27.06.2013

Salvador - Trinidad

Das ist der Track meiner fünfwöchigen Reise um halb Südamerika.

Trinidad

Der Wind wird frischer, während ich an Tobago vorbei und an der Nordküste von Trinidad entlang segele. Ein Hubschrauber der Trinidad Airforce kommt und schwebt in meiner Nähe. Vermutlich eine Übung, aber auf jeden Fall bin ich .
Ich muss den Kurs etwas ändern und dabei halsen. Das Manöver vergeige ich völlig und drehe mich ein paar Mal, bis ich die Segel wieder im Griff habe. Peinlich, dabei beobachtet zu werden.

Ich umrunde eine Landspitze, fahre durch einen engen Kanal zwischen einer Insel und laufe ein in den Hafen von Chaguaramas.


Anlegen, einklarieren, einen Vertrag mit einer der großen Werftfirmen machen und Padma wird zwischen hunderte von anderen Segelbooten an Land gestellt. Ich bin zwei Wochen hier und beschäftigt mit Arbeiten am Schiff. Nebenbei treffe ich viele der anderen Segler bei Grillabenden und Stammtischen, darunter auch ein paar alte Bekannte.

Schließliche räume ich auf, packe meinen Rucksack, schließe alles ab und fliege zurück nach Deutschland.

25.06.2013

Niedrigwasser

Ich verlasse mit 4 Knoten Ebbstrom den Essequibo zurück aufs Meer. Es ist Springniedrigwasser und beim niedrigstmöglichen Wasserstand überquere ich die flachste Stelle mit einer Kartentiefe von 2,1m. Die Karte stimmt zum Glück genau und ich habe noch 30cm Wasser unterm Kiel, also kaum mehr als eine Handbreit, und das über eine meilenlange flache Strecke. Angespannt, jederzeit bereit die Schoten loszuwerfen, segle ich bis das Wasser endlich tiefer wird und ich wieder ruhig atmen kann.

20.06.2013

Bernhard

Ich fahre 6 Meilen weiter flußaufwärts und besuche Bernard Kleinhenz, einen deutschen Weltumsegler, der sich mit seiner guyanesichen Frau hier niedergelassen und ein Haus am Ufer gebaut hat. Sein Schiff Seestern liegt am Steg und ich ankere davor im Fluß.


Er zeigt mir sein schönes Haus und den großen Garten, den die beiden angelegt haben. Sie leben zwar jetzt an Land, aber irgendwie doch wie auf einem Schiff: es gibt keine Straße, Strom wird mit Solarpanelen selbstgemacht, Wasser vom Regen aufgefangen, und eine gewisse Sorge gilt der Gefahr von Raubüberfällen vom Wasser aus.


Sein Sohn, höre ich, wohnt in Gießen. Genauer gesagt in Gießen-Allendorf, also wenige huntert Meter vom Haus von uns entfernt! So klein ist also die Welt.

Von Bernhard bekomme ich eine Liste mit GPS-Waypoints für den westlichen Arm der Essequibo-Mündung. Damit kann ich viele Meilen abkürzen bei meiner Fahrt zurück aufs Meer und weiter in Richtung Karibik.

13.06.2013

Bartica

Ich ankere über Nacht und fahre am Morgen weiter den Fluss hinauf. Laut tuckernd überholt mich sehr langsam ein alter Tanker.




Ich erreiche das Städtchen Bartica und ankere im Strom.


Am Nachmittag gehe ich an Land. Ich suche Immigration auf, um offiziell in das Land einzureisen. Freundlich und unkompliziert und altmodisch.


Ich bleibe ein paar ruhige Tage in Bartica und freunde mich an mit der Crew vom Südafrikanischen Schooner Moonbeam: Skipper Mac, seine drei Kinder und Leentje, eine junge niederländische Zahnärztin, die mitfährt.

12.06.2013

Guyana

Am Morgen nähere ich mich der Küste von Guyana. Der Wind schwächelt, dreht und kommt dann wieder kräftig und mit starkem Regen, ein Squall.


