27.06.2013

Salvador - Trinidad

Das ist der Track meiner fünfwöchigen Reise um halb Südamerika.

Trinidad

Der Wind wird frischer, während ich an Tobago vorbei und an der Nordküste von Trinidad entlang segele. Ein Hubschrauber der Trinidad Airforce kommt und schwebt in meiner Nähe. Vermutlich eine Übung, aber auf jeden Fall bin ich .
Ich muss den Kurs etwas ändern und dabei halsen. Das Manöver vergeige ich völlig und drehe mich ein paar Mal, bis ich die Segel wieder im Griff habe. Peinlich, dabei beobachtet zu werden.

Ich umrunde eine Landspitze, fahre durch einen engen Kanal zwischen einer Insel und laufe ein in den Hafen von Chaguaramas.


Anlegen, einklarieren, einen Vertrag mit einer der großen Werftfirmen machen und Padma wird zwischen hunderte von anderen Segelbooten an Land gestellt. Ich bin zwei Wochen hier und beschäftigt mit Arbeiten am Schiff. Nebenbei treffe ich viele der anderen Segler bei Grillabenden und Stammtischen, darunter auch ein paar alte Bekannte.

Schließliche räume ich auf, packe meinen Rucksack, schließe alles ab und fliege zurück nach Deutschland.

25.06.2013

Niedrigwasser

Ich verlasse mit 4 Knoten Ebbstrom den Essequibo zurück aufs Meer. Es ist Springniedrigwasser und beim niedrigstmöglichen Wasserstand überquere ich die flachste Stelle mit einer Kartentiefe von 2,1m. Die Karte stimmt zum Glück genau und ich habe noch 30cm Wasser unterm Kiel, also kaum mehr als eine Handbreit, und das über eine meilenlange flache Strecke. Angespannt, jederzeit bereit die Schoten loszuwerfen, segle ich bis das Wasser endlich tiefer wird und ich wieder ruhig atmen kann.

20.06.2013

Bernhard

Ich fahre 6 Meilen weiter flußaufwärts und besuche Bernard Kleinhenz, einen deutschen Weltumsegler, der sich mit seiner guyanesichen Frau hier niedergelassen und ein Haus am Ufer gebaut hat. Sein Schiff Seestern liegt am Steg und ich ankere davor im Fluß.


Er zeigt mir sein schönes Haus und den großen Garten, den die beiden angelegt haben. Sie leben zwar jetzt an Land, aber irgendwie doch wie auf einem Schiff: es gibt keine Straße, Strom wird mit Solarpanelen selbstgemacht, Wasser vom Regen aufgefangen, und eine gewisse Sorge gilt der Gefahr von Raubüberfällen vom Wasser aus.


Sein Sohn, höre ich, wohnt in Gießen. Genauer gesagt in Gießen-Allendorf, also wenige huntert Meter vom Haus von uns entfernt! So klein ist also die Welt.

Von Bernhard bekomme ich eine Liste mit GPS-Waypoints für den westlichen Arm der Essequibo-Mündung. Damit kann ich viele Meilen abkürzen bei meiner Fahrt zurück aufs Meer und weiter in Richtung Karibik.

13.06.2013

Bartica

Ich ankere über Nacht und fahre am Morgen weiter den Fluss hinauf. Laut tuckernd überholt mich sehr langsam ein alter Tanker.




Ich erreiche das Städtchen Bartica und ankere im Strom.


Am Nachmittag gehe ich an Land. Ich suche Immigration auf, um offiziell in das Land einzureisen. Freundlich und unkompliziert und altmodisch.


Ich bleibe ein paar ruhige Tage in Bartica und freunde mich an mit der Crew vom Südafrikanischen Schooner Moonbeam: Skipper Mac, seine drei Kinder und Leentje, eine junge niederländische Zahnärztin, die mitfährt.

12.06.2013

Guyana

Am Morgen nähere ich mich der Küste von Guyana. Der Wind schwächelt, dreht und kommt dann wieder kräftig und mit starkem Regen, ein Squall.


