31.10.2010

Panoramas





















Ich habe eine Weile mit "Hugin Panorama Stitcher" herumgespielt, und aus verschiedenen Fotoserien von unserer Marokko-Rundfahrt diese Panoramabilder hergestellt.
Den besten Effekt beim Betrachten bekommt man, wenn man ein Bild gross zoomt und dann den sichtbaren Bereich verschiebt, so wie wenn man den Blick am Horizont entlang schweifen laesst.

1. + 2. Medersa Ali Ben Youssef, die alte Koranschule in Marrakesch
3. Kasbah von Tamnougalt im Draa-Tal
4. Restaurant-Terasse in Tamnougalt
5. Strasse durchs Draa-Tal
6. Strasse suedlich vom hohen Atlas
7. Strasse zur Dades-Schlucht
8. oberhalb der Dades-Schlucht
9. im Dades-Tal
10. Todra-Tal

PS: Leider reduziert Blogspot die Aufloesung der Bilder radikal, so dass es keinen echten Spass mehr macht, diese Panoramas anzuschauen. :-(  Ich suchen noch nach einer Loesung...

Radio Schnups


Auch Kaya beteiligt sich eifrig am Bloggen.

30.10.2010

Herumtreiben





Der Tag beginnt gut mit Kaffee und Plausch auf Francois Boot "Gitan 2" doch dann der Schock: Auf dem Ponton liegt nur noch eine von Michis Sandalen! Die andere treibt vermutlich irgendwo im Hafenbecken herum. Wir starten eine Suchaktion, an der sich auch Paula und Jeanne, die kleinen Mädchen vom Boot am Nachbarsteg mit grossem Eifer beteiligen. Zwei marokkanische Jungs auf einem Kanu sichten die fehlende Sandale schließlich und sie findet sich an der Rampe am Ende des Hafenbeckens. Bei der Gelegenheit lernen wir Marion und Jean-Laurent, die Eltern von Paula und Jeanne und ihrem kleinen Brüderchen Gabriel, kennen. Wir trinken bei ihnen an Bord Tee, bestauenen die süßen Kinderkojen, und laden sie zum Abendessen bei uns ein.

Freitags gibt es Couscous II

Heute ist Camilles Geburtstag. Agathe hat sich ueberlegt, ihm ein richtiges, authentisches Couscous zu schenken. Also hatte sie Rita, die Klofrau, gefragt, wo man so etwas kriegen koennte. Oh, ihre Schwiegermutter koenne ein hervorragendes Couscous fuer uns kochen! Ok. Wir sollten mit ihrem Mann sprechen, der als Security vorne am Tor der Marina arbeitet.

Also stehen Kaya, Agathe und ich am Morgen am Tor, wo uns der junge Mann freudig erwartet. Waehrend wir mit einem kleinen Taxi in die verworrenen Gassen der Medina von Sale gefahren werden (er auf dem Moped voraus, um den Weg zu zeigen), gehen Camille und Michi gemuetlich ins Hamam und lassen sich mal so richtig durchwaschen und -kneten.

Die Schwiegermutter (Latifa) empfaengt uns herzlich. Im Taxi haben wir gelernt, wie man "Schoen dich kennenzulernen" sagt. "M'tscharfin" (oder so aehnlich). Wir probieren es aus, sie lacht, strahlt uns froehlich an, herzt und kuesst uns und zack sind wir die besten Freunde. Es lohnt sich doch immer, ein paar Brocken der Landessprache zu lernen.

Gekocht wird auf dem Dach in einer Miniwohnung, die Latifas Sohn selbst gebaut hat. Die Huehner, die auf der Dachterrasse herumlaufen, stecken ab und an neugierig den Kopf durch die offene Tuer. Wenigstens kommen sie nicht aufs Couscous! Dafuer wurden vorher Huehner vom Markt geholt. Agathe, die mitgefahren war, erzaehlt, dass sie sich zwei lebende Huehner ausgesucht haben, die dann an Ort und Stelle geschlachtet und gerupft wurden. Hmpf. Aber immerhin: frischer gehts nicht!

Nach etwa 3 Stunden koecheln, Couscous durchkneten, Gemuese brutzeln und Huehnchen garen, wird alles liebevoll auf einer riesigen Platte angerichtet, die wir mit grossem Hallo wieder im kleinen Taxi zur Marina bringen.

Dann sitzen wir alle bei uns an Bord um den Couscousteller: Agathe und Camille, Philip, Francois, Michi und ich mit Kaya, Cerise vom Katamaran nebenan mit ihrem Mann Jonathan, ihrem Sohn Leo und ihrer Mutter Anne. Was fuer eine Party!

28.10.2010

Socialising in der Marina

Michi ist den ganzen Tag unterwegs, um die Geschichte mit dem Zoll zu klaeren (siehe entsprechender Eintrag). Kaya und ich nutzen die Gelegenheit, lassen den Putzlappen liegen (putzen koennen wir ja auch morgen weiter) und machen nichts als happy socialising. Erst Lunch bei Camille und Agathe, dann spielen und toben auf dem Katamaran nebenan mit Leo (und auf Leos Kuscheldecke, die Kaya sehr sehr gefaellt!), wo wir bis spaet bleiben. Michi stoesst schliesslich kurz nach Sonnenuntergang erschoepft (aber erfolgreich!) auch dazu.

Das Tolle an Marinas ist, dass sie so viel Raum und Gelegenheit fuer Geselligkeit bieten. Grossartig! Man huepft einfach mal eben von Boot zu Boot. Ein grosser Abenteuerspielplatz fuer alle Generationen. Toll!

27.10.2010

La Douane

Der Zoll. La Douane. Der Zoll.
Part I

Dezember 2009. Wir laufen im Hafen von Rabat ein, nach einer abenteuerlichen, 26stuendigen Fahrt durch die Nacht. Vorher eine Woche Nonstop-Regen und Kaelte in Tanger ertragen, das Boot laengsseits der Fischerboote vor sich hinduempelnd. Alles nur, um hier schliesslich sicher und einigermassen guenstig Padma parken zu koennen, waehrend wir nach Deutschland fahren und unser Kind kriegen.

Der erste Schock kommt im Marinabuero, als wir einchecken und bezahlen wollen. Man erklaert uns hoeflich aber bestimmt, dass wir gerne schon die paar Tage bis zum 31.12. bezahlen koennten, dann aber gaebe es eine neue Preisliste. Die sei noch nicht da. Darauf muessten wir warten.

Als die neue Preisliste am 29.12. schliesslich eintrifft (am 31. wollen wir weiter nach Fez und dann nach Hause), zeigt sie unmissverstaendlich und schwarz auf weiss, dass die Preise im neuen Jahr fuer uns ungefaehr dreimal so hoch sind wie bisher. Etwa 450 Euro pro Monat fuer einen Liegeplatz fuer ein Boot von Padmas Groesse. Das ist teurer als Cadiz, von wo wir nun extra hierher geschippert sind, des Preises wegen!

Michi diskutiert ausdauernd mit dem Marinachef und seinen Sekretaerinnen, immer wieder mitleiderweckend auf die schwangere Frau deutend, die daneben sitzt und leider nix versteht, weil alle nur Franzoesisch sprechen. Aber ein bisschen kann ich schon der Argumentationslinie folgen. Extra hergekommen. Frau schwanger. Muss nach Hause. Keine Moeglichkeit mehr, das Boot woanders hinzubringen. Hatten vorher mehrfach nach Preisen gefragt, keine Antwort erhalten. Etc. Nichts zieht. Die Damen schuetteln hilflos die Koepfe, sagen, es waeren Entscheidungen von oben, da koennten sie auch nichts fuer uns tun.

Am Abend vor unserer Abreise sitzen wir noch einmal dort. Fast schon haben wir aufgegeben. Da zieht Michi den letzten Trumpf aus dem Aermel und erklaert, dass wir dann ja auch in Cadiz haetten bleiben koennen, sie seien ja hier jetzt teurer als Spanien. Da kaeme doch dann niemand mehr, dann wuerden doch alle gleich von Spanien zu den Kanaren fahren. Das hat gesessen. Sie muessten telefonieren, wir sollten morgen nochmal kommen.

2 Stunden bevor unser Zug nach Fez geht, haben wir schliesslich Antwort: Na gut, sie haetten mit ihren Vorgesetzten gesprochen, man wuerde sich die neuen Preise noch eimal gut ueberlegen. Bis dahin gilt wieder die alte Liste. Wenn wir wollten, koennten wir gleich bis Juni bezahlen. 180 Euro im Monat. Statt 450. Machen wir!

Part II

Die Dezembertage in Rabat werden jedoch auch noch von einer weiteren Diskussionsbaustelle bestimmt: dem Zoll. Wir wollen Padma mindestens 8, vielleicht sogar mehr Monate hier parken. Das ueberfordert die marokkanische Buerokratie, die nur 6 Monate vorsieht. Jaja, erklaert man uns, wir koennten nach 6 Monaten zusaetzlich eine Ueberwinterung (hivernage) beantragen, die gelte dann weitere 6 Monate. Dafuer muesste aber einer von uns im Juni persoenlich herkommen. Michi deutet wieder auf die schwangere Frau und erlaeutert hoeflich, dass das Kind im Mai geboren wird und wir eher unwahrscheinlich im Juni herfliegen koennen. Koennen wir das nicht jetzt schon...oder per Mail...oder Telefon oder Post...oder spaeter...? Nein. Beantragen geht nur im Juni und nur persoenlich. Hmpf.

Wir koennten natuerlich auch jetzt direkt die hivernage beantragen. Ah. Ein Loesungsansatz! Dann aber muessten wir im Juni kommen, um sie offiziell zu beenden. Geht auch nur dann und nur persoenlich. Hmpf.

Schliesslich einigen wir uns darauf, das Boot in Winterschlaf zu legen, die Papiere beim Marinachef zu lassen und ihm die Aufgabe zu uebertragen, die hivernage offiziell im Juni zu beenden. Klingt gut, finden wir, fahren nach Fez, feiern das neue Jahr, fliegen nach Deutschland, kriegen unser Kind und sind erstmal mit anderen Dingen beschaeftigt.

Part III

Oktober 2010. Wir sind uebergluecklich, Padma gesund und munter am Steg von Rabat vorzufinden, Padma ist uebergluecklich, uns nach so langer Zeit wieder an Bord zu haben. Vor allem, weil wir sie jetzt mal wieder richtig pflegen! Auch der Zoll ist froh uns zu sehen.

Haetten wir nicht schon im Juni hier sein sollen?
Jaja, aber wir hatten doch extra die Papier hier...
Na, aber die hivernage. Wir haetten doch die hivernage beenden muessen!
Deswegen hatten wir ja die Papiere...
Die Papiere sind immer hier, wenn ein Boot in hivernage ist, das ist so Vorschrift. Aber wir haetten doch persoenlich kommen muessen, im Juni, um einen neuen Antrag zu stellen! Uiuiui. Das koenne teuer werden.

Wir sind sprachlos. Wie teuer?

10000 Dirham (ca 1000 Euro). Aber am besten fuehren wir zum Flughafen und spraechen mal mit ihrem Vorgesetzten.

Innerhalb der naechsten 10 Tage irren wir kafkaesk durch die marokkanische Buerokratie, unser handgeschriebenes Verteidigungsschreiben immer unterm Arm, sind zweimal am Zollamt im Flughafen, zweimal im Zentralbuero in der Neustadt, mehrach im Marinabuero, reden uns den Mund fusselig (also: Michi redet, der kann besser Franzoesisch, ich und Kaya stehen repraesentativ dabei), werden immer wieder von einem zum anderen geschickt, muessen uns den Weg zu den entsprechenden Vorgesetzten erst an ihren Sekretaerinnen vorbei erkaempfen, erreichen an einer Stelle immerhin ein mildes Laecheln und die Option auf eine "petite amende", mit Augenzwinkern zu Kaya: "petite comme la petite fille", eine symbolische Strafe, die aber immer noch 2500 Dirham betragen soll, reden uns weiter den Mund fusselig, setzten ein neues Schreiben mit Agathes Hilfe auf, das wir den Behoerden quasi aufdraengen - und erfahren schliesslich: Nichts zu machen, 2500 muessten wir jetzt bezahlen. Wir geben auf.

Also zieht Michi Geld aus dem Automaten und faehrt zum Zollamt, um zu bezahlen. Dort trifft er auf den Chef, der gerade unser neues Schreiben studiert. Ach so sei das! Ja dann! Er telefoniert ein bisschen, stempelt das Schreiben ab, laechelt freundlich. Nein nein, wir muessten nichts bezahlen. Alles in Ordnung! Der zustaendige Zoll-Inspektor vom Flughafen kommt sogar persoenlich zum Hafen um uns die Papiere zu geben. Es dauert zwar noch bis weit nach Sonnenuntergang (die Zollbeamten mussten sich zwischendurch jeweils kurz fuers Abendgebet zurueckziehen) aber dann ist alles erledigt und wir sind legalisiert und duerfen sogar noch bis 26. Dezember in Marokko bleiben - und ab 1. Januar duerfen wir wiederkommen.

Part IV

Die neue Preisliste haengt im Marinabuero aus. Gueltig ab August 2010. Es ist die gleiche wie die alte.

25.10.2010

Werkelphotos


Michi dichtet unseren Wassertank ab.


Agathe tippt den alles entscheidenden Brief.

Sonntag mit der Familie





Morgens kommen Camille und Agathe zum Fruehstuecken. Wir alle hoffen, gemeinsam zu den Kanaren segeln zu koennen. Aber leider sind sie ein bisschen unter Zeitdruck, haben Termine einzuhalten, und wir warten immer noch darauf, dass der Zoll uns gehen laesst (siehe spaeterer Eintrag) und dass der richtige Wind kommt.

Jedenfalls machen wir heute Familientag. Ist ja schliesslich Sonntag. Nach dem Fruestueck werkeln wir gemeinsam, Camille hilft Michi mit dem Aussenbordmotor vom Schlauchboot und Agathe hilft mir beim Putzen. Das Leben auf dem Boot fuehrt einfach automatisch zu einer archaischen Rollenverteilung, da kann man nichts machen. Aber es ist auch ganz lustig so, ich plaudere auch lieber mit einer Freundin unter Deck, als am Motor rumzuschmieren. Und ebenso gilt das fuer die Maenner, die lieber basteln und tuefteln als plaudern. Passt doch.

Wir machen Essen und decken im Cockpit den Tisch - aber wo sind unsere Maenner ploetzlich? Nirgends zu sehen! Das Schlauchboot ist auch weg. Ob die heimlich nach Rabat gefahren sind? Oder zu den Kanaren durchbrennen? Nach einer ganzen Weile tauchen sie schliesslich wieder auf, etwas betroepfelt, im Schlepptau des Marinabootes. Der Aussenborder geht anscheinend doch noch nicht. Gut dass es jetzt passiert!

Zur Belohnung fuer unsere harte Arbeit goennen wir uns am Nachmittag einen Touri-Ausflug, zu dem uns auch noch die beiden Einhandsegler Philipe und Francois begleiten. Zuerst fahren wir zum koeniglichen Palast (zu sechst im Sammeltaxi, ganz marokkanisch, zwei auf dem Beifahrersitz, vier hinten, Kaya vor den Bauch geschnallt). Leider gibt es nicht viel zu sehen. Die Wachen am Eingang tragen dem Taxifahrer auf, uns im Auge zu behalten und auch gleich wieder rauszufahren aus dem Gelaende. Nur das koenigliche Eingangstor duerfen wir besichtigen, an dem bereits eine ganze Menge Touristen stehen und alle das gleiche Photo schiessen. Also gut. Wir auch.

Spannender als der Palast ist die alte Festung Chellah mit ihren grosszuegigen Gaerten. Wir schlendern durch die Ruinen der alten phoenizischen Siedlung, es duftet nach Jasmin und Grapefruit, auf dem alten Minarettturm vor uns nisten Stoerche und ueberhaupt sieht und hoert man ringsherum hunderte von klappernden und zwitschernden Voegeln. Durch die Baumwipfel entdecken wir eine ganze Kolonie Stoerche, deren Nester sich wie die Tuerme von Hanoi in den Baumstaemmen stapeln. Ein magischer Ort.

24.10.2010

Kino

Der Tag beginnt mit harter Arbeit. Es ist noch so vieles zu machen, bevor wir lossegeln koennen! Also wird bis Sonnenuntergang (etwa 6 Uhr) gefeudelt und gewischt und gewerkelt und geraeumt. Dann packen wir Kaya in ihren Tragebeutel und goennen uns einen Abendausflug nach Rabat. Da die Marina zu Sale gehoert und von Rabat durch einen Fluss getrennt ist, kann man nicht so einfach nach Rabat laufen. Was aber geht ist, zum Flussufer zu spazieren und sich fuer 2 Dirham (ca 20 Cent) in einem kleinen bunten Holzboot rueberrudern zu lassen. Zum Sonnenuntergang ist das wahnsinnig romantisch - ein bisschen wie Venedig auf arabisch. Nur billiger.

In Rabat suchen wir vor allem frisches Gemuese und einen Barbier fuer Michi. Zuerst jedoch landen wir im Teppich-Souk. Und wie das hier eben so ist - im Teppich-Souk gibt es nur Teppiche. Ein kleiner Laden am anderen, alle verkaufen die gleichen Teppiche. Wer Gemuese will, muss in den Gemuese-Suk. Ein bisschen wie bei Real - nur dass die einzelnen Abteilungen eben ueber die ganze Stadt verstreut sind. Wir umrunden die Altstadt und werden schliesslich fuendig - mehr als wir geplant hatten. Neben Gemuese entdecken wir lauter Staende mit billig gebrannten DVDs, 5 Dirham das Stueck. Da kann man doch nichts falsch machen.

An diesem Abend laeuft im Padma-Kino also "Into the Wild", ein Film ueber die authentische Geschichte eines jungen Mannes (Mitte 20), der alles aufgibt, sein Geld verschenkt oder verbrennt und lostrampt, quer durch Nordamerika bis nach Alaska, wo er lange alleine in der Wildnis lebt. Ein starker, beruehrender Film. Ein Film, der Mut macht und gleichzeitig irre traurig und nachdenklich darueber, was es eigentlich bedeutet zu leben. Worum geht es? Was braucht man zum gluecklich sein? Was braucht man nicht?

23.10.2010

Freitags gibt es Couscous



Heute hatten wir uns viel vorgenommen: Segel fertig anschlagen, alle Vorratsfächer und Staufächer reinigen und entmuffen und die Achterkabinen aufräumen. Weit kamen wir nicht, denn bald kam Besuch: Zuerst Heike, Kojencharter-Mitseglerin auf einem Schiff Richtung Lanzarote. Dann Agathe und Camille, ein Segel-Hitchhiker-Pärchen aus Frankreich, die uns am Tag zuvor schon eine Nachricht an die Reling geklemmt hatten, ob sie mit uns zu den Kanaren segeln könnten. Und während wir so gesellig über unserem Minztee saßen, fiel uns auf, dass ja heute Freitag ist. Und freitags gibt es Couscous in Marokko. Keiner weiß warum, ist aber so. Da auch schon Mittagessenszeit war, entschieden wir kurzerhand, für alle Couscous zu kochen. Philippe, französischer Einhandsegler vom Nachbarsteg kam auch und brachte eine Flasche portugiesischen Rotwein mit. Wie soll man denn da arbeiten? Gegen Sonnenuntergang hat Michi immerhin noch mit Hilfe von Camille und Philippe die Lazyjacks fertig montiert, während ich mit Agathe das Baby gehütet und die Küche aufgeräumt habe. Soviel zu Männer- und Frauenrollen.

PS.: Waehrend wir gemuetlich Couscous knabbern, uebt Kaya in ihrer Spielekoje Auf-den-Bauch-Rollen - und ist zum ersten Mal wirklich erfolgreich! En denkwuerdiger Moment. Der erste Bauchdreher. Ein weiterer Schritt in die Unabhaengigkeit.

22.10.2010

Marokkanische Telefonzellen...

Marokkanische Telefonzellen brauchen wir zum Glück nicht. Mit iPhone, Wifi und Skype können wir euch ganz gemütlich vom Boot aus anrufen.
PS: Ich habe keine Telefonnummern mitgenommen. Wer angerufen werden möchte, schicke mir bitte seine Nummer.

21.10.2010

Shoppen in Rabat





Aber natürlich wird nicht nur geputzt. Wir haben ja Zeit. Abends zum Sonnenuntergang trifft man sich manchmal auf einem der Nachbarboote zur Sundowner-Party mit Wein und Keksen und Seemannsgarn von allen Weltmeeren. Und tagsüber bleibt genug Gelegenheit zum Shoppen. Wir suchen immer noch nach einem tollen fröhlichen Stoff für unser Salonsofa. Stoffe gibt es hier genug - aber so richtig konnten wir uns bisher noch für keinen entscheiden. Umso entscheidungsfreudiger waren wir in den Schuhläden, in denen die Converse Allstars für acht Euro verkauft werden. Nun sind wir für die nächsten Jahre mit Converse versorgt.

Besonders großen Spaß macht es auch, im Souk (Markt) der Medina (Altstadt) Leckereