30.11.2011

Die Ruhe vor dem Törn

Heute soll's weitergehen mit Ziel Boavista. Da wir etwa 16-20 Stunden für die Fahrt rechnen, ist der Plan, gegen 15 Uhr zu starten, um nicht zu früh anzukommen. So können wir noch einen entspannten Morgen im Cockpit genießen...


29.11.2011

Noch ein Abendessen mit Kindern

Es gibt eine Seglervereinigung, die sich "TransOcean" nennt. An vielen schönen Plätzen der Welt, die sich per Boot erreichen lassen, leben sogenannte Stützpunktleiter von TransOcean. Sie kümmern sich um neu angekommene Segler, kennen die örtlichen Gegebenheiten und Bräuche, wissen, wo man Ersatzteile oder Hilfe bei Reperaturen bekommen kann und bieten ihre Gastfreundschaft an. Benno auf La Palma ist ein solcher Stützpunktleiter. Milan (Mindelo) war es, als er noch auf Maio lebte. Auf Sao Nicolau gibt es auch einen.

Wir hatten schon von einem anderen Seglerpärchen erfahren, dass es ihn irgendwo hier auf der Insel geben müsse, dass er Holländer sei und eine Art Restaurant hier hätte, dass sie aber noch nicht herausfinden konnten, wo das denn genau wäre und dass die Bilder aus dem TransOcean-Magazin auch keine Aufschlüsse darüber vermuten ließen. Aha. Heute lernen wir ihn kennen.

Mathieu, den wir mittags im Internetcafé treffen, erzählt uns, dass sie alle heute Abend in einem ungewöhnlichen Restaurant zum Abendessen verabredet seien. Ob wir nicht mitkommen wollten. Klar wollen wir! Da müsse man allerdings reservieren - es sei wirklich ein sehr ungewöhnliches Restaurant. Also gehen Michi, Kaya und er los, um zu reservieren, während ich in Ruhe emails schreiben kann (auch mal schön, dazu kommt man ja sonst wirklich fast nie!).

Zum Internetcafé: Der Ort Tarrafal ist ein verschlafenes Nest. Als wir am Sonntag unseren ersten Erkundungsgang hier machten, waren wir ein bisschen frustriert von dem absoluten Nichts, das einen hier umgibt. (Die Tatsache, dass es Sonntag war, hat nicht gerade geholfen). Breite Kopfsteinpflasterstraßen, menschenleer. Überall Glasscherben, Plastikdeckel, Zigarettenkippen. Ab und an ein Hund in der flirrenden Hitze. Staubig. Der dunkle Strand, in den der Ort übergeht, ist wenig einladen. Zu heiß zum Barfußlaufen, zu viel Müll überall. Der einzige Lichtpunkt ist das Café "Golfinho", das aus dem staubigen, schmuddeligen Rest wie ein kleines Juwel herausragt. In bunten Farben leuchtend, einen großen Delphin als Wahrzeichen über der Eingangstreppe, mit Pflanzen umrankt zieht es schon von Weitem die Aufmerksamkeit auf sich. Am Sonntag war es zu unserer großen Enttäuschung leider geschlossen. Aber nun ist es offen und bleibt, auch an gewöhnlichen Wochentagen, der einzig interessante Anlaufpunkt hier. Nicht zuletzt auch wegen der drei Computer, die in einer abgetrennten Ecke stehen und mit der Welt verknüpft sind.

Als Michi und Mathieu zurückkommen (alles klar, alles reserviert), kommen auch Ester, Brian und die Kinder rein, ebenso zwei weitere französische (Segler-)Familien mit Kindern. Sehr gesellig, so ein Internetcafé! Lange plaudern können wir allerdings nicht, denn wir wollen ja nochmal zum Boot und uns schick machen. Und das bedeutet: zum Dinghy laufen, Kaya in die Schwimmweste packen, mit dem Dinghy quer durch die Ankerbucht tuckern, an Bord frisch machen, zurück tuckern, Dinghy wieder gut festknoten. Das braucht Zeit. Also los!

