14.01.2012

Reise nach Dakar


Ich muss also irgendwie schnell zum Flughafen nach Dakar kommen. Die grosse Fähre, die übers Meer nach Dakar fährt, verkehrt nur zwei Mal die Woche, das passt nicht. Aber am Busbahnhof in Ziguinchor gibt es Sammeltaxis.



Man kauft sich einen Platz, und dann wartet man bis der letzte Platz verkauft ist, und die Reise mit sieben Passagieren und dem Fahrer losgeht. Ich hatte den zweiten Platz und musste eine Dreiviertelstunde warten.


Abwarten und Milchkaffee trinken.




Auf der Gambia-Fähre

Die Reise ging von der Provinz Casamance, dem Süden des Senegal, über die Grenze nach Gambia, mit der Fähre über den Gambia-Fluss, über die Grenze nach Senegal (Hauptteil) zur Stadt Kaolack. Dort zum anderen Busbahnhof mit einem Taxi, das das schrottigste Fahrzeug gewesen sein muss, in dem ich je gefahren bin. Bei jeder Bodenwelle, hatte ich Angst, dass mein Rucksack aus dem Kofferraum fällt, und wir sind nur 30km/h gefahren. Dann umsteigen in einen Bus nach Dakar. Grosser Stau 50km vor Dakar wegen Rückreiseverkehr nach einem Festtag in der religiösen Hauptstadt Touba. Im Stop-and-Go schrammt der Bus einen PKW, was uns aber nur eine Viertelstunde aufhält.

12 Stunden Reise und ich bin schliesslich wieder in der Stadt. Noch eine Pizza mit Mayo und Senf (die Auswahl an Fastfood ist nicht gross) und dann zum Flughafen zum Checkin. Im Handgepäck habe ich meinen Computer und eine frische Papaya, und zwei Mal muss ich meine Tasche in der Gepäckablage retten vor jemand, der unbedingt seinen Handkoffer noch daraufquetschen will, obwohl es unmöglich passen kann.

Frühmorgens in Casablanca. Nachmittags in Frankfurt. Nina holt mich ab.

12.01.2012

Wolfgang

Manchmal ändert sich das Leben unerwartet und plötzlich. Wie jetzt bei Familie Merzenich. Wolfgang, Ninas Vater, sitzt eines schönen Wintermorgens in seinem Schreibtischstuhl, und stirbt. Für die Hinterbliebenen ändert sich auf einmal alles. Er war ein guter Mann, ein fürsorglicher Vater und liebevoller Grossvater, und er wird sehr vermisst. Er war 69.

Nina ruft mich an, ist ganz verstört und aufgebracht, und sagt sie braucht mich. Familie ist wichtiger als segeln, also tue ich was ich kann um so schnell wie möglich bei ihr zu sein. Ich buche mir einen Flug von Dakar über Casablanca nach Frankfurt.

09.01.2012

Familie zu Hause

Das ist Pape Andre. Er hat mich auf der Strasse angesprochen, und kurzerhand eingeladen, zu ihm mit nach Hause zu kommen. Dort hat er mich allen seinen Freunden und Verwandten vorgestellt. Ich solle mich wie zu Hause fühlen, und könne jederzeit wiederkommen mit ihnen essen und dort übernachten.
Pape Andre mit seiner Schwester (links), ihrem Baby, und einer Freundin.


Vor dem Haus spielen die Kinder.


Alle gucken gerne in den Fernseher, wo senegalesische Soaps, Bollywood Melodramen und Nachrichten laufen.


Hinter dem Haus hat die Familie eine Ziege.


Die alten Damen der Familie.


Cousins und Freunde.

08.01.2012

Arbeiter in Ziguinchor

Man kann hier nicht so einfach auf der Strasse ungefragt fremde Leute fotografieren. Aber wenn man mit jemand zu tun hat, und nett fragt, freuen sich alle, wenn man sie fotografiert.


