30.10.2011

Inselrundfahrt

Heute haben wir ein Aluguer gemietet, nur für uns, den ganzen Tag! Mit dabei sind Bertl, Andrea und Afrika sowie Frauke und Thomas, die seit neustem an unserem Steg liegen.

Dann lass uns doch mal gucken, wo wir überhaupt hin wollen.

MONTE VERDE

Eigentlich sehen diese Sammeltaxen ja ganz fotogen aus. Aber heute ist es ungewöhnlich kühl, da frösteln wir dann doch ziemlich auf den offenen Holzbänkchen. Vor allem, als wir Monte Verde hochbrausen. Ich wollte ja gerne wegen der Aussicht hier hoch...

...aber Aussicht is' nich'. Nur Nebel. Und Gefröstel!

Zum Trost ist wenigstens die Straße sehenswert.

AM STRAND VON SALAMANSA

Unser nächstes Ziel ist ein Strand, der Bertl von irgendwem empfohlen wurde. Hier sei der Hotspot der Insel für Kitesurfer.

Auf den ersten Blick wirkt der Strand beinahe etwas trostlos. Wild und karg und windgeplagt.

Außerdem ist er ziemlich verlassen. Zugegeben - heute ist auch kein sonniger Strandtag zum Plantschen und Sich-Brutzeln.

Mitten in der Ödnis steht diese kleine Strandbar - die Kitesurfing-Schule! Gerade jedoch ohne viel Kundschaft. Wir konsumieren jeder einen Saft und steigern damit den Tagesumsatz wahrscheinlich um 500%.

Nicht nur zum Surfen, auch zum Capoeira-Training ist der Strand hervorragend geeignet!

Weiter zu neuen Zielen!

BAIA DAS GATAS

Hier findet jedes Jahr das legendäre Musikfestival der Insel statt. Haben wir verpasst. Heute ist auch hier der Hund begraben. Ein bisschen gespenstisch sind sie, diese menschenleeren Strände. Und faszinierend!


CALHAU

Mittagspause in Calhau. Wir verbringen mehrere Stunden in einem kleinen Restaurant in diesem sonst ebenfalls gespentischem Örtchen.

SAO PEDRO

Letzter Stop Sao Pedro, gleich hinterm Flughafen. Piktoresk liegen bunte Fischerboote am Strand wie von Kodak platziert.





Schön war's!

28.10.2011

Badespaß im Beiboot


Michi hatte neulich das Dinghy (im Volksmund auch "Schlauchboot") zu Wasser gelassen, um den Außenbordmotor zu testen. Dann hat es geregnet. Viel. Und nun steht das Bötchen voller Wasser. Perfekte Badewanne!

Der Regen hatte übrigens die gesamte Stadt lahm gelegt. Am Dienstag (25.10.) ging hier überhaupt nichts mehr. Die Straßen waren zum Teil überflutet, niemand wagte sich aus dem Haus, kein Bus fuhr, im Kindergarten wurden wir wieder zurückgeschickt, weil Kaya die einzige gewesen wäre... Regen für Mindelo ist etwa wie Schnee für die deutsche Bahn. Und kommt genauso unerwartet. Regen! Damit konnte doch nun wirklich keiner rechnen!

26.10.2011

Regentag

Seit ein paar Tagen wohnen wir wieder in unserem kuscheligen schwimmenden Zuhause. Es war schön im Hotel - aber so schön wie zuhause ist es dann doch nirgendwo! Als ich den Niedergang runterkomme, Blick auf den Salon mit seinen marokkanischen Stoffen und Kissen und den Kinderbüchern im Regal und Kayas lustiger kleiner Koje, wird mir ganz warm ums Herz. Zuhause. Das ist hier ist mein Zuhause. Und ich liebe es!