Wir sind auch schlussendlich gerade so noch in der Zeit. Alle anderen sind bereits da, als wir mit Kaya im Arm die wohnliche Terrasse direkt am Strand betreten. Wow! Was für ein Ort! In der lauen Abendluft sitzen wir an einer langen, elegant gedeckten Tafel, die Kinder toben um uns herum, niedrige Mauern halten sie davon ab, zu weit weg zu rennen, in der Dunkelheit ist die nahe Brandung zu hören. Es wird ein großartiges Essen aufgetischt, Wein wird serviert - wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sich auf einer Strandhochzeit wähnen. Oder auf einem edlen Kindergeburtstag, das passt eher zu dem Gewusel um uns herum. :)

Und obwohl es ganz ganz toll hier ist - irgendwann werden die Kinder müde und wir müssen schweren Herzens aufbrechen. Lustig, wie alle nach und nach in ihre Schlauchboote klettern, das kleine Gewusel in Schwimmwesten, in jedem Boot eine Stirnlampe, und wie die kleinen Lichtchen bald durch die dunkle Bucht schwanken, jedes zu seinem eigenen Schiff. Ich werde euch vermissen!

Abendessen mit Kindern

Mathieu und Stefanie kommen mit Tom und Robinson zum Abendessen. Hier ist ja plötzlich was los an Bord! Die Kinder toben auf dem Salonsofa wie kleine Äffchen und machen auch etwa so viel Krach. Ein bisschen anstrengend - aber auch so lebendig! Ich bin glücklich.

Und Kaya scheint ein bisschen in Robinson verliebt...


Mathieu, Robinson, Kaya (von oben nach unten):


Stefanie und Tom:

28.11.2011

Bunte Boote in blauer Bucht





Ausflug in die Berge von Sao Nicolau

Lustiger Weise treffen wir bekannte Gesichter hier wieder: Brian und Ester mit ihren beiden Kindern, die mit uns in Tarrafal auf Santo Antao ankerten, und Mathieu und Stefanie mit zwei Kindern in ähnlichem Alter, die hinter uns in Mindelo ankerten, mit denen wir aber noch nicht viel Gelegenheit hatten zu sprechen.

Jetzt sind alle wieder hier! So viele Kinder! Heute fahren wir alle gemeinsam zum Wandern in die Berge. Das heißt, leider nicht ganz alle, da Esters Tochter krank ist und die beiden daher an Bord bleiben müssen. Wir anderen, fünf Erwachsene und vier Kinder, steigen vormittags in ein Aluguer, das uns zum Beginn eines Wanderwegs bringen soll.

Gute Sicht auf die Ankerbucht von hier oben! Padma ist der zweite Mast von rechts, zwischen den beiden Katamaranen.


Im Aluguer gibt es privilegierte Plätze drinnen (für Mütter mit kleinen Kindern)...


...und zugige Plätze draußen für harte Männer und harte Söhne.


Am Aussichtspunkt.


Von hier können wir den Pfad schon sehen, der uns runter nach Ribeira Brava bringen soll. Etwa eine Stunde Laufzeit, schätzen unsere Freunde. Das klingt ja überschaubar. Wir laufen guten Mutes los und genießen die spektakuläre Landschaft um uns herum.


Gruppenphoto.


Unterwegs gibt es lauter spannende Dinge zu sehen. Vor allem die Tierwelt fasziniert uns.


Allerdings zieht sich der Weg dann doch deutlich länger hin, als erwartet. Da müssen wir uns erstmal stärken. Und da der Ort noch ein gutes Stück zu Fuß entfernt ist, gibt es einen Imbiss an der Straße.


Nach ausgiebigem Picknick trampen wir auf einem Pickup runter bis Ribeira Brava. Kaya hockt neben mir auf der Ladefläche, vom Fahrtwind zerzaust, und guckt etwas verblüfft. Tom und Merlyn, gut gehalten zwischen Brian und Michi, strahlen: Die Pickupfahrt ist ziemlich sicher ihr persönliches Highlight heute. Ich bin auch begeistert. Mit fünf Erwachsenen und vier Kindern zu trampen - das muss einem erstmal einer nachmachen!

In Ribeira Brava spazieren ein bisschen rum, trinken Kaffee, toben mit den Kindern und besichtigen die Sehenswürdigkeiten (davon gibt es nicht viele, genau genommen nur die Markthalle und die Kirche).