Die Küste ist so flach, daß sie praktisch nicht zu sehen ist. Nur am Tiefenmesser kann man ablesen, daß das Land näher kommt. Ich fahre gegen die Strömung in die Mündung des großen Flusses Essequibo ein und ankere erstmal, um das Ende des Ebbstroms abzuwarten. Bojen oder andere Seezeichen gibt es keine, außer ein paar Stöcken auf den Sandbänken. Aber dank GPS und Waypoints aus dem Internet, weiß ich wo ich langfahren muss.


Am Ufer liegen Frachter auf Grund. Ich passiere eine kleine Stadt und fahre den stillen Fluß hinauf in das Landesinnere hinein.

11.06.2013

Hai-Attacke

Ein schöner, ruhiger Morgen, irgendwo weit draußen vor der Küste von Surinam - leichter Wind von achtern, die Segel weit ausgebaumt.
Nach dem Frühstück (Pancake mit Erdnussbutter und Tee), werfe ich wie gewohnt meinen Teebeutel über die Reling. Schließlich habe ich einen Komposthaufen, der bedeckt über zwei Drittel der Erdoberfläche.
Aber diesmal, keine Sekunde nachdem der Teebeutel auf die Wasseroberfläche klatscht, zack, beißt ein Hai hinein! Zwei weitere Haie tauchen schnell aus der dunklen Tiefe auf. Der nasse Teebeutel passt anscheinend in ihr Beuteschema, hat wohl Größe, Gewicht und Konsistenz wie ein saftiger Fischhappen. Aber sie merken sehr schnell, dass der Teebeutel nicht so nahrhaft ist, und verschwinden bald wieder.
Die Fische sind zwar nur einen halben Meter lang, aber ganz schön aktiv. Interessante neue Begleiter, denke ich mir. Und gut, dass ich heute nicht schwimmen will.

Dann überlege ich mir, wie ich die Haifischchen wieder anlocken kann, um ein Foto zu machen, und bastele mir einen Köder aus einer nass zerknautschten Pappschachtel. Da beißen sie zwar nicht rein, kommen aber nah genug ran fürs Foto.


Später beißt einer in das Pendelruder von der Selbststeueranlage. Das Ruderblatt aus Aluminium glänzt wie ein großer Fisch, ist aber wohl härter als Haifischzähne und er gibt bald auf.

08.06.2013

Îles de Salut

Um Mitternacht erreiche ich die Îles de Salut, vor Kourou, Französisch Guyana. Neumond, Sterne und Wolken - dunkel. Keine optimalen Bedingungen, um einen unbekannten Ankerplatz anzulaufen, aber ich traue mich trotzdem, halte das für verantwortbar. Mit GPS, genauer Seekarte (elektronisch), Radar und dem Leuchtturm auf der Insel, weiß ich genau, wo ich bin, und wo die Felsen sind. Außerdem ist genug Restlicht, dass ich die Inseln auch sehen kann. Ich fahre vorsichtig in Lee um die Inseln in die kleine, geschützte Ankerbucht. Ich werfe den Anker, mache alles aus, und gehe schlafen.


Am nächsten Morgen wache ich auf neben einer idyllischen Kulisse aus Palmen und Grün. Ich packe Schlauchboot und Motor aus und fahre zum Steg. Kurz nach mir kommen verschiedene Boote mit Tagesausflüglern vom Festland an.

Die Inseln, früher ein berüchtigtes Hochsicherheits-Gefängnis-Lager der Franzosen, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Als Tagestourist falle ich hier gar nicht weiter auf. Außerdem bin ich hier Europäer auf europäischem Boden, in einem Landesteil von Frankreich auf dem südamerikanischen Kontinent.