Natürlich gibt es auch schon gleich wieder viel zu tun. Es regnet, ein unglaublicher Ausnahmezustand, und jeder Tropfen zählt! Michi experimentiert mit seiner lange geplanten und mühsam gebastelten Regenwasserauffanganlage. Die awnings, Sonnensegel, die über fast die gesamte Länge des Boots gehen und tagsüber Schatten spenden, sammeln das Wasser. Am tiefsten Punkt ist ein Abflussventil. Daran lässt sich nun ein Schlauch anschließen und ein Container drunter halten. Der läuft voll und kann in den Tank gekippt werden. Toll! Michi erntet Regenwasser. Kaya hilft, indem sie Kanister schleppt (was sie noch ein bisschen üben muss, ist, sie auch da abzustellen, wo sie gebraucht werden...).


Und nach getaner Arbeit kann man ein bisschen philosophisch aufs Meer gucken...

Gute-Laune-Hose


Nora hat Kaya aus Mexiko eine Gute-Laune-Hose geschickt.
Passt.
Wirkt.
Gute Laune!

25.10.2011

Kaya im jardim "nosso amiguinho"

Hier ein paar Eindrücke von Kayas Zeit im Kindergarten "nosso amiguinho" (= unser kleiner Freund):

Wenn ich ankomme, nimmt mich meine Kindergärtnerin Alina auf den Arm. Das ist gut. Ich bin nämlich immer ein bisschen traurig, wenn Mama geht.


Aber ich bin nie lange traurig. Es gibt ja auch so vieles zu tun und zu entdecken hier!


Manchmal spielen wir auch drinnen. Da ist es auch lustig! So viele andere Kinder!

24.10.2011

Sem ou Com Puter - das ist hier die Frage!


Endlich!!! Wir haben einen kleinen Laden gefunden, in einer Seitenstraße, in dem auch Laptops verkauft werden. Zwei verschiedene Modelle stehen zur Auswahl. Reicht ja, fällt die Wahl leichter.

Seit Wochen ist unser Computer kaputt (deswegen auch die Verspätung der Blogeinträge). Eigentlich hatten wir auch schon die notwendigen Ersatzteile per Internet aus USA bestellt, da aber Michi per Paypal bezahlt hatte und die es zu suspekt fanden, einen Auftrag mit Zielort "Kapverdische Inseln" anzunehmen, haben sie einfach die Zahlung gecancelt (gecancelled? storniert!). Also wurden unsere Teile nie abgeschickt, was wir aber erst drei Wochen später erfuhren, als wir mal nachhakten, ob wir wohl bald mit der Lieferung rechnen dürften.

Erst schien es, als sei in ganz Mindelo kein neuer Rechner zu erwerben. Aber Manuel, mein charmanter Portugiesischlehrer, hatte dann doch noch den rettenden Tip und hat uns die Lage dieses kleinen unscheinbaren Ladens beschrieben.

Hier sitzen wir nun und müssen zwischen zwei Modellen entscheiden. Beide haben - natürlich - eine portugiesische Tastatur und Windows auf Portugiesisch. Kein Problem, sagt die nette Verkäuferin, der Techniker könne uns Windows auch auf Englisch installieren. Er sei allerdings gerade krank. Na gut, auf die paar Tage kommt es nun auch nicht mehr an.

Wir könnten ja auch den Laptop schon mitnehmen und zur Neuinstallation wieder bringen. Au ja! Als wir jedoch die Kreditkarte zücken, um zu bezahlen, sehen wir uns mit einem neuen Hindernis konfrontiert: Die Karte wird vom Lesegerät nicht angenommen. Und Bargeld am Automaten bekommt man nur begrenzt, immer nur etwa 200 Euro pro Tag. Wir brauchen 600. Tja, dann müssen wir uns einfach noch mal ein bisschen in Geduld üben.

(Was wir jetzt allerdings noch nicht wissen, ist, dass der Techniker zwar Windows auf Englisch installieren wird, dass aber nach wenigen Tagen eine Fehlermeldung auftauchen wird, wir sollten bitte den Productkey eingeben - und dass wir keinen gültigen Productkey haben werden!)

19.10.2011

Baustelle


Minenarbeiter in der Achterkoje.

Andrea und Afrika


Neue Freunde! Vor ein paar Tagen sind wir auf dem Weg zum Kindergarten Andrea (ursprünglich aus München) begegnet, die gerade mit ihrer Tochter von der Schule kam. Andrea lebt seit Kurzem hier in Mindelo, weil sie so so gerne in Afrika leben möchte, bisher aber noch kein afrikanisches Land gefunden hat, in dem sie als Frau irgendwie auf eigenen Füßen stehen könnte. Nun versucht sie ihr Glück hier. Sie entwirft Mode, die sie in verschiedenen kleinen Betrieben in Afrika schneidern lässt, und bietet sie an touristischen Standorten in Hotels und Boutiquen an. Auf Ibiza, wo sie die letzten Jahre gelebt hat, war sie damit recht erfolgreich. Außerdem hat sie tausend weitere Geschäftsideen: Marketing, Frozen Yoghurt, Hotelmanagement... Und weil sie Afrika so liebt, hat sie auch ihre Tochter so genannt. Afrika ist jetzt 5 Jahre alt, geboren in den USA, frühe Kindheit auf Ibiza, lange Reise quer durch den afrikanischen Kontinent, jetzt auf den Kap Verden. Sie spricht fließend Deutsch, Englisch, Spanisch, ein bisschen Italienisch und nun auch ein bisschen Portugiesisch. Respekt!

Heute sind sie, zusammen mit Raffaele, einem italienischen Einhandsegler, der mit seinem Trimaran uns gegenüber liegt, bei uns zum indischen Essen. Wir schlafen zwar noch im Hotel, aber um nette Menschen bekochen zu können, macht Michi mal die Baustelle für einen Abend zu.

17.10.2011

Wäscheklammern




Als Petra am Sonntag auszieht, zieht Michi ein. Wir wohnen einige Tage idyllisch zusammen in dem luftigen, sonnigen Zimmer. Und spielen den ganzen Tag mit Wäscheklammern.

16.10.2011

Die Mindelo-Soap

12.10.
Wir lernen J. kennen. Der Abend eskaliert in einem sozialen Desaster. J. behandelt Bertl herablassend arrogant, mich bringt er zum Heulen, Petra hängt verzweifelt zwischen den Stühlen und sieht alles den Bach runter gehen. Sie hatte dem Abend so gespannt entgegengefiebert, wollte unbedingt wissen, was wir von diesem J. halten. Aber was sollen wir tun? Ich bin schockiert von der selbstherrlichen und jeder Empathie entbehrenden Art dieses Mannes, aber ich will ja auch nicht mit ihm zusammensein. Wir können ihr nichts mehr raten, unser Urteil ist doch auch gar nicht so relevant. Ihr aber ist es schon wichtig, sie will, natürlich, dass Menschen, die sie mag, auch ihren Partner mögen. Als wir später nach Hause gehen (wir wohnen immer noch im gleichen Zimmer), fragt sie wieder und wieder, was ich denke. Bei mir beginnt es zu dämmern: Halte dich in Zukunft raus aus Beziehungsdramen!

13.10.
Petra ist mit J. zum Essengehen verabredet, ich habe Bertl und Michi zum Skatspielen auf die Dachterrasse eingeladen und freue mich auf nette, normale Gesellschaft. Der Abend endet anders. Kurz bevor meine Freunde mit Pizza vor der Tür stehen, kommt Petra verweint zurück. Er habe sie versetzt, alles sei ganz schrecklich, dieser furchtbare Mensch, sie wolle sich nur noch betrinken. Wir könnten ruhig in Ruhe spielen und sollten sie ignorieren. Ignoriere mal jemanden, der verstört und verweint neben dir sitzt! Also geht der Abend so aus, dass Massen an Bier angeschleppt werden, Petra sich betrinkt und wir ihr Gesellschaft leisten, während sie pausenlos darüber philosophiert, was bisher alles passiert ist, was er ihr alles angetan hat und wie böse die Welt zu ihr ist. Da sitzen wir also auf der Terrasse, drei Therapeuten, ein Patient. Ich würde ihr so gerne irgendwie helfen. Aber all meine Erfahrungen, all mein gesammeltes Wissen über Psychologie und Kommunikation und Beziehungsarbeit, all meine hart erarbeiteten Einsichten in Konfliktlösungsstrategien nützen hier wenig. Im Gegenteil, irgendwann wirft sie uns vor, wir hätten sie mit unserem Psycho-Gerede nur noch verwirrter gemacht.

Hätten wir vielleicht doch lieber Skat spielen sollen?


16.10.
Petra zieht wieder zu J. aufs Boot. Sie will ihm noch eine letzte Chance geben.

12.10.2011

Musik


Freitag, 7.10.

Dave, natürlich auch Segler, spielt im "Casa da musica". Sehnsuchtssongs. Country-Stil. Mit Herz und Seele. Er erinnert mich an Andreas und ich bekomme ein bisschen Heimweh. Das "Casa da musica" selbst ist eine interessante kleine Musikbar , die eigentlich keine ist. Eigentlich ist es ein Wohnhaus. Mit verschachtelten Räumen, steilen Treppen, wüster hippiesker Deko, Dachterrassen mit palmwedelgedeckten Dächern. Und da die Bewohner Musik lieben, wird ab und an im Wohnzimmer gespielt. Und da die Gäste was trinken wollen, wurde ebenfalls im Wohnzimmer eine kleine Bar mit Getränken zum Selbstkostenpreis installiert. Von außen ist nicht zu erkennen, dass es hier was zu sehen gibt. Man muss den Ort kennen oder jemanden haben, der einen mitnimmt. Aber kaum kommt man rein, empfängt einen die Wärme und Lebensfreude dieses Ortes. Toll! Sowas will ich auch, wenn ich groß bin!


Montag, 10.10.
Livemusik im "Club Nautico", direkt am Hafen. Im Vordergrund Michi, Petra und Bertl, unser neuer Nachbar in der Marina. Und wo ist Kaya? Die soll doch schlafen!

10.10.2011

Casa Café Mindelo




Am Donnerstagabend waren Kaya und ich bei Ilse eingezogen, am Sonntag ziehen wir wieder aus. Ein bisschen, weil es für mich sehr umständlich war, dort zu wohnen, ein bisschen aber auch, weil Petra es nicht mehr aushält und ich nicht alleine da bleiben wollte (obwohl ich Ilse mag und das Drama zwischen den beiden nicht ganz verstehen kann). Jedenfalls wohnen wir nun im Casa Café Mindelo, direkt gegenüber der Marina, in einem wunderbaren Zimmer mit Flügeltür zur überdachten Terrasse. Das Haus hat eine wohnliche, private Atmosphäre, in der ich mich sofort geborgen fühle. Das habe ich gebraucht! Obwohl ein bisschen mehr Privatsphäre auch mal wieder wichtig wäre. Manchmal würde ich mich gerne einfach flach legen und ausruhen. Aber Petra hat Redebedarf. Gerne auch bis spät in die Nacht. Und so gerne ich sie mag - das ist einfach manchmal zu viel. Das Übungsfeld heißt: eigene Grenzen spüren und verteidigen. Daran muss ich noch arbeiten. Ich merke immer wieder, dass ich interessiert zuhöre und zuhöre und zuhöre, bis ich müde bin, bis ich viel zu spät erkenne, dass jemand über meine Grenzen latscht. Am Dienstag kommt J. zurück, dann wird sich entscheiden, was Petra weiter vorhat. So lange teilen wir uns noch das Zimmer. So lange kann ich noch üben.

08.10.2011

Brumm brumm!


Spielplätze gibt es in Mindelo keine. Aber es gibt Dorfplätze, auf denen sich alle Generationen treffen. Vor allem am frühen Abend ist hier immer viel los. und Kinder, mit denen Kaya spielen kann, finden sich sowieso immer schnell!

Neue Wohnung

Michi bastelt am Boot, ich ziehe mal wieder um. Er will den gesamten Salon auseinandernehmen und neu verschrauben und verkleben - da bin ich dann lieber nicht an Bord. Ilse, Milans Frau, hat mir angeboten, für die Zeit der Bauarbeiten zu ihr und ihren Kindern zu ziehen. Sie haben gerade ein neues Apartment direkt am Strand bezogen, im 9.Stock und mit riesiger Terrasse mit Blick aufs Meer. Milan ist gerade in Deutschland, dafür aber wohnt Petra immer noch dort. Zur Erinnerung: Sie wartet auf J., mit dem sie von Südamerika hergesegelt war. Sie hatten sich, kaum in Mindelo angekommen, getrennt, nun ist er auf Heimaturlaub in Deutschland und sie hier. Und da beide noch nicht wissen, wie es weitergehen soll, harrt sie hier seiner Rückkehr nächste Woche, um gemeinsam die Beziehung überdenken zu können.

Die Wohnung ist schick, die Terrasse irre:

Da kann man Roller fahren...

...und ohne Ende rumflitzen.

Für Kaya ist es toll hier. Ilses Söhne sind ganz aus dem Häuschen über die neue Gastschwester, toben mit ihr, bauen ihr Höhlen aus Sofakissen, bringen ihr dauernd neue Spielsachen. Aber für mich ist es nicht so einfach. Ilse und Petra haben es geschafft, sich bis aufs Messer zu zerstreiten, so dass sie es kaum noch im selben Raum miteinander aushalten. Die Atmosphäre ist angespannt. Private Rückzugsmöglichkeit gibt es keine. Ich teile das Gästezimmer mit Petra, die mich bis in die frühen Morgenstunden von ihren Ansichten zu überzeugen versucht - über J., über Ilse, über andere gemeinsame Bekannte. Ich bin erschöpft. Außerdem ist das Apartment weit weg von der Marina und der Gebäudekomplex nur über eine endlose Treppe zugänglich. Nicht sehr Kinderwagenfreundlich! Und so schön die Aussicht vom 9. Stock sein mag, ein bisschen flau ist mir doch in dieser Höhe. Da wohne ich lieber etwas geerdeter.

Lange werden wir hier nicht bleiben, das merke ich schon.

Ich bin's bloß - der Bertl!

Wir haben einen neuen Nachbarn am Steg. Ein paar Plätze neben uns hat eine große Stahlketch mit schickem Teak-Deck angelegt. Drauf ist der Bertl. Aus München. Alleine unterwegs nach Brasilien. Aber er ist nicht der typische schrullige Einhandsegler, wie man sie immer wieder überall trifft. Bertl ist was Besonderes. Und seine Geschichte ist auch eine besondere.

Er hatte das Boot für seine Familie gekauft, weil alle gemeinsam um die Welt fahren wollten. Leider merkte seine Frau auf den ersten Touren, dass sie schrecklich seekrank wird. Kein Medikament, kein Kraut, kein Armband half. Also keine Weltumsegelung. Das schicke teakgedeckte Boot blieb in Kroatien, wo Bertl hin und wieder mit seinem Kumpel segelte. Eines Abends mit Segelfreunden beim Bier tauchte das Thema "Atlantiküberquerung" auf. Offensichtlich trauten die Freunde Bertl und seinem Kumpel eine solche Tour nicht zu. Also wurde gewettet. Um richtig viel Geld. Dass das Boot bis Weihnachten in Salvador de Bahia, Brasilien, liegt. Nun gingen die Vorbereitungen los, Vorräte wurden besorgt, das Schiff klar gemacht. Dann aber starb die Mutter von Bertls Freund ganz plötzlich und er musste zurück, um nach dem Familienbetrieb zu sehen. Andere würden vielleicht jetzt sagen, das seien ja außergewöhnliche Umstände, da müsse man die Wette eben abblasen. Nicht so der Bertl. "Dann moch i's ebn allein!", sagte er sich, und fuhr los.

Heute kommt er in Mindelo eingelaufen nach 12 Tagen allein auf See. Er ist fix und fertig, aber er hat's geschafft. Und er wird auch den nächsten Schlag schaffen!

Für die Stimmung hier ist er jedenfalls eine sagenhafte Bereicherung. So viel Humor, so viel Lebensfreude, so viel Erfahrung. Schon am ersten Abend hat er sich in all unsere Herzen geschmunzelt.

06.10.2011

Zurück in Mindelo

Seit ein paar Tagen sind wir nun wieder in Mindelo. Ich kämpfe noch mit dem Ort. Immer noch. Kaum zurück von Santo Antão, bekomme ich prompt wieder Magenkrämpfe und Durchfall. Irgendetwas muss passieren. Und ich merke: Es ist gar nicht der Ort oder das Boot oder das In-der-Fremde-sein - es ist meine eigene Passivität, die mir zu schaffen macht. Ich muss mein Leben in die Hand nehmen. Niemand anderes kann das für mich tun. Hier gibt es keine vorgegebene Struktur, der ich mich anpassen könnte, die mir Sicherheit und Orientierung vermitteln würde. Mein ganzes Leben lang hatte ich mich daran gewöhnt, dass mir irgendwer sagt, wo es lang geht, was ich zu tun habe: Lehrer in der Schule, Studienordnungen an der Uni, Lehrpläne und Stundenpläne in meinen ersten Berufsjahren. Hier aber bin ich auf mich selbst geworfen. Hier gibt es nur das, was ich erschaffe. Und wenn ich nichts erschaffe, gehe ich ein. Also los! Das erste, worum ich mich nun aktiv bemühe, sind Portugiesisch-Stunden. Die Nummer eines Privatlehrers, der für etwa 2 Euro die Stunde Unterricht gibt, liegt seit Wochen hier rum, ich muss nur anrufen. Bisher hatte mich abgehalten, dass ich nicht wusste, wohin mit Kaya in der Zeit. Aber auch dafür findet sich eine Lösung: Bei einem Gang durch die Stadt kommen Michi und ich an einer kleinen Kirche mit Kindergarten vorbei. "Da fragen wir jetzt einfach mal, ob Kaya ab und an hier her kommen kann!", sage ich und ziehe Michi hinter mir her ins Sekretariat. Tatsächlich, kein Problem! Ab morgen könne sie jeden Tag kommen, um 2 Uhr nachmittags kann ich sie abgeben und um 6 wieder holen. Das gibt mir jeden Tag 4 freie Stunden! Yeah!!! Und auch Kinderbetreuung ist hier unglaublich günstig: etwa 7 Euro die Woche.

Schon gleich ist das Leben in Mindelo ein anderes. Ich bringe mein Kind zum Kindergarten, setze mich in ein Café zum Lernen, gehe von 5-6 in meinen Privatunterricht bei Manuel und hole Kaya anschließend wieder ab. Ich fühle mich lebendiger, selbstständiger, freier, aktiver.

Und auch das Sozialleben blüht wieder auf. Petra ist noch da, Julien und Hanane, unsere Freunde aus La Restinga, sind mittlerweile angekommen und ständig lernen wir neue Menschen kennen. Die Saison beginnt, das spürt man.

(Gemeinsames Cachupa-Essen mit allen).

02.10.2011

Letzter Tag auf Santo Antao


Das war toll hier! Noch ein kleines letztes Schlaefchen, dann geht es wieder zur Faehre und zurueck nach Mindelo.