Das sind die Frauen in der Markthalle, bei denen ich mein Gemüse kaufe.


Das ist der Chef der Motorenwerkstatt am Anleger für die grossen Einbaum-Kanus, mit denen Personen und Waren über den Fluss transportiert werden. Die Boote werden alle von solchen Aussenbordmotoren angetrieben. Ich habe bei ihm eine Zündkerze und den dazu passenden Schlüssel gekauft.


Das ist Dominique aus der Schlosserwerkstatt. Ich brauchte eine kleine Hülse aus Edelstahl. Ein fertiges Rohr im entsprechenden Durchmesser war nicht zu besorgen, also hat er mir das gewünschte Teil an seiner Drehbank aus einem massiven Stück Stahl gedreht.

01.01.2012

Casamance Neujahr

Ich verlasse Dakar, segle einen Tag und eine Nacht, an Gambia vorbei Richtung Süden. Fast immer ist irgendein Fischerboot irgendwo in der Nähe und ich komme kaum zum schlafen. Am Sylvestermorgen komme ich wie geplant mit Beginn der auflaufenden Flut an der Mündung des Casamance an. Der Weg vom Meer in den Fluss hinein, zwischen den Sandbänken hindurch, ist gut betonnt. An der flachsten Stelle ist das Wasser drei Meter tief, das reicht. Allerdings habe ich nach einer Biegung des Fahrwassers 25 Knoten Wind direkt von vorn. Ich nehme das Segel weg, gebe Vollgas, und stehe neben der Tonne erstmal auf der Stelle, bevor Padma langsam Fahrt aufnimmt, und sich gegen die kurze Welle den Fluss hoch kämpft. Der Diesel schlägt sich tapfer, Wind und Welle nimmt langsam aber stetig ab, nach einer Stunde kann ich das Gas etwas zurücknehmen und mit leichtem Flutstrom mache ich trotzdem noch 6 Knoten über Grund. Bis nach Ziguinchor sind es fast 40 Meilen und ich muss mich beeilen um vor Sonnenuntergang anzukommen.

Der breite, Fluss durch die flache sandige Landschaft und der Slalom um die roten und grünen Bojen mit ständigem Blick auf den Tiefenmesser, das alles erinnert mich an frühere Segeltörns im Sommer auf der Havel in Brandenburg. Nur dass der Casamance breiter ist, und das Ufer nicht von Schilf sondern von Mangroven gesäumt ist. Es ist Sylvester, kurz vor Sonnenuntergang, und ich gehe vor Anker in Ziguinchor, der Hauptstadt der südsenegalesischen Provinz Casamance, am Ufer vor einem Touristenhotel.


Ich ruhe mich ein wenig aus, mache mich schick, und gehe an Land, um zu essen und zu sehen, wo man hier Neujahr feiert. Das beste vegetarische Essen was ich finde ist ein Teller Pommes-Frites und eine Pizza Margarita mit Senf und Ketchup. Ich finde zwei Discos, wo aber noch kein Mensch ist. Es ist 22 Uhr. Ich gehe zurück an Bord, um mich auszuruhen bevor ich später nochmal ausgehe. Ich lege mich etwas hin. Irgendwann wache ich halb auf, weil draussen gejubelt und geknallt wird. Ich schlafe wieder ein. Am Morgen wache ich frisch und ausgeruht auf, und begrüße das Neu Jahr am Frühstücksbüffet des Hotels Kadiandoumagne mit Schokocroisants, Baguette und hausgemachter Konfitüre, frisch gepresstem Fruchtsaft und Kakao.



Das Hotel hat einen praktischen Anlegesteg, einen hübschen Garten am Ufer, und ein gut funktionierendes WLAN, das ich an bord stark empfange. Die WLAN-Antenne ist an eine Palme montiert.


Nicht weit vom Hotel steht ein riesiger Baobab, in dem viele grosse Vögel ihre Nester haben.