Die Küste ist so flach, daß sie praktisch nicht zu sehen ist. Nur am Tiefenmesser kann man ablesen, daß das Land näher kommt. Ich fahre gegen die Strömung in die Mündung des großen Flusses Essequibo ein und ankere erstmal, um das Ende des Ebbstroms abzuwarten. Bojen oder andere Seezeichen gibt es keine, außer ein paar Stöcken auf den Sandbänken. Aber dank GPS und Waypoints aus dem Internet, weiß ich wo ich langfahren muss.


Am Ufer liegen Frachter auf Grund. Ich passiere eine kleine Stadt und fahre den stillen Fluß hinauf in das Landesinnere hinein.

11.06.2013

Hai-Attacke

Ein schöner, ruhiger Morgen, irgendwo weit draußen vor der Küste von Surinam - leichter Wind von achtern, die Segel weit ausgebaumt.
Nach dem Frühstück (Pancake mit Erdnussbutter und Tee), werfe ich wie gewohnt meinen Teebeutel über die Reling. Schließlich habe ich einen Komposthaufen, der bedeckt über zwei Drittel der Erdoberfläche.
Aber diesmal, keine Sekunde nachdem der Teebeutel auf die Wasseroberfläche klatscht, zack, beißt ein Hai hinein! Zwei weitere Haie tauchen schnell aus der dunklen Tiefe auf. Der nasse Teebeutel passt anscheinend in ihr Beuteschema, hat wohl Größe, Gewicht und Konsistenz wie ein saftiger Fischhappen. Aber sie merken sehr schnell, dass der Teebeutel nicht so nahrhaft ist, und verschwinden bald wieder.
Die Fische sind zwar nur einen halben Meter lang, aber ganz schön aktiv. Interessante neue Begleiter, denke ich mir. Und gut, dass ich heute nicht schwimmen will.

Dann überlege ich mir, wie ich die Haifischchen wieder anlocken kann, um ein Foto zu machen, und bastele mir einen Köder aus einer nass zerknautschten Pappschachtel. Da beißen sie zwar nicht rein, kommen aber nah genug ran fürs Foto.


Später beißt einer in das Pendelruder von der Selbststeueranlage. Das Ruderblatt aus Aluminium glänzt wie ein großer Fisch, ist aber wohl härter als Haifischzähne und er gibt bald auf.

08.06.2013

Îles de Salut

Um Mitternacht erreiche ich die Îles de Salut, vor Kourou, Französisch Guyana. Neumond, Sterne und Wolken - dunkel. Keine optimalen Bedingungen, um einen unbekannten Ankerplatz anzulaufen, aber ich traue mich trotzdem, halte das für verantwortbar. Mit GPS, genauer Seekarte (elektronisch), Radar und dem Leuchtturm auf der Insel, weiß ich genau, wo ich bin, und wo die Felsen sind. Außerdem ist genug Restlicht, dass ich die Inseln auch sehen kann. Ich fahre vorsichtig in Lee um die Inseln in die kleine, geschützte Ankerbucht. Ich werfe den Anker, mache alles aus, und gehe schlafen.


Am nächsten Morgen wache ich auf neben einer idyllischen Kulisse aus Palmen und Grün. Ich packe Schlauchboot und Motor aus und fahre zum Steg. Kurz nach mir kommen verschiedene Boote mit Tagesausflüglern vom Festland an.

Die Inseln, früher ein berüchtigtes Hochsicherheits-Gefängnis-Lager der Franzosen, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Als Tagestourist falle ich hier gar nicht weiter auf. Außerdem bin ich hier Europäer auf europäischem Boden, in einem Landesteil von Frankreich auf dem südamerikanischen Kontinent.

Die Île Royale, auf der ich gelandet bin, ist die größte der drei Inseln, aber sie ist so klein, dass sie in einem Spaziergang schnell umrundet ist. Es ist schwül-heiß, bei 32C, man schwitzt in Strömen. Leider gibt es keinen Laden (Ich habe keine Milch mehr und fast kein Spüli). Auch Internet gibt es nicht. An der einzigen Bar im einzigen Hotel, wo ich ein eiskaltes Tonic Water mit viel Eis trinke, leiht mir die nette Bedienung ihr iPhone und ich schreibe eine SMS als Lebenszeichen an Nina.

