30.11.2010

Große Panoramabilder: Atlantik

Bilder anklicken, vergrößern und hin- und herschieben.

1. Hafen von El-Jadida


2. Hafen von Essaouira


3. Essaouira


4. Windstille auf dem Atlantik, auf halbem Weg zu den Kanaren


5. Ankerbucht bei Isla Graciosa


6. Blick von Isla Graciosa nach Lanzarote

Große Panoramabilder: Marokko

Jetzt habe ich eine Lösung gefunden, wie ich meine Panoramafotos in voller Größe hier einstellen kann: Verlinkt mit Dropbox.com
Also, hier nochmal zum anklicken, vergrößern und hin- und herschieben.

1. Medersa Ali Ben Youssef, die alte Koranschule in Marrakesch

2. Medersa Ali Ben Youssef, die alte Koranschule in Marrakesch
3. Kasbah von Tamnougalt im Draa-Tal
4. Restaurant-Terasse in Tamnougalt
5. Straße durchs Draa-Tal
6. Strasse suedlich vom hohen Atlas
7. Straße zur Dades-Schlucht
8. oberhalb der Dades-Schlucht
9. im Dades-Tal
10. Todra-Tal
Den besten Effekt beim Betrachten bekommt man, wenn man ein Bild gross zoomt und dann den sichtbaren Bereich verschiebt, so wie wenn man den Blick am Horizont entlang schweifen laesst.
Panoramas aus Einzelbildern erstellt mit "Hugin Panorama Stitcher".

Abschied von Gran Tarajal


An unserem letzten Tag in diesem uns ans Herz gewachsenen Örtchen regnet es. Dauernd. In Strömen. Im einzigen Regenloch wagen wir einen Spaziergang. Am schwarzen Strand entlang, über matschige Lehmwege, raus in die Wildnis, die direkt hinterm Ort beginnt, und wieder zurück. Morgen gehts weiter nach Gran Canaria.

Ein bisschen leid tut es mir schon, hier die Leinen loszuknoten. Es war gut hier. Vor allem auch wegen der Begegnungen. Besonders die lustigen Einhandsegler, Mark und Matthew aus England, Mas aus Dänemark, Ian aus Wales, werden mir fehlen. Unvergessene Momente bei uns an Bord, bei Mark an Bord, im Straßencafé, in dem ich abends auf einem Spaziergang mit Kaya die vier traf und hängenblieb, während Michi am Boot schraubte... Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Irgendwo, irgendwie, irgendwann.

27.11.2010

Kulturelle und politische Bildung




Ab und an kommen wir auch mal zum Zeitunglesen. Kaya auch. Sehr interessiert ist sie vor allem an dem Ressort "Zeitgeschehen"...

Padma von innen

Hier wohnen wir. 70qm Wohnfläche mal eben gegen ca. 10qm eingetauscht. Und das Erstaunlichste ist: Mir fehlt eigentlich nichts. Im Gegenteil. Es ist ganz schön kuschelig, dass alles so nah beieinander ist. Ich kann mit Kaya auf dem blauen Sofa toben, während Michi kocht und über den Pantry-Rand hinweg Blickkontakt zu uns haben kann. Ich kann auf Deck mit neuen Menschen plaudern, die am Steg vorbei kommen, und ab und an durch die Fenster linsen, ob Kaya noch schläft. Keine Treppen (na gut, 2 Stufen im Niedergang), keine Winkel und Ecken (jedenfalls nicht solche, die das Kompaktgefühl einschränken), keine Türen (doch, schon, aber wir lassen sie immer alle offen). Eine kleine schwimmende Höhle. Toll.
Wieviel Raum braucht man zum Leben? Wieviel ist gesund?
Tipp: Panoramafoto anklicken, vergrößern und hin- und herschieben.

26.11.2010

Basteln am Boot




Nachdem das Kind erfolgreich gefüttert wurde, können wir uns wieder der Arbeit am Boot widmen. Man glaubt das gar nicht, so als unerfahrener Segler, was an so einem Boot ständig zu basteln ist! "Sailing is basically boat maintenance in different places of the world", erklärte mir neulich ein englischer Einhandsegler. Das Gefühl bekomme ich auch langsam.

Heute jedenfalls ist die Matratze dran, die wir auf Lanzarote bei einem schwedischen Möbelhersteller (keine Werbung im Blog!) gekauft hatten. Es gilt, sie exakt auf die Größen der rechteckigen Sitzkissen auf dem breiten Salonsofa zurechtzuschnipseln. Gar keine so leichte Aufgabe! Aber Michi hat alles voll im Griff, wie man sieht. Und heute Abend können wir endlich wieder mal im Salon schlafen. Ohne Rückenschmerzen. Wie auf Wolken. Auf unserer neuen und neu zurechtgeschnittenen Matratze. Yeah!

Karotten für Kaya

Was für ein denkwürdiger Moment! Kaya bekommt ihre ersten Löffelchen Karotte! Das wollen wir auch unseren Bloglesern nicht vorenthalten.

Gut, dass wir das in der Marina üben. Es ist so schon schwierig genug, den Löffel in Kayas Mund zu bekommen. Wie wird das erst auf hoher See werden?

25.11.2010

Socialising in Gran Tarajal

Hier ist dauernd was los. Und die Menschen sind tatsächlich sehr interessant. Gestern Abend noch haben wir das französische Paar Severine und Stephan mit ihrer Tochter Lily kennengelernt. Sie sind auf dem Weg in den Senegal, Severine hochschwanger - ihr Kind möchte sie gerne dort zur Welt bringen. Es beruhigt doch immer wieder, Menschen zu treffen, die alles noch einen Ticken abgefahrener machen als man selbst. Dagegen sind wir total bürgerlich spießig unterwegs.