Dann geht es per Aluguer wieder zurück nach Tarrafal. Schön war das! Schade nur, dass wir nicht mehr Zeit miteinander haben werden. Bald werden sich wieder alle in die verschiedenen Windrichtungen verstreuen. Daran werde ich mich wohl nie richtig gewöhnen.

27.11.2011

Badespaß

So darf der Tag auch mal beginnen. Wir binden Kayas Schwimmreifen ans Boot und los geht das Plantschvergnügen.








Was die Bilder nicht zeigen, ist der Spaß, den alle Beteiligten haben, als Michi die Leine ganz lang rauslässt, ich mit Kaya vom Boot wegstrampel und er uns anschließend mit Schwung zurückholt. Wie Wasserskifahren ist das!

26.11.2011

Santa Lucia - Sao Nicolau

Das ist die Kulisse, die sich hier an unserem lauschigen Ankerplätzchen morgens dem Auge bietet. Schon ganz schön...


Auch Kaya kann sich gar nicht satt sehen.


Aber so schön es auch ist, wir wollen ja weiter. Immerhin muss ich am 7.12. von Sal losfliegen und bis dahin ist es noch ein paar Tagesetappen. Ich weiß zwar, dass segeln langsamer ist als fliegen, aber so im direkten Vergleich bleibt es immer wieder verblüffend: Der Flieger von Mindelo nach Sal braucht eine Stunde. Mit dem Boot brauchen wir vier Tagesetappen.

Auch heute kämpfen wir uns ziemlich hart am Wind voran. Wieder liegen Kaya und ich benommen im Salon und können nur leise wimmern und vor uns hin gucken. Zumindest am Anfang. Dann irgendwann schläft Kaya und ich wage mich mal ins Cockpit. Wir liegen so schräg, dass ich meine Füße gegen die gegenüberliegende Sitzbank stemmen muss. Der Ausblick allerdings ist unschlagbar. Wir passieren steuerbords zwei kleinere, ebenfalls unbewohnte Inseln. Im Kielwasser liegt die Silhouette von Santa Lucia, dahinter im Dunst Sao Vicente, vor uns sind bereits deutlich die schroffen Berggipfel von Sao Nicolau zu erkennen. Über uns strahlend blauer Himmel. Wir sitzen barfuss nebeneinander, schauen den munter um Padma herumspülenden Wellen zu und genießen die Dynamik der Bewegung des Bootes. Wenn mir mal nicht übel ist und ich keine Angst habe und keine Sorge um Kaya, ist das Segeln ein Traum. Dann fühle ich mich auf eine Art lebendig, die ich sonst ganz selten spüre. Toll ist das! In solchen Momenten verstehe ich Michis Leidenschaft für dieses Leben 120%.

In gerader Linie sausen wir direkt auf Tarrafal, Sao Nicolao zu. Allerdings müssen wir das letzte Stück motorn, da in der Abdeckung der Insel plötzlich null Wind mehr ist. Auch schön! Wenigstens gibt es dadurch jetzt auch keine Wellen mehr und keine Schräglage. Da kann sogar Kaya an Deck rumtoben.


Tarrafal sieht als Ort nicht sehr einladend aus, aber die Ankerbucht dafür umso mehr! Mindestens 15 Boote dümpeln hier bereits vor sich hin, als wir einlaufen. Wir suchen eine Lücke aus, werfen den Anker und lassen uns Zeit, auch mental hier anzukommen.

Nichts tun. Mit Kaya lachen, Sonnenuntergang gucken, leben, lieben. Was braucht man mehr?

Panorama-Blick auf die Ankerbucht von Tarrafal, Sao Nicolau

25.11.2011

Zen or the Art of Boatmaintenance

"Blauwassersegeln heißt: Wir reparieren unser Boot an den schönsten Plätzen der Welt."
Hier: Santa Lucia.

24.11.2011

Wind und Sterne: von Mindelo nach Santa Lucia

Weit ist es nicht. Etwa 20 Seemeilen vom Hafen von Mindelo bis zu der kleinen Ankerbucht der unbewohnten Insel Santa Lucia, wo wir einen Zwischenstop auf unserer Fahrt nach Sao Nicolau einlegen wollen. bei 4 oder 5 Knoten Fahrt müsste das in maximal 5 Stunden zu schaffen sein.

