tropischen Regenzeiten ist Padma moosbewachsen und aus dem Teak im Cockpit sprießen Pilze! Also von oben bis unten kärchern. Die Batterien sind tiefentladen und haben sehr gelitten. Eine neue Starterbatterie muss her, die teuren Verbraucherbatterien erholen sich zum Glück nach und nach. Schon lange sorge ich mich um das Getriebe, in dem es klappert beim Fahren unter Motor. Ein Mechaniker baut es mir aus, nimmt es mit in seine Werkstatt und bringt es mir repariert wieder. Es war nur etwas lose drinnen, trotzdem war die Reparatur teuer, aber jetzt eine Sorge weniger, und ein Getriebeschaden unterwegs wäre sehr doof. Außerdem habe ich das Unterwasser-Lager für die Antriebswelle gewechselt, was kompliziert war, weil kein exakt passendes Ersatzteil zu kriegen war, obwohl es hier fast alles gibt, was Boote so brauchen. Ich besorge mir neue, dickere Plexiglasscheiben für die Fenster, um sie mir später bei Gelegenheit einzubauen, und lasse mir ein neues Tuch fürs Bimini-Verdeck nähen. Dann baue ich noch das Gestänge am Heck um, um Platz für ein neues, großes Solarpanel zu machen.

Das Unterwasserschiff braucht neues Antifouling. Herbert, ein deutscher Segelaussteiger, macht mir die Arbeit und besorgt mir günstig die Farbe, die angeblich übrig ist von einem Großschiff.



Nach insgesamt zwei Wochen Arbeit kommt Padma kurz vor Weihnachten wieder ins Wasser.







Dann kommt der Hammer: Der Chef der Marina bittet mich in sein Büro und erklärt mir, dass die Antifouling-Farbe, die auf meinem Boot ist, auf seinem Gelände einem Kunden geklaut wurde. Zum Glück macht er mir keine Schwierigkeiten, sondern braucht nur meine Mitwirkung, um einen seiner Mitarbeiter zu überführen, den er nach Sichtung der Überwachungskameras in ernstem Tatverdacht hat. Der Mann wird entlassen, und ich segle weiter mit schlechtem Gewissen.