Heute Abend waren sie zum Abendessen bei uns. Guter Abend. Und lustig, mal ein anderes Kind an Bord zu haben. Gemalt, gespielt, gelacht, erzählt, gut gegessen - was braucht man mehr zum glücklich sein?

23.11.2010

Gran Tarajal



Von der schaukeligen Ankerbucht nach Gran Tarajal, unserer Zielmarina auf Fuerteventura, ist es nicht mehr weit. Gemütliche 12 Seemeilen. Viel Wind ist nicht, der Motor schiebt uns ein bisschen mit, so dass wir etwa drei Stunden an der Küste entlangcruisen und dann lässig in die Marina schunkeln.

Gran Tarajal haben wir ausgewählt, weil es die billigste Marina ist. Und deswegen prima zum Festmachen für ein paar Tage - nicht nur um Geld zu sparen, sondern auch um nette interessante Menschen kennenzulernen. Je billiger die Marina, lerne ich, desto interessanter die Kontakte.

Und so ist es dann auch. Kaum sind wir hier, kennen wir schon fast jeden. Vor uns liegt jetzt eine ganze Woche socialising und basteln am Boot. Weiterfahren können wir eh nicht vor nächstem Dienstag, weil fürs Wochenende ein ziemlicher Südweststurm angekündigt ist. Den warten wir lieber hier ab.

Sehr entspannter Ort zum Warten. Sehr netter kleiner schwarzer Strand mit Cafés und Restaurants. Sehr sonnig. Alles sehr laid back, touristisch nicht überfrachtet. Hier lässt sich leben!

Land in Sicht!



Na gut, - Land ist hier zwischen den Kanarischen Inseln immer in Sicht...Diesmal gilt es nur, zwischen all den kleinen Buchten auf Fuerteventura die Ankerbucht auszumachen, wo wir heute Nacht bleiben wollen.

Zum Glück gibt es neben dem Fernglas auch noch GPS und den Chartplotter. Da kann man sich gar nicht verfahren. Und so kommen wir mal wieder pünktlich zum Sonnenuntergang in der Bucht an. Sie ist malerisch und einsam - und schaukelig. Ziemlicher Wellengang hier. Michi und Kaya schlummern natürlich selig ein, während ich wach liege, dem Knarzen des Bootes und dem Klappern des Geschirrs im Schrank lauschend, mit jeder Welle in meiner Koje rumkugelnd und über den Sinn des Reisens nachdenkend.

"Why are you travelling?", fragte mich neulich ein französischer Segler. Verdammt gute Frage. Weil der Vater meines Kindes das unbedingt wollte und mir nichts anderes übrig blieb, als mitzukommen? Das reicht nicht. Und es stimmt auch nicht - zumindest der zweite Teil stimmt nicht. Ja, Michi hat die Reise initiiert, klar. Er hat das Boot und er hatte die Idee. Aber ich habe bewusst entschieden, dabeizusein. Nicht aus Mangel an anderen Möglichkeiten oder aus Verpflichtungsgefühl. Mehr aus Neugier. Weil das Zigeunerleben auf dem Boot ein anderes ist als zuhause. Weil ich gelernt habe: Es lohnt sich eigentlich immer, mal was anderes zu machen. Und während der Reise erst merke ich differenzierter, warum ich gerne dabei bin: Weil das Reisen neue Erfahrungen und Begegnungen ermöglicht (mit anderen aber auch mit dem eigenen Selbst). Weil es persönlichkeitsbildend ist. Weil es eine Herausforderung ist. Weil es den Horizont erweitert. Weil das Leben sich von ganz anderen Seiten zeigt. Weil das Reisen Zeit und Raum bietet, die so im Alltag oft schwer zu haben sind. Weil es eine Grenzerfahrung ist und nur Grenzerfahrungen es möglich machen, die eigenen Grenzen zu erkunden und an ihnen zu arbeiten. Weil es ein bisschen Ausstieg aus dem Ratrace der Konsumgesellschaft ist. Weil es so "basic" ist - und damit so echt, so lebendig, so berührend. Wenn es anstrengend ist, ist es richtig richtig anstrengend - und wenn es schön ist, ist es richtig richtig schön.

22.11.2010

Besuch auf der Wolfsinsel







Auf die Isla de Lobos zu kommen, ist gar nicht so einfach. Zumindest dann nicht, wenn man eben nicht mit der Faehre von Fuerteventura kommt, sondern mit dem eigenen Dinghy. Der Strand ist flach und ueberall sind Steine und Felsen. Da lieber nicht lang. Der Anlegesteg fuer die Faehre ragt weit genug ins Meer - aber wohin mit dem Schlauchboot? Wir nehmen trotzdem den Anlegesteg. Und tragen das Schlauchboot die glitschige kleine Betontreppe hoch. Uffz!!! (Ist allen klar, wie schwer so ein Schlauchboot mit Aussenbordmotor ist?). Kaya legen wir solange oben auf dem Steg ab. Meine Nerven! Aber alles gut gegangen.