Dementsprechend entspannt gehen wir morgens an die Vorbereitungen. Es muss nochmal Wasser nachgetankt werden, Boot aufgeklart (wie immer), Müll weggebracht etc. Schließlich ist es halb 1, als wir die Leinen an der Tankstelle der Marina loswerfen und Richtung Norden aus der Bucht steuern. Zunächst müssen wir an der Küste von Sao Vicente hochkreuzen, ein Umweg, der uns wertvolle Seemeilen und Stunden kostet. Dann geht es mit gutem Wind ums Kap und Richtung Ost/Südost auf Santa Lucia zu. Kaya und ich liegen benommen auf dem Salonsofa, während Padma sich am Wind fröhlich durch die Wellen kämpft und Michi an den Segeln zupft und die Navigation im Blick behält. Mehr ist nicht zu machen. So ist Segeln eben auch oft: Alles ist eingestellt, der Autopilot ist auf Kurs, jetzt kann man auf die Wellen gucken und meditieren. Könnte man. Wenn einem nicht so wahnsinnig schlecht wäre. Ich hänge blass und zitternd über der Pütz und merke mal wieder: Gute Entscheidung! Das mit dem Flug.

Zwischen den Inseln zeigen unsere Instrumente, dass wir 6 Knoten Fahrt durchs Wasser machen, aber nur 2-3 über Grund. Die Strömung hier scheint gegen uns zu sein. Und dagegen, dass wir noch bei Tageslicht die Ankerbucht erreichen. Michi legt schon mal den Suchscheinwerfer bereit. An der Küste von Santa Lucia kommen wir in die Abdeckung der Insel, die Fahrt wird viel ruhiger weil die Welle weg ist. Dann aber auch viel langsamer weil der Wind weg ist.

Die Dämmerung kommt, und noch 20 Minuten bis Buffalo. Als wir da sind, wo wir ankern wollen, ist es stockfinstere Nacht. Die Brandung am Strand ist zu hören, GPS, elektronische Seekarte, Tiefenmesser und Radar zeigen uns, wo wir sind, wo der Strand ist und wo die kleine Felseninsel in der Bucht, gegen die wir besser nicht fahren - aber zu erkennnen ist nichts außer dem tiefschwarzen Wasser rund um unser Boot. Ich stehe am Bug und starre ins Wasser vor uns, Michi am Steuer blinzelt per Suchscheinwerfer in die Dunkelheit. Im Schneckentempo tasten wir uns voran. Ein dezentes Lichtchen, das wir schon von Weitem sehen konnten, zeigt uns, dass wir nicht die Einzigen hier sind. Da liegt noch ein Schiff vor Anker. Und während wir uns noch durch die Nacht kämpfen, kommt plötzlich aus dem schwarzen Nichts ein Dinghy angeknattert. Der Skipper von nebenan. Ob er uns helfen könne? Er braust Richtung Strand und zurück, sagt uns, wie weit wir vom Ufer sind, wo sein Anker etwa liegt und wo er uns empfehlen würde, unseren zu werfen. Toll! Das nenne ich mal Solidarität unter Seglern. Mit seiner Hilfe finden wir bald eine geeignete Stelle und können uns endlich entspannt zurücklehnen. Uff!

Vor allem können wir jetzt die Stille und nächtliche Schönheit dieses Ortes gebührend bewundern und genießen. Als Kaya längst schon selig schlummert, stehen wir noch eine ganze Weile an Deck und starren in den Sternenhimmel über uns. Was für ein Moment! Was für eine Glückseligkeit in jeder Faser meines Körpers! Und was für ein Kampf, was für ein Leiden, hierher zu kommen. Per aspera ad astra. Durch die Dunkelheit zu den Sternen. Noch nie ist mir die Bedeutung dieser Weisheit so klar geworden, wie beim Segeln.

23.11.2011

Escher in Valverde

In Valverde auf El Hierro gibt es einen Platz, der aussieht, als wäre er von Escher entworfen. Das hat mich animiert, ein entsprechendes Panorama zu konstruieren.


Wie immer bei Panoramas: draufklicken, reinzoomen und herumscrollen.

Kapverden Panoramas

Ankernde Yachten im Hafen von Mindelo.


Der Blick über das Tal von Paúl auf Santo Antão von der Terasse unseres Gasthauses Casa das Ilhas.