Mehr hat die Insel nicht zu bieten, und so verbringe ich den verregneten Nachmittag an Bord, schlafe noch eine ruhige Nacht und lichte am nächsten Morgen den Anker.

06.06.2013

Alles ist Fluss

Mit über hundert Seemeilen Abstand bin ich am Delta des Amazonas, dem größten Strom der Welt, vorbeigesegelt. Jetzt fällt mir auf, dass das Wasser auf einmal nicht mehr klar und blau, sondern schwarz-grün ist. Ein schwarzer Ozean unter einem blauen Himmel, das sieht sonderbar aus. Eine Geschmacksprobe zeigt: das Wasser ist auch nicht mehr so salzig wie sonst. Ich fahre also jetzt auf der Verlängerung des Flusses auf dem Meer.

Aber der Amazonas ist nur der größte Süßwasserstrom. Ich fahre nämlich schon lange auf einem viel größeren Strom, hunderte Meilen breit, hunderte Meter tief und bis zu drei Knoten schnell: Der Äquatorialstrom. Vom Passatwind angetrieben fließt das Ozeanwasser parallel zum Äquator und dann die Nordküste Südamerikas entlang in die Karibik. Wenn die warmen Wassermassen dann durch den Golf von Mexiko in den Nordatlantik kommen, heißt das ganze Golfstrom, und heizt schließlich unser Europa und macht es überhaupt bewohnbar.

Zum Glück fahre ich mit dem Strom, und bin dankbar, daß ich so schneller ans Ziel komme.

05.06.2013

Ariane


Schwacher Wind, ruhiges Meer, langsame Fahrt und ein gewohnt vielfarbiger Sonnenuntergang.
Etwas später, es ist schon fast ganz dunkel, komme ich nochmal an Deck und staune. Wow, eine brilliant strahlende Wolke erleuchtet die Welt. Ein schlangenförmiger Streifen von Lichtwolke erhebt sich vom westlichen Horizont bis hoch ins Firmament.
Die Wolke ist offensichtlich so hoch, dass sie noch voll im Licht der Sonne erstrahlt, die für mich schon weiter unter dem Horizont steht. Das kann nur eins sein: Der Kondensstreifen einer Rakete, gestartet im europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch Guyana. Bis da sind es von hier noch 230 Seemeilen. Beim Start zum Orbit in Richtung Osten muss die Rakete über mich drüber geflogen sein. Schade, dass ich den Start selber verpasst habe, während ich unter Deck am Computer saß und Musik gehört habe.
Später habe ich erfahren, dass das die Trägerrakete Ariane war, auf dem Weg mit Versorgungsgütern zur Internationalen Weltraumstation ISS.

04.06.2013

Flaute


Kein Wind. Ich berge die Segel und lasse mich treiben.

Dann raffe ich mich auf, und hole Taucherbrille, Schnorchel und Flossen. Sicherheitshalber binde ich eine lange Schwimmleine mit Rettungsring ans Heck. Dann gehe ich ins Wasser. Ganz alleine. Wassertiefe laut Karte zwischen 200 und 1000 Meter.
Das Wasser ist sanft, frisch, warm und ganz klar. Leichte Wellen schaukeln das Schiff. Mit der Brille kann ich das ganze Unterwasserschiff sehen, bis zur Kielsohle. Ich könnte auch noch viel weiter sehen, aber da ist nichts, nur endloses Blau in alle Richtungen. Auch keine Fische.
Ich sehe jetzt auch ganz klar, wo die Leinen von dem eingefangenen Schwimmkörper festhängen. Wie gedacht, am Ruder. Ich tauche runter und ziehe und zerre, erst von der einen Seite, dann nochmal von der anderen Seite und schließlich habe ich die fiesen Leinenreste in der Hand.
Zweck erfüllt, und mir ist doch ein wenig mulmig, also beende ich die Badepartie und gehe wieder an Bord.

02.06.2013

Äquator

Um 2 Minuten nach Mitternacht überquere ich den Äquator bei 43°50'W. Sonst passiert nichts Aufregendes. Die Strömung schiebt mich weiterhin mit 2kn vorwärts nach NW.