Jetzt koennen wir ueber die Insel laufen. Besonders gross ist sie nicht. In etwa 2 Stunden laeuft man einmal rum. Das machen wir. Geniessen die Ruhe und die zwitschernden Voegel und den Sand und die Einsamkeit. Als wir zurueck kommen, legt gerade eine Faehre an. Das ist gut, da koennen uns ein paar starke Touristen helfen, das Boetchen wieder ins Wasser zu lassen. Und schon huepfen wir wieder ueber die Wellen, zurueck an Bord, Anker auf und los Richtung Fuerteventura.

Isla de Lobos

Wir kommen später los als geplant. Es ist immer noch so vieles zu tun, bevor es weiter gehen kann! Erst gegen 4 cruisen wir aus der Marina von Puerto Calero raus. Aber das Timing ist perfekt: Wir kommen an der Ankerbucht der Isla de Lobos (eine Insel vor der Nordspitze von Fuerteventura) an, als gerade auf der einen Seite die Sonne unter- und auf der anderen Seite der Vollmond aufgeht. Jetzt fehlen nur noch ein paar jaulende Wölfe. Aber die Wölfe, nach denen die Insel benannt wurde, waren lobos marinos, die jaulen glaube ich nicht so viel. Und außerdem gibts davon auch keine mehr. Dank der Crew des französischen Entdecker de la Salle im 15. Jahrhundert. Die haben einfach alle aufgefuttert.

20.11.2010

Mirador del Rio




Was wir gestern nicht mehr geschafft haben, ist ganz ans Nordende der Insel zu fahren und von dem beruehmten Aussichtspunkt "Mirador del Rio" auf Graciosa runterzugucken. Das will ich doch unbedingt noch! Also verlaengern wir unseren Mietwagen um einen weiteren Tag.

Die erste Haelfte wird wieder von Arrecife geschluckt. Zurueck zu Ikea, Schlafsack umtauschen (war kaputt), andere kleine Kleinigkeiten fuers Boot kaufen, dann zum Supermarkt, Wasser kaufen (gab kein leckeres bei Lidl), dann zum Ship Chandler, neue Klopumpe besorgen, Auto tanken, was essen...Bis wir aus Arrecife rauskommen, ist der Tag schon halb rum. Auf dem Weg zum Mirador liegen die beruehmten Lavahoehlen "Cuevas de los Verdes". Da stoppen wir neugierig. Ein Lavastrom, der vom Vulkankegel bis zum Meer floss, hat hier unterirdische Gaenge und Hoehlen hinterlassen. Wieder aber darf man das alles nicht alleine erkunden, nur mit Fuehrung. Also warten wir auf die Fuehrung. Die dauert ca. 1 Stunde - lohnt sich aber! Die Hoehlen sind beeindruckend, mitten drin gibt es sogar einen unterirdischen Konzertsaal. Auch die Fuehrerin ist sehr unterhaltsam, mischt staendig Spanisch, Deutsch und Englisch, dabei ohne Punkt und Komma redend, dass man schon sehr genau aufpassen muss, und praesentiert uns zwischendrin eine witzige Ueberraschung. Die ist allerdings Top Secret. Verraten wir auch nicht. Muesst ihr selber herkommen. Als wir schliesslich benommen wieder ans Tageslicht taumeln, ist die Sonne schon ziemlich tief. Und zum Mirador ist es noch ein Stueck zu fahren. Wir springen ins Auto und brausen los.

Um 6 macht der Eingang zum Mirador zu. Kurz vor 6 sind wir da. Allerdings stehen wir mitten im dichtesten Nebel. Schon die letzten Meter Fahrt waren sehr unheimlich - man konnte kaum die Strasse erkennen. Wir rollen vorsichtig bis zum Eingang und bleiben dann stehen. Wo wir schon mal hier sind, steigen wir auch aus. Immerhin sieht man den Wegweiser am Eingang! Aus dem diesigen Nichts taucht eine Gestalt auf und verraet uns, dass schon geschlossen ist. Man sieht ja eh nix! "La vista es stupenda!" ruft Michi lachend der Gestalt zu. Die lacht auch, sagt, wir sollen morgen wieder kommen. Aber morgen haben wir kein Auto mehr. Naja. Wir kennen ja die Bilder aus dem Reisefuherer.

19.11.2010

Vulkane, Steine, Gebroesel




Lanzarote ist ein grosser Geroellhaufen. Mit dem ein oder anderen Vulkankegel dazwischen. Manchmal ein hartnaeckiges Pflaenzchen. (Korrektur: Der Norden der Insel ist gruener, aber das sehen wir heute noch nicht).

Wir mieten uns ein Auto und fahren den ganzen Tag durchs Geroell. Zuerst an die Klippen von El Golfo, an der Westkueste, wo die Brecher dramatisch gegen die Felsen klatschen, dann ins Herz der Insel, zum Nationalpark Timanfaya. Da das die wesentliche touristische Attraktion ist, ist hier entsprechend viel los und entsprechend werden wir prompt in einen Bus verfrachtet, der uns an den Vulkankratern vorbeifahren soll. Alleine darf man hier nicht weiter - zu empfindlich ist die unter Naturschutz stehende Landschaft. Zurueck am Basecamp wird uns die Kraft der immer noch gluehenden Erde demonstriert: In einem Erdloch wird Reisig entzuendet, in einem anderen ein spontaner Geysir erzeugt. Wir duerfen ein bisschen Geroell von kurz unter der Oberflaeche mal in die Hand nehmen und seine Waerme spueren. Trotz der Touristenmengen, die hier durchgeschleust werden, ist es ein beeindruckendes Erlebnis.

Den Abend verbringen wir in Arrecife, staerken uns mit Pizza und gehen dann auf Shoppingtour. Erst zu Ikea, eine Matratze fuer unser Salonsofa und einen Schlafsack fuer Kaya kaufen, dann noch zu Lidl, Vorraete auffuellen. (Das Robinsonfeeling ist weg - komme mir vor wie mitten in Berlin...) Erschoepft kommen wir gegen 11 wieder am Boot an.

18.11.2010

Waschtag

Endlich endlich wieder Waesche waschen! Wir verbringen den Tag in der Marina, haengen Berge von Waesche auf und ab und sind mit der total vollgehaengten Reling wahrscheinlich das lustigste Boot hier. (Im Pilotguide steht, man solle den Trockner benutzen, das Aufhaengen von Waesche am Boot werde hier nicht unterstuetzt...Aber der Trockner kostet 4 Euro und macht lange nicht so viel Freude).

Graciosa - Lanzarote

Was fuer ein Segelwetter! Mit angenehmen durchschnittlichen 12 Knoten von hinten werden wir entspannt von Graciosa nach Lanzarote gepustet. Blauer Himmel, Sonne, T-Shirt-Wetter. So ist segeln grossartig! Wir lungern an und unter Deck rum, lesen, spielen und toben mit Kaya, waehrend das Schiff auf Autopilot alleine faehrt. Super!

Ziel ist heute die Marina von Puerto Calero, im Suedwesten der Insel. Vielleicht eine der schicksten Marinas hier. Ziemliches Kontrastprogramm zur Ankerbucht bei Graciosa! Durch einen Wald von Masten kurven wir in die uns zugewiesene Parkluecke ein, entlang der gesamten Uferpromenade zieht sich eine elegante Anlage mit Restaurants, Cafes und kleinen edlen Laeden.

Auch mal schoen, sowas! Vor allem, weil das indische Restaurant hervorragend ist!

17.11.2010

Robinson



Nachdem wir den ersten Tag in unserer kuscheligen Ankerbucht mehr oder weniger verschlafen haben (genaugenommen hat Michi geschlafen - einer musste sich ja um das putzmuntere Kind kuemmern...), sind wir heute mal an Land gegangen.

Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Die heutige heisst: Mit Kaya vorm Bauch aus dem Schiff ins Schlauchboot klettern, auf der Seite des Schlauchbootes sitzend ueber die Wellen huepfen, am Strand rausspringen und Boot an Land ziehen. Geschafft!

Graciosa ist eine schnuffige kleine Robinson-Insel. Nur Sand und Wueste und ein paar Vulkanfelsen. Na gut - und ein gut markierter Fussweg zum naechsten Ort. Das Robinson-Feeling bleibt trotzdem, selbst als wir nach einer halben Stunde Fussmarsch in Caleta del Sebo ankommen. Der Ort besteht im wesentlichen aus der Marina (auf die ich nicht gut zu sprechen bin nach der Abfuhr vorgestern!) und ein paar schneeweissen Haeuschen, der ein oder anderen Palme, dem ein oder anderen Kaktus und Sand und Meer. Und Stille. Stimmung ein bisschen wie in "Spiel mir das Lied vom Tod" - nur weisser. Kein Wunder, es ist ja auch nach 1, da ist Siesta-Time. Alles zu. Kein Mensch auf der Strasse.

An der Marina finden wir zum Glueck ein geoeffnetes Restaurant, das uns mit dem allerleckersten spanischen Essen und mit bestem spanischen Espresso versorgt. Ich bin sofort schon wieder ein bisschen versoehnt.

Dann erkunden wir die Stege, halten Ausschau, ob wir jemanden kennen, und bewundern die Schiffchen. Dabei begegnen wir Norbert und Irene (aus dem Allgaeu) von der "Ische", schluerfen mit ihnen noch ein Kaeffchen im Hafen und unterhalten uns ueber unsere jeweiligen Plaene. Die beiden sind Saisonarbeiter: Im Sommer arbeiten sie auf einem Kreuzfahrtschiff, im Winter im Skigebiet und sonst segeln sie und leben auf der "Ische". So geht's natuerlich auch!

Mit dem letzten Licht der untergehenden Sonne treten wir die Rueckreise an. Und prompt ist das Robinson-Feeling wieder voll da, als wir so durch den Sand stapfen, die Vulkansilhouette vor uns, die sich majestaetisch vor dem Nachthimmel abhebt.

Das Schlauchboot liegt brav noch genau da, wo wir es abgelegt hatten. Einsam am dunklen Strand. Nur das Meer ist jetzt wo anders: eineinhalb meter tiefer und 10 meter weiter weg. Und waehrend wir noch ueberlegen, wie wir unser Boot jetzt am besten zurueck ins Wasser wuchten, tauchen ploetzlich aus dem Dunkel zwei spanische Wanderburschen auf, die hier irgendwo campen wollen. Wie gerufen! Sie sind irre hilfsbereit, legen ihre Rucksaecke ab, tragen uns das Boot ins Wasser, stupsen uns noch ab und bleiben am Ufer sitzen um zu sehen, ob wir auch wirklich gut loskommen. Toll!


15.11.2010

Überfahrt nach Isla Graciosa (Kanaren)

12.11.