Blick vom Balkon unseres Hotelzimmers in Ponta do Sol an der Nordspitze von Santo Antão.


Auf der Wanderung entlang der Nordküste von Santo Antão.










Blick in das Tal Cova de Paúl im Hochland von Santo Antão.




Blick von oben hinunter ins Ribiera da Torre.


Blick von unten hinauf ins Ribiera da Torre.


Am Strand des Örtchens São Pedro an der Südküste von São Vincente.


Vorm Haus von Jorge in Tarrafal an der Westküste von Santo Antão. (Padma im Bild rechts)


Sonnenuntergang in Tarrafal/Santo Antão. (Padma im Bild links)

22.11.2011

Entscheidungen

So. Nun ist es entschieden. Nach einigen Tagen voller Unentschlossenheit, Hin- und Herwälzen von Optionen, Kampf mit dem schlechten Gewissen, ein Feigling zu sein, und gleichzeitig Kampf mit dem Versuch, das in mir aufsteigende Bedürfnis nach Freunden, Familie, Heimat, Abenteuerpause zu unterdrücken, um mich doch auf die Überquerung einlassen zu können, habe ich gemerkt: So kommen wir auch nicht weiter. Und vor allem kommen wir so nicht gemeinsam nach Brasilien.

Sich ernst nehmen. Das ist das Einzige, was zählt.

Ich sehe andere Familien, die zur großen Überquerung starten, und bewundere sie. Aber es sind andere Familien. Ich höre von Seglern, die schon den Atlantik bezwungen haben, dass es ganz easy sei, ein Spaziergang, gar kein Problem, auch nicht mit Kind. Aber es sind andere Segler.

Ich bin ich.

Und es bringt mich nicht weiter, anderen nachzueifern, wenn es meinen innersten Bedürfnissen nicht entspricht. Abgesehen davon, dass mir das "Bild" der toughen Weltumseglerin gefällt und ich nun ein bisschen zerknirscht bin, dass es ein Entwurf ist, der mich nicht ganz korrekt abbildet, bin ich doch insgesamt nun ruhiger und zufriedener, weil es mir gelungen ist, auf mich zu hören und mich nicht von den Kommentaren oder Entwürfen anderer verunsichern zu lassen.

Ich will nach Hause. Ich will nicht mehrere Wochen auf See sein. Nicht mit Kind.

So einfach.

Deswegen fliegen Kaya und ich am 7.12. nach Deutschland, um die Weihnachtszeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Und es fühlt sich gut und warm und richtig an.

Und da Michi Michi ist und seine eigenen Bedürfnisse hat, segelt er alleine weiter. So kann er in Ruhe noch nach Senegal und Gambia, wo ich nie hin wollte aus Angst vor Malaria. So kann er alleine über den Atlantik nach Brasilien, was für ihn auch eine besondere Herausforderung ist, der er sich gerne stellen möchte.

Und wenn das Boot in Brasilien ist, können Kaya und ich wieder einsteigen. Guter Plan! Gut, weil jeder für sich sorgt und eigene Grenzen und Bedürfnisse respektiert und weil wir die Grenzen und Bedürfnisse des anderen respektieren können, ohne uns Vorwürfe zu machen. Das gefällt mir. Und auch wenn wir jetzt Weihnachten wohl nicht zusammen feiern werden und eine Weile getrennte Wege gehen, so bin ich doch ganz glücklich über uns und diese Art der Partnerschaft.

Bleibt nur noch offen, ob Michi unser Blog regelmäßig pflegen wird...