Die Île Royale, auf der ich gelandet bin, ist die größte der drei Inseln, aber sie ist so klein, dass sie in einem Spaziergang schnell umrundet ist. Es ist schwül-heiß, bei 32C, man schwitzt in Strömen. Leider gibt es keinen Laden (Ich habe keine Milch mehr und fast kein Spüli). Auch Internet gibt es nicht. An der einzigen Bar im einzigen Hotel, wo ich ein eiskaltes Tonic Water mit viel Eis trinke, leiht mir die nette Bedienung ihr iPhone und ich schreibe eine SMS als Lebenszeichen an Nina.

Mehr hat die Insel nicht zu bieten, und so verbringe ich den verregneten Nachmittag an Bord, schlafe noch eine ruhige Nacht und lichte am nächsten Morgen den Anker.

06.06.2013

Alles ist Fluss

Mit über hundert Seemeilen Abstand bin ich am Delta des Amazonas, dem größten Strom der Welt, vorbeigesegelt. Jetzt fällt mir auf, dass das Wasser auf einmal nicht mehr klar und blau, sondern schwarz-grün ist. Ein schwarzer Ozean unter einem blauen Himmel, das sieht sonderbar aus. Eine Geschmacksprobe zeigt: das Wasser ist auch nicht mehr so salzig wie sonst. Ich fahre also jetzt auf der Verlängerung des Flusses auf dem Meer.

Aber der Amazonas ist nur der größte Süßwasserstrom. Ich fahre nämlich schon lange auf einem viel größeren Strom, hunderte Meilen breit, hunderte Meter tief und bis zu drei Knoten schnell: Der Äquatorialstrom. Vom Passatwind angetrieben fließt das Ozeanwasser parallel zum Äquator und dann die Nordküste Südamerikas entlang in die Karibik. Wenn die warmen Wassermassen dann durch den Golf von Mexiko in den Nordatlantik kommen, heißt das ganze Golfstrom, und heizt schließlich unser Europa und macht es überhaupt bewohnbar.

Zum Glück fahre ich mit dem Strom, und bin dankbar, daß ich so schneller ans Ziel komme.

05.06.2013

Ariane


Schwacher Wind, ruhiges Meer, langsame Fahrt und ein gewohnt vielfarbiger Sonnenuntergang.
Etwas später, es ist schon fast ganz dunkel, komme ich nochmal an Deck und staune. Wow, eine brilliant strahlende Wolke erleuchtet die Welt. Ein schlangenförmiger Streifen von Lichtwolke erhebt sich vom westlichen Horizont bis hoch ins Firmament.
Die Wolke ist offensichtlich so hoch, dass sie noch voll im Licht der Sonne erstrahlt, die für mich schon weiter unter dem Horizont steht. Das kann nur eins sein: Der Kondensstreifen einer Rakete, gestartet im europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch Guyana. Bis da sind es von hier noch 230 Seemeilen. Beim Start zum Orbit in Richtung Osten muss die Rakete über mich drüber geflogen sein. Schade, dass ich den Start selber verpasst habe, während ich unter Deck am Computer saß und Musik gehört habe.
Später habe ich erfahren, dass das die Trägerrakete Ariane war, auf dem Weg mit Versorgungsgütern zur Internationalen Weltraumstation ISS.

04.06.2013

Flaute


Kein Wind. Ich berge die Segel und lasse mich treiben.

Dann raffe ich mich auf, und hole Taucherbrille, Schnorchel und Flossen. Sicherheitshalber binde ich eine lange Schwimmleine mit Rettungsring ans Heck. Dann gehe ich ins Wasser. Ganz alleine. Wassertiefe laut Karte zwischen 200 und 1000 Meter.
Das Wasser ist sanft, frisch, warm und ganz klar. Leichte Wellen schaukeln das Schiff. Mit der Brille kann ich das ganze Unterwasserschiff sehen, bis zur Kielsohle. Ich könnte auch noch viel weiter sehen, aber da ist nichts, nur endloses Blau in alle Richtungen. Auch keine Fische.
Ich sehe jetzt auch ganz klar, wo die Leinen von dem eingefangenen Schwimmkörper festhängen. Wie gedacht, am Ruder. Ich tauche runter und ziehe und zerre, erst von der einen Seite, dann nochmal von der anderen Seite und schließlich habe ich die fiesen Leinenreste in der Hand.
Zweck erfüllt, und mir ist doch ein wenig mulmig, also beende ich die Badepartie und gehe wieder an Bord.

02.06.2013

Äquator

Um 2 Minuten nach Mitternacht überquere ich den Äquator bei 43°50'W. Sonst passiert nichts Aufregendes. Die Strömung schiebt mich weiterhin mit 2kn vorwärts nach NW.

31.05.2013

Ins Netz gegangen

Abend, frischer Wind und ich mache flotte Fahrt. Ich bin in der Küche und koche gerade Curry-Tomatensauce für meine Kichererbsen, als mich ein ungewohntes Geräusch irritiert. Auf dem Schiff gibt es viele Geräusche, und ich kenne fast alle, aber dieses ist neu: quietschendes Plastik von achtern. Ich gehe ins Cockpit und erkenne schnell was los ist: ein großer Styropor-Würfel klemmt unter dem Heck und bei jeder Welle schabt er quietschend am Rumpf. Außerdem macht das Schiff fast keine Fahrt mehr. Im Dunkeln achteraus erkenne ich mit Kopflampe weitere Styropor-Schwimmkörper, verbunden mit Leinen, und mir ist klar: daran hänge ich jetzt fest. Ich nehme die Segel runter, aber mit 20kn Wind zerrt das Schiff auch ohne Segel an seiner Fessel, die sich anscheinend am Ruder festgeklemmt hat. Das Steuerrad lässt sich nur noch zu einer Seite und dann garnicht mehr drehen. Mist!
Das Wasser ist hier 75m tief, gerade am Rand des Festlandsockels, wo aus einer Wassertiefe von dutzenden plötzlich tausende Meter werden. Hier gibt es wohl die besten Fische, und irgendein Fischer hat sein Netz mit Schwimmern und Ankern hier platziert.

Da hänge ich nun, und überlege, wie ich da halbwegs elegant wieder frei komme. Mit dem Motor rückwärts fahren traue ich mich nicht, damit sich die Schraube nicht auch verfängt, falls sie es nicht schon ist. Tauchen gehen und mit der Hand befreien? Alleine, im Dunkeln? Undenkbar! Bis zum Morgen warten und dann tauchen? Da müsste erst Wind und Welle aufhören, sonst werde ich unter dem Heck erschlagen. Die Wellen klatschen jetzt gegen das stehende Heck, einige spritzen hoch und machen mein T-Shirt pitschnass. Immerhin ist es warm.
Ich versuche die Leine, an der ich festhänge, aus dem Wasser mit dem Bootshaken hochzunehmen. Die Leine steht unter Spannung, ich ziehe mit Kraft, und der Bootshaken bricht. Ich halte den Griff in der Hand und sehe das andere Ende langsam wegdriften. Mist.
Ich habe ja noch einen Bootshaken, den ich jetzt hole. Diesmal binde ich eine Leine an die Reling und an das untere Ende der Stange. Ich ziehe wieder mit Kraft die Leine aus dem Wasser, fast habe ich sie, aber es ist zu schwer, dann bricht auch der zweite Bootshaken in der Mitte durch. Ich halte den Griff in der Hand und sehe das andere Ende zusammen mit der Leine langsam wegdriften. Der Knoten der Reling war nicht richtig fest! Das passiert mir doch sonst nie. Mist!

Na gut, die Bootshaken waren beide alt und klapperig. Jetzt kann ich mir einen schönen neuen kaufen. In Trinidad.

Nächster Versuch: Ich binde aus einer Festmacherleine eine Art Lasso und versuche damit den anderen Styroporwürfel einzufangen, der in der Nähe schwimmt. Aber ich kriege die Schlinge nicht richtig rüber - einmal fast, aber dann doch nicht. Während ich noch überlege, treibt der Würfel langsam nach vorne, und legt sich dann sanft an die Bordwand. Dort kriege ich ihn einfach mit der Hand zu fassen und hole ihn an Deck.
Aber auch mit den Leinen, die ich jetzt in der Hand habe, bekomme ich den verklemmten Würfel am Heck nicht frei, also kappe ich sie. Schließlich hole ich aus der Kombüse das lange Messer, hänge mich (gut angeleint) kopfüber am Heck hinunter und schneide knapp unter Wasser die straff gespannte Leine durch. Peng! Haha! Frei! Das Schiff fährt wieder. Das Ruder lässt sich auch wieder bewegen. Erleichterung!
Nur der Styroporwürfel hängt immer noch unter dem Heck, bremst die Fahrt und quietscht mit jeder Welle. Ich hänge mich wieder mit dem Küchenmesser bewaffnet am Heck hinunter und schneide mühsam die vier Leinen durch, die das Styropor festhalten. Schließlich rutscht der Würfel von seiner Befestigung und treibt im Kielwasser davon. Ein paar kurze Leinen hängen noch am Ruder, aber das macht erstmal nichts, so kann ich weiterfahren. Ich teste den Motor und stelle erleichtert fest, dass sich die Schraube frei dreht.
Dann zurück zum Curry und Abendessen.


Den eingefangenen Würfel hebe ich erstmal als Souvenir auf, und schenke ihn später irgendwo einem Fischer.

29.05.2013

Jericoacoara


Der kräftige Passatwind und die starke Strömung des Äquatorialstroms schiebt mich mit Rekordgeschwindigkeit (Etmal 172 Meilen) an der Nordküste Brasiliens entlang nach Westen. Mein Ziel: noch einmal ankern und an Land gehen, bevor ich Brasilien endgültig verlasse.
Im Cruising Guide ist mein gewählter Ort nicht erwähnt, aber auf der Seekarte sieht es machbar aus, und auf Google Earth ist dort ein ankerndes Segelschiff zu sehen. Dessen Koordinaten habe ich mir eingespeichert, und da will ich hin. Aber bitte nicht im Dunkeln ankommen.
Ich fahre 70 Meilen vor der Küste, jenseits des Festlandsockels, um möglichst stark die Strömung auszunutzen. Als ich dann den Kurs Richtung Küste ändere, merke ich, dass mich die Strömung am Ziel vorbeitragen will, und ich muss fast am Wind kämpfen, um da anzukommen, wo ich hinwill. Außerdem muss ich mich beeilen, um noch bei Tageslicht da zu sein. Ich trimme die Segel auf Höchstgeschwindigkeit und am Nachmittag kommt Land in Sicht. Pünktlich zum Sonnenuntergang laufe ich in die kleine offene Bucht ein und im letzten Licht fällt der Anker auf den flachen sandigen Grund. Die Bucht liegt friedlich da, hinter einer riesigen Düne gut geschützt von Wind und Welle.

Ich schlafe gut aus, und am nächsten Morgen mache ich das Schlauchboot klar und gehe an Land. Das ist gar nicht so einfach. Der Strand ist so flach, dass ich 500m weit draußen ankern muss, um genug Wasser unterm Kiel zu haben. Dann muss ich die letzten 50m, wo kleine Wellen brechen, waten und das Schlauchboot ziehen, weil es so flach ist. Und dann muss ich das Boot 100m den Strand hinauftragen zur Hochwasserlinie, damit es nicht weggeschwommen ist, wenn ich wiederkomme. Dabei hilft mir ein netter Tourist, alleine hätte ich das nicht geschafft. Und dann muss ich einen Aufpasser bezahlen, damit niemand Unfug treibt, während ich unterwegs bin.

Ich bin in Jericoacoara, einem abgelegenen aber angesagten Urlaubsort an der wüstenhaften Küste des Bundesstaates Ceará. Weil das Wasser ruhig aber der Wind stetig ist, kommen Kitesurfer und Windsurfer aus der ganzen Welt hier her. Dafür nehmen sie auch die Anfahrt mit Offroad-Bus über Wüstenpisten in Kauf. Nur Brasilianer einer gewissen Schicht, die kommen mit dem Helikopter.
Am Strand reiht sich eine Surf-Schule an die andere. Dazwischen Bars und Hotelanlagen. Ich lasse mir von einer Kite-Lehrerin erzählen, dass die meisten Grundstücke hier Italienern gehören, die, wie ihr Chef, vor Jahren, als es noch billig war, hier investiert haben.
Ich schlendere durch den kleinen Ort. Ich finde ein Internetcafe und rufe mit Skype bei Nina an, die sich sehr freut.

Zum Sonnenuntergang versammeln sich alle Touristen auf der großen Sanddüne neben dem Ort, um zuzusehen, wie die Sonne im Meer versinkt - hier ist einer der wenigen Orte in Brasilien, wo man das kann.
Ich ruhe mich an Bord aus und gehe um Mitternacht nochmal an Land. Heute Nacht gibt es Forró, Livemusik und Tanz. Die Musik ist energiegeladen, aber zum Tanzen fehlt mir etwas der Schwung. Aber schöner Abschied von Brasilien.
Noch einen Tag und eine Nacht mache ich Ruhepause, dann lichte ich am frühen Morgen den Anker und mache mich auf zur nächsten Etappe.

25.05.2013

SFL Spey



Am fünften Tag auf See kommt morgens ein Schiff auf mich zu. Ich sehe auf AIS den Namen "SFL Spey" und funke es an, ob er mich auch sieht. Kein Problem sagt der Kapitän, und überholt mich eine Viertelstunde später in knappem Abstand. In dem Moment geht ein Regenschauer nieder und der Frachter ist von einem Regenbogen umgeben. Ich zücke meine Kamera und mache ein Bild während das Schiff aus dem Regenbogen hinausfährt.
Ich funke den Kapitän nochmal an, und frage ihn, ob ich ihm das Foto schicken soll. Er heisst Lito, ist Filipino, und er gibt mir seine Email. Ich verspreche, ihm Wochen später, wenn ich wieder Internet habe, eine Mail zu schreiben.
Bevor er am Horizont verschwindet, habe ich eine Idee und funke ihn nochmal an. Ich frage ihn, ob er für mich eine Email an Nina schreiben kann, dass es mir gut geht. Das macht er gerne und ich gebe ihre Adresse durch. Da wird sie sich freuen, denke ich mir.

Flaschenpost

Früher hätte man eine Flaschenpost ins Meer geworfen. Heute macht man das besser per Funk. Geht schneller. Eben erreichte mich diese Email:


From : Michael Kurz
C/O MV SFL Spey

Hi ! This message is sent by your husband saying he’s well Okay on board his sailing boat.
He will arrived in about two weeks from now.



Best Regards
Master MV SFL Spey

Juhu!!!

Für alle, die es noch nicht wussten: Michi segelt gerade von Salvador nach Trinidad, während ich zuhause die Kinder bespaße.

17.05.2013

Tifricat

Das einzige andere bewohnte ausländische Boot in der Marina ist Tifricat mit Fritz und Gitti aus Graz. Sie helfen mir bei meinen Ausflügen zum Masttop, indem sie die Winches bedienen, die mich hochziehen. Dann haben wir ein paar lustige Abende zusammen, bei Spaghetti, Rotwein und Grappa.


Außerdem gehe ich ein paar mal in Salvador aus mit meinem Freund Nico, dem Reisebuchautor, und seinen Freunden. Wir haben Spaß bei brasilianischer Live-Musik verschiedener Art.

15.05.2013

Aufklarieren

10 Flugstunden und ein Taxi und ich bin wieder bei Padma an Bord, in Salvador de Bahia. Diesmal will ich die Reise alleine fortsetzen. Nina, Kaya und Mona warten geduldig in Gießen,as> während ich die weite Strecke rund um Brasilien bis in die Karibik segele. Denn da wollen wir nächsten Winter als Familie die Inseln erkunden. Aber zuerst liegen 2500 Seemeilen oder drei Wochen auf See vor mir.