Was um alles in der Welt mache ich hier? Warum sitze ich nicht gemütlich mit Kaya auf der Spieledecke in unserer kuschelig geheizten Berliner Wohnung? Aber jetzt ist kein Raum zum Philosophieren oder für "Was-wäre-wenn"-Gedanken. Jetzt muss ich mich festhalten und konzentrieren, dass ich Kaya nicht beim nächsten Schlingern des Schiffes fallen lasse. Mir ist schrecklich übel, gekotzt habe ich schon, viel kann nicht mehr drin sein. Zack. Wieder eine von diesen Ungetümen, die das ganze Boot erschüttern, es auf die Seite werfen und dann in rauschender Fahrt wieder den Wellenberg hinab surfen lassen. Alles klappert und wackelt, ich hänge kreidebleich mit einer Hand am Salontisch, der andere Arm griffelt verzweifelt Kaya. Zack. Die nächste. Wann etwa kann ich es wagen, von hier aufs Sofa zu krabbeln, um das Kind zu stillen? Und wie soll ich bei diesem Geschlinger überhaupt stillen können?

Heute morgen gegen 9 in Essaouira gestartet. Bei Sonnenschein und angenehm leichten achterlichen Winden. Raumschotkurs auf Lanzarote. Es ist großartig! Francois fährt mit uns raus und wir filmen uns gegenseitig. Ich stehe in meinem neuen, rot-bunt gestreiften, flatternden Essaouira-Hemdchen an Deck, knote die Fender ab und fühle mich unglaublich lebendig. Toll!

Dann nach und nach rückt der Schwell an. Im Schutz der Hafenausfahrt war ja noch alles sehr entspannt, aber jetzt, weiter draußen, begegnen uns die Reste der Wellen, die gestern noch 6 - 7 Meter hoch waren und heute immer noch sehr beeindruckend sind. Sie mischen sich mit neuen Wellen von dem Wind von heute, der auf bis zu 25 Knoten auffrischt. Und wir schlingern und rollen und rauschen teils mit 7,5 Knoten durch das Getose, dass es eine Freude sein könnte. Wenn man nicht ein Kind zu versorgen hätte. Wenn man Achterbahnfahren mögen würde. Wenn man nicht seekrank würde. Wenn man auf "Near-Death-Experiences" stehen würde.

Aus unerfindlichen Gründen habe ich auch heute morgen völlig idiotischer Weise auf Traveleeze verzichtet. Wollte mal beweisen, dass ich ganz hart sein kann. Und natürlich muss ich mich prompt über die Reling hängen. Michi reicht mir einen Eimer, sicherheitshalber. Nicht, dass ich beim nächsten Schlingern über Bord gehe.

Außerdem die Sache mit der Flasche. Michis schamanische Heilkräuter aus Peru. Eingelegt in einem kleinen Glasfläschchen, verstaut im Regal über dem Salonsofa. Mehrfach schon hatten wir die Flasche beim Aufräumen in der Hand, ratlos, wohin damit und wofür man so was überhaupt braucht, jedes mal wieder einfach an ihren Platz zurückgestellt. Wissend, dass Glasflaschen nicht ideal für ein schaukelndes Boot sind. Und als ich Kaya bei der Hafenausfahrt auf das Salonsofa legte, haben wir noch einmal intensiv gecheckt, ob auch alles so gut verstaut ist, dass nichts durch die Gegend fliegen kann...

Ich versuche gerade, auf dem Sofa Kaya zu wickeln, dabei meinem Magen zu sagen, dass alles gut wird, mich bei jedem ruckartigen Schlingern des Schiffes festkrallend - da wirft sich Padma plötzlich krachend auf die Seite, alles gerät in Bewegung, die Flasche löst sich aus ihrer Halterung, fällt nach unten und trifft die völlig verdatterte Kaya an der Stirn. Sie schaut mich kurz mit großen Augen an und bricht dann in furchtbares Geschrei aus, Tränen in den Augen. Ich kann nicht sagen, wer von uns beiden sich mehr erschrocken hat und wer mehr weinen muss. Ich klammere sie an mich, auf einmal tausend schreckliche Bilder im Kopf von Gehirnerschütterungen, inneren Blutungen, fiesen Kopfverletzungen. Dass nichts zu sehen ist, nicht einmal die kleinste Beule, kann mich nicht beruhigen. Für den Rest des Tages bin ich ein nervliches Wrack.

Das Allerschlimmste ist, dass es kein Aussteigen, keinen Pauseknopf, kein Zurück gibt. Jetzt müssen wir hier durch. Und noch etwa 2 Tage bis Lanzarote.

Für eine Nachtwache bin ich nicht mehr zu gebrauchen. Michi stellt den Radaralarm an - hier draußen ist sowieso fast niemand - und checkt aufopfernd alleine alle halbe Stunde die Geräte. Schlafen kann ich trotzdem nicht. Alles schaukelt zu sehr und macht dabei viel zu viel Krach und unheimliche knarzende Geräusche, Schoten schlagen, die Segel flattern und blähen sich wieder mit einem Ruck, der das Boot schlagartig nach vorne zieht, die Wellen brechen sich am Bug und spritzen über das Deck. Ich will nach Hause in meine Wohnung und fernsehen!

Wenigstens schlummert Kaya selig neben mir. Die hat die stürzende Flasche wahrscheinlich schon längst vergessen. Hat sie wahrscheinlich schon 10 Sekunden später vergessen gehabt.

13.11.

Völlig gerädert werde ich gegen 6 wach und klettere im Halbdunkel nach oben ins Cockpit. Die Wellen sind schon nicht mehr ganz so brutal, einzelne Sterne sind noch zu sehen und im Osten zeigen sich bereits erste Lichtstreifen als Boten der aufgehenden Sonne. Das sind Momente zum religiös werden. Wie wahnsinnig schön es hier ist! Mir ist ganz andächtig zumute.

Der Tag ist deutlich besser als gestern. Das Wetter wird zunehmend sanfter, die Bewegungen des Schiffes sind nicht mehr so ruppig und leichter auszubalancieren, Kaya spielt ausgelassen mit ihrem Wasserball und übt energisch krabbeln auf dem breiten Salonsofa (keine Anzeichen von Gehirnerschütterung - mir fallen so viele Steine vom Herzen, dass man damit das ganze Boot versenken könnte). Und seekrank bin ich auch nicht mehr. Yeah!

Gegen Mittag wird der Wind sogar so schwach, dass wir den Motor anwerfen müssen. Als es dunkel wird, entscheiden wir, die Segel ganz einzupacken, den Motor auszuschalten und einfach mal entspannt die Nacht über auf der Stelle zu dümpeln. So können wir beide schlafen und müssen keine anstrengenden Nachtwachen im 4-Stunden-Rhythmus machen.

Schon unglaublich, das Abendpicknick mitten in den endlosen Weiten des Atlantiks einzunehmen. Ringsum nur Wasser, über uns nur Himmel, alles still und friedlich. Das Meer ist mittlerweile spiegelglatt (zumindest sieht es so aus, das Schiffchen jedoch schaukelt immer noch erstaunlich in den sanft rollenden Wellen).

Mitten in der Nacht, so um 2.30 Uhr, weckt mich Michi: "Nina, wir haben Besuch!" 'Piraten!', ist mein erster Gedanke und ich schrecke hoch. Aber nein: Als ich ins Cockpit komme, steht Michi dort und leuchtet mit einer Taschenlampe das Wasser um uns herum ab. Delfine! Mindestens 11 Stück zählen wir, die neugierig um unser treibendes Boot herum spielen. Wie süß die sind!

Und während ich fasziniert an der schwankenden Reling stehe, die sanfte Eleganz der ums Boot gleitenden Tiere in den dunklen Wellen bewundernd, Wind im Haar, über uns ein Teppich funkelnder Sterne, weiß ich plötzlich wieder sehr genau, warum ich hier bin. Weil ich das Leben spüre - so nah, so echt, so pulsierend, so voller elementarer Energie, wie es sonst selten zu spüren ist. Vor dem Fernseher einzuschlafen ist (seltsamerweise) immer wieder eine Verlockung - aber hinterlässt doch jedes mal wieder ein schales Gefühl. Als ob man um ein Stück Lebenszeit betrogen wurde.

Ich will gar nicht mehr nach Hause vor den Fernseher. Ich will genau hier und jetzt sein, mit diesem Mann und diesem wunderbaren Kind, das selig unter Deck in seiner Kinderkoje schlummert, auf diesem Boot, auf dieser Reise. Auch, wenn es manchmal ruppig und unheimlich und unbequem und nervenzerreißend ist. Vielleicht gehört genau das eben auch dazu.

Goethe sagt: "Alles gaben Götter, die unendlichen, ihren Lieblingen ganz. Alle Freuden, die unendlichen, alle Schmerzen, die unendlichen, ganz."

Vielleicht ist es so, dass Extreme immer nur im Doppelpack kommen, dass die wahnsinnige Lebensfreude, die beim Segeln aufkommen kann, an die Todesangst gekoppelt ist, die eben auch aufkommen kann.


14. und 15.11.

Der Tag beginnt ruhig, mit Delfinen und gestreiften Fischchen am Heck und spiegelglatter See. Ich wage ein kurzes Bad im Atlantik - komisches Gefühl. So mitten im Meer war ich ja noch nie! Und das Wasser ist glasklar und irre blau, ich kann meinen ganzen Körper unter mir sehen. Aber so richtig mal die Badeleiter loslassen und ums Boot schwimmen traue ich mich dann doch noch nicht. Nächstes Mal vielleicht.

Michi setzt trotz fehlendem Wind mal die Segel - so treiben wir mit einem Knoten voran anstatt mit null. Hmpf. Aber schön ist es, ruhig, gechilled. Kaya trainiert, ich lese, Michi bastelt und schrubbert am Schiff...Sunday with the family. Bei dem Tempo sieht man auch so einiges: zum Beispiel den kleinen Schildkrötenkopf steuerbord voraus, den wir sonst bestimmt übersehen hätten!

Später motoren wir dann doch ein paar Stunden, um wenigstens etwas Strecke zu machen.

Gegen frühen Abend endlich etwas Wind, wieder segeln. Bei 6-9 Knoten Wind machen wir jetzt immerhin 2-4 Knoten Fahrt. Na also! Das heißt, morgen früh sind wir wahrscheinlich in Graciosa, wenn das so weiter geht.

Im Sonnenuntergang können wir schon die Umrisse der Inseln am Horizont erkennen. Wow! Land in Sicht! Das fühlt sich ja großartig an! Ich stehe aufgeregt an der Reling mit dem Fernglas vor den Augen und komme mir vor wie der erste Mensch, der das erlebt. Nach drei Tagen Reise übers endlose Meer plötzlich Land am Horizont!

Aber noch sind es einige Stunden Fahrt, die vor uns liegen. Wir machen ungewöhnliche Nachtwachen heute. Ich nehme die Schicht von 20 Uhr bis halb 2 morgens, da ist nicht viel zu machen, außer alles im Auge zu behalten, Wind bleibt ziemlich gleich, See ist ganz ganz friedlich, Mond scheint - wenn Segeln doch immer genau so sein könnte! Dann löst mich Michi ab, denn ab 3 Uhr soll der Wind auffrischen, dann irgendwann kommt die tückische Hafeneinfahrt, das macht er besser mal.

Gegen halb 6 weckt er mich zum Anlegemanöver. Es ist stockdunkel, Regen peitscht ums Boot, der Wind bläst uns mit 20 - 30 Knoten um die Ohren. Uiuiuiui - wo kommt denn das plötzlich her? Auf dem Chartplotter ist zu erkennen, wo wir lang müssen (zwischen Lanzarote und Graciosa durch), draußen ist fast nichts zu sehen. Schwarz. Und diesig. Und Regen. Und manchmal die undeutliche Silhouette einer Klippe. Sehr unheimlich hier! Gut, dass wir gleich im Hafen sind!

Michi navigiert uns sicher durch die kleine Einfahrt, ich stehe erwartungsfroh mit der Vorleine am Deck, glücklich, gleich geschützt an einem Steg zu liegen - da ruft uns jemand vom Hafen aus zu: "You cannot stay here. Harbour is full. Not possible." Das glaube ich nicht! Die schicken uns einfach weg! Zurück in das Inferno da draußen mit seinen 30 Knoten Wind! Wo sollen wir denn hin? Während ich mit den Tränen kämpfe, steuert Michi (die Ruhe selbst) das Boot zum nächsten Ankerplatz, der gleich um die Ecke ist und zugegebenermaßen, jetzt wo es langsam hell wird, auch bildschön ist. Anker werfen, Pause, Anker noch ein paar mal korrigieren, dann brechen wir beide auf den Sofas zusammen. Nur Kaya ist putzmunter - die hat ja auch die ganze Nacht geschlafen.

Angekommen! Hallo Kanaren!

Graciosa

Wit sind gut auf den Kanaren gelandet. Alle gesund und glücklich. Mehr Details später.

11.11.2010

Ausklarieren

Ab morgen ist gutes Wetter und wir verlassen Marokko mit Kurs auf die Kanaren. Geplantes Auslaufen um 8 Uhr morgens, dann zwei Tage leichte achterliche Winde, und den Rest mit Motor, wenn wie vorhergesagt am Sonntag der Wind wegbleibt. Geplantes Ziel: Die Marina Caleta des Sebo auf der kleinen Insel Graciosa vor der Nordspitze von Lanzarote. Ankunft irgendwann Sonntag oder Montag.

Also muss ich heute alle Formalitaeten erledigen: bei der Capitainerie den Hafen bezahlen, bei der Polizei die Paesse abstempeln lassen, beim Zoll ausklarieren, bei der Gendarmerie abmelden. Ausserdem im Internet die letzte Wettervorhersagen holen, Wasser tanken, Gemuese einkaufen, noch ein letztes Mal ins Hamam gehen und mich beim Barbier rasieren lassen.

10.11.2010

Kurze Philosophie uebers Fotografieren









Heute machen wir Touri-Programm. Als erstes klettern wir auf die Festungsmauern am Hafen. Von hier aus kann man die Stadtkulisse durch ein rundes Fenster in der Mauer fotografieren. Das ist *das* Foto. Findet sich in allen Postkartenlaeden. Und wahrscheinlich auch in jedem Fotoalbum jedes Essaouirareisenden. Das lassen wir uns auch nicht nehmen! Touri as Touri can. Knips.

Ueberhaupt ist der Festungsturm enorm fotogen mit dem wahnsinnigen Panorama ueber Meer, Insel und Stadt, den kreisenden Moewen ueber und den brechenden Wellen unter uns. Wir fotografieren, bis die Speicherkarte voll ist.

Es ist ein bisschen zweischneidig, das Fotografieren. Tom zum Beispiel hat gar keine Kamera. Er haelt nichts vom Fotografieren. Man saehe die Dinge anders, wenn man eine Kamera griffbereit haette, meint er. Man saehe alles im Hinblick auf seine Bildwirksamkeit. So koenne man gar nicht voll und ganz da sein. Jetzt und hier. Und einfach den Eindruck geniessen. Ich glaube, dass er recht hat. Vor allem, wenn man solche Touristen sieht wie die Dame neulich, die ihre Videokamera hoch hielt und ueber das Panorama El Jadidas schwenkte, waehrend sie selbst gelangweilt zu Boden sah. Die Kamera als Stellvertreter. Die Linse schaut, da muss man selbst micht mehr schauen. Ist ja nachher alles auf Band. Auf Chip. Im Kasten. Eingefroren, um immer wieder second hand abrufbar zu sein. Ein bisschen unheimlich ist das schon. Vielleicht hindert uns der Fokus darauf, wie wir unsere jetztigen Erlebinsse am besten konservieren, daran, sie tatsaechlich ernsthaft wahrzunehmen.

Mir dessen bewusst, geniesse ich intensiv die Stimmung auf dem Turm, spuere den Wind, hoere die Moewen, staune ueber die spruehende Gischt, die sich immer wieder neu formiert, blinzel in die Sonne, kuschel mich an Kaya, spuere ihre Gegenwart so dicht an mich geschmiegt, fuehle mich unglaublich lebendig und geerdet.

Und trotzem bin ich froh, dass Michi fotografiert. Sonst koennten wir jetzt nichts ins Blog stellen.