15.11.2011

Letzter Tag in Tarrafal

Wir verbringen den Vormittag größtenteils bei Susi und Frank auf der Terrasse. Michi verschwindet zwischendurch mal mit Jorge in die Plantage, um sich kiloweise Bananen, Cassavawurzeln und Papaya ernten zu lassen. (Wow! Das reicht für eine Fahrt nach Brasilien!) Ansonsten lungern wir rum. Wobei "rumlungern" für mich nicht so richtig zutrifft. Ich bin ja die Kinderbetreuung. Und Kaya rennt unermüdlich durch die Gegend und verlangt volle Aufmerksamkeit (Macht sie auch nicht gerade was kaputt? Ist sie die Treppe hochgeklettert? Woher hat sie die Gießkanne? Waren die Scherben da schon vorher? usw.). Ich merke plötzlich, wie alles hier an meinen Kräften nagt: Die Aufsicht über meine Tochter an immer neuen, fremden Orten, das Leben an Bord, die unruhigen Nächte (in der Ankerbucht kann es auch schon mal schaukelig werden), der permanente Arbeitseinsatz, den man braucht, um überhaupt die Aufgaben des Alltags zu bewältigen. "Wir segeln um die Welt" mag mit Bildern assoziiert sein wie etwa sanft in der Hängematte schaukeln, an Deck in der Sonne dösen, Delphine gucken, Sundowner am Strand schlürfen etc. All das kommt, zugegeben, auch mal zwischendurch vor. Aber die meiste Zeit sind wir im vollen Einsatz. Vor allem, weil wir mit Kind unterwegs sind. An Tagen wie heute, wo es eigentlich nicht viel zu tun gibt und Gelegenheit zum Verschnaufen wäre, komme ich nicht mal dazu, eine einzige Seite zu lesen, weil ich dem Kind pausenlos hinterherflitze. Diese Reise ist großartig, unterm Strich, und ich bereue nicht, dabei zu sein. Aber was mir manchmal fehlt, sind Momente, in denen ich meine Batterien wieder aufladen kann. Ich werde dünnhäutig und gereizt, wenn ich das nicht kann.

Als wir zurück an Bord sind (heute deutlich vor Sonnenuntergang), macht Michi uns ein kleines Wellness-Paradies im Cockpit. Das ist doch schon mal ein guter Anfang!


Aber zerknirscht bin ich immer noch. Vielleicht auch ein bisschen, weil ich der Kamera noch nachtrauere, vielleicht aber auch, weil mich die bevorstehende Überfahrt nervös macht.


Was kann man da tun? Ich spüre zunehmend, dass mir die Kraft, rein physisch, aber auch mental, fehlt, um mich auf das Abenteuer der Atlantiküberquerung (mit Kind) einzulassen. Aus der geschützten Marina von Mindelo heraus, ließ sich ganz schön davon träumen, zumal so viele da waren, die die Tour schon irgendwann mal gemacht hatten und die ganz entspannt davon erzählten. Aber hier vor Anker, wo ich mal wieder mit der Realität des begrenzten Raumes konfrontiert bin, wo ich manchmal nicht weiß, wohin mit mir oder wohin mit einer quengeligen Kaya, wo mein Körper wieder den pausenlosen Bewegungen des Schiffes ausgeliefert ist, sieht alles doch wieder ein bisschen anders aus. Was nun? Der Plan war Brasilien. Einen Plan B gibt es nicht. Soll ich es jetzt trotzdem einfach wagen und hoffen, dass es irgendwie gut geht? Oder soll ich auf mein jetziges Empfinden hören, mich ernst nehmen, die Überquerung sein lassen? Aber was dann?

14.11.2011

Nachbarn!


Das sind sie. Unsere neuen Nachbarn in der Ankerbucht. An Bord leben eine holländische Familie mit zwei Kindern und ein französischer Hitchhiker. Einsame Ankerplätze mögen ja ganz lauschig sein - aber ich perönlich finde es viel schöner, wenn nette Nachbarn da sind. Viel lebendiger!


Außerdem freut sich Kaya immer über Spielkameraden. Auch über nackte.


Während Mare von ihrem Papa schon wieder eingefangen wurde, rennt Kaya noch Richtung Fußballfeld. Ganz schön was los hier im Dorf!


Ester, Brian, Merlyn, Mare - das war ein schöner Tag mit euch! Jetzt aber ab nach Hause. Noch einmal fahren wir hier nicht im Dunklen los. Sie kommen alle noch kurz mit an Bord zu uns, die Kinder toben auf dem Sofa, Kaya zeigt Merlyn stolz jedes Bilderbuch, Mare spielt, die Männer fachsimplen über Segelboote und Ester und ich haben auch mal Zeit, uns ein bisschen zu unterhalten. Ist das schön! So viel Leben in unserem kleinen Salon!

PS.: Gut, dass Michi auch eine Kamera hat, sonst gäbe es ja ab jetzt gar keine Photos mehr im Blog...