Ich finde Padma so vor, wie ich sie verlassen habe. Alles ist in Ordnung, nur in der Bugkabine ist es pitschnass von Regenwasser, weil die Decksluke undicht ist. Aber das wusste ich schon, weswegen ich eine neue Luke im Gepäck habe, die ich an einem trockenen Tag einbaue und am nächsten Tag bei Regen erfolgreich teste.
Und das Wind-Instrument funktioniert nicht. Ich brauche einige Tage und mehrere Gänge zum Masttop um das Problem zu identifizieren und dann zu beheben: Das Kabel im Mast, das zur Windfahne auf dem Top geht, ist korrodiert. Ich ziehe ein neues ein und löte in luftiger Höhe die Kontakte zusammen.

Ich brauche einige Tage, um alles aufzuräumen, anzubringen und seeklar zu machen. Außerdem ist das Unterwasserschiff ziemlich bewachsen und muss mühsam freigekratzt werden. Ich lasse die Schraube reinigen und fahre nach Itaparica, wo das Wasser sauber ist. Auf dem Hinweg fährt Padma mit Vollgas gerade mal 5 Knoten schnell. Auf dem Rückweg, frisch gesäubert gehen 7,5 Knoten!

31.01.2013

Mona Yolanda - ein neues Abenteuer!

Da ist sie! Am 14.01.2013 wurde unsere zweite Tochter geboren: Mona Yolanda Merzenich, 47,5 cm, 2810g. Die Geburt war, wie schon bei Kaya, relativ schnell und verlief ohne weitere Komplikationen. Um 22 Uhr gingen die Wehen los, um 0.45 Uhr war Mona da. Fast drei Wochen vor geplantem Termin, winzig und schrumpelig und ganz verklebt - aber gesund. Wir waren in einem Geburtshaus, so dass wir bereits drei Stunden nach Geburt wieder nach Hause fahren konnten. Das bedeutete zwar, das kleine Bündel mitten in der Nacht bei minus 4 Grad in warme Decken zu wickeln und ins Auto zu packen, dafür aber waren wir dann in unseren eigenen vier Wänden und konnten ihre Ankunft in der Welt gemeinsam und ganz privat genießen.
Kaya hat noch ein bisschen zu knabbern daran, dass nun plötzlich ein Geschwisterchen da ist. Einerseits findet sie es ganz spannend, möchte Mona streicheln und küssen und ihr die Spieluhr aufziehen, andererseits möchte sie, dass ich nach wie vor voll zu ihrer Verfügung stehe, wenn sie mich zum Spielen oder Vorlesen braucht. Wehe, ich habe ausgerechnet dann das Baby auf dem Arm. "Die Mona muss in den Stubenwagen," sagt sie dann ganz entschieden. "Die Mona in den Stubenwagen legen und dann kannst du mit mir pielen!"
Wir bleiben gespannt, wie sich die Familiendynamik weiter entwickelt!
Wenn alle gesund bleiben, sind wir im Herbst zu viert auf dem Boot. Dann gibt es auch wieder neue Reiseberichte. Jetzt wird erstmal gekuschelt und das Nest renoviert.

29.01.2013

Wir haben ein Haus

Wir haben unser Traumhaus gefunden! Es stand im Internet zum Verkauf, als wir noch in Brasilien waren. Als wir zurück kamen haben wir es uns angesehen und uns verliebt. Es liegt ganz idyllisch, mit großem Garten, am Rand vom Dorf Hachborn in der Nähe von Marburg. Das Haus ist 130 Jahre alt, mit klassischer Eleganz, großzügig hohen Decken, und alles ist noch weitgehend original erhalten. Allerdings müssen wir auch noch manches sanieren, besonders neue Fenster, eine neue Schieferfassade und bessere Wärmedämmung brauchen wir.
Ab April sind wir Hausbesitzer und können anfangen zu bauen und zu renovieren. 2014 wollen wir einziehen.



Die Koordinaten unseres neuen Liegeplatzes sind:
N 50° 43,04' E 008° 47,11'