09.11.2010

Handeln im Teppichladen







Tom und Pippa zeigen uns einen Laden, dessen Besitzer sie gestern kennen gelernt haben. Sie wollen alte Handys und Schuhe gegen Klamotten oder Schmuck tauschen. Zum Tauschen haben wir nur ein altes billiges Zelt von Michi und eine Isomatte. Das nehmen wir beides mal mit.

Wir sind lange dort, sitzen im hinteren Teil des Ladens auf dem Boden zwischen hohen Stapeln bunter Teppiche und Hippiehemdchen, trinken Pfeffernminztee und begutachten, was wir gegenseitig anzubieten haben. Und da sind sie ploetzlich! Versteckt in einem der Stapel, wir muessen sie ganz unten rauszuppeln, aber ich weiss sofort: Das sind sie! Unsere Salonsofastoffe! Flauschige Teppiche in orange und blau mit marokkanischen Mustern. Jetzt ist die grosse Kunst, sich die eigene Begeisterung nicht anmerken zu lassen, damit man eine gute Verhandlungsbasis hat. Wir brauchen drei Stueck und fragen zwischendurch mal ganz nebenbei, was denn ein Teppich kosten soll. 850 Dirham das Stueck. Mondpreis, wissen wir alle. Wir sind jetzt schon lange genug in Marokko, um zu wissen, wie das hier laeuft mit den Preisen. Der Verkaeufer sagt was unverschaemt Hohes, man selbst sagt was unverschaemt Niedriges, und irgendwann einigt man sich. Also schlage ich vor, 500 Dirham fuer alle drei Teppiche zusammen plus ein Kleidchen. Nach harten Verhandlungen bekommen wir schliesslich die drei Teppiche zusammen fuer 600 Dirham, ohne Kleidchen. Immerhin: das Stueck fuer 200 anstatt fuer 850. Und der Verkaeufer ist immer noch zufrieden, verdient also immer noch daran. Und er darf auch das Zelt behalten. Aber das wollten wir sowieso verschenken.

Zur Belohnung goennen Kaya und ich uns anschliessend einen Besuch im Hammam. Die drei Damen am Eingang sind ganz begeistert von Kaya, jede moechte sie mal halten. Und waehrend ich mich drinnen mit heissem Wasser ueberschuette und mir die Haut abrubbel, traegt eine der dreien Kaya im Beco-Carrier hin und her. Das Anlegen des Carriers war ein grosses Hallo - vor allem, weil sie kugelrund ist und wir erst mal alle Gurte justieren mussten. Als ich fertig bin, ist Kaya dran. Das Hammam findet sie insgesamt allerdings eher unheimlich. Auf meinem Schoss sitzend mit warmem Wasser uebergossen zu werden, ist zwar ganz schoen, aber die vielen anderen Menschen, der Hall so vieler verschiedener Geraeusche, das schummerige Licht - das ist ihr alles nicht so ganz geheuer. Also bleiben wir nicht lange. Aber ein Erlebnis war es trotzdem - mit Baby im Hammam!

Abends breiten wir unsere neuen Teppiche auf den Sofas aus. Toll! Ganz neues Wohn- und Lebensgefuehl hier drin! Jetzt brauchen wir nur noch einen Schneider. Oder zumindest eine Naehmaschine.

08.11.2010

Essaouira revisited



Beim Einchecken im Hafenbuero erfahren wir, dass es hier tatsaechlich auch so unverschaemt teuer ist wie in El Jadida. Teurer als in der schicken Marina in Rabat mit all ihrem Service! Nur damit man sein Boetchen im Hafenbecken festzurren darf. Kein Strom, kein Wasser, keine Waschmaschine, kein Internet, keine Duschen, staendiges Umrangieren, um den Fischern auszuweichen, keine Security, abenteuerliches Klettern an Land - wofuer bitte bezahlen wir denn hier? Aber es hilft nichts, die Behoerden sind stur, Babyrabatt wollen sie auch nicht gewaehren. Ich habe alles probiert. Keine Chance. Wir koennten bezahlen oder wieder fahren. Aber am Mittwoch soll es 7m Welle geben, da wollen wir weder unterwegs sein, noch irgendwo ankern. Also bleiben wir.

Essaouira bekommt eine zweite Chance - und ist jetzt bei Tageslicht, satt und ausgeschlafen betrachtet, schon gleich viel sympathischer! Wir lungern lange in einem netten kleinen Cafe rum, schluerfen frischen Orangensaft und essen Crepes mit Arganoel und geniessen das Leben. So gehts auch!

Die Folkloremusiker sind am Anfang noch interessant, aber wenn staendig neue Gruppen kommen, die alle gleich aussehen und ohne Rhythmusgefuehl ihre Show fuer die Touris machen, ist man doch bald etwas genervt.

Abends Padma-Kino. Allerdings sind nicht alle Piraten-DVDs das, was wir erwartet haben. Einige Filme sind nur auf Franzoesisch, ohne Untertitel. Andere gehen gar nicht. Bei einem ist nicht der Film drin, der draufsteht. Der Renner ist der Bollywoodfilm "My name is Khan": Originalton Hindi. Zum Glueck mit Untertiteln. Leider sind die Untertitel nur auf arabisch. Das kommt davon, wenn man Raubkopien kauft. (Aber es gibt hier ja weder Original-DVDs noch Videotheken.) Wir gucken schliesslich "The Gods must be crazy" - auf Englisch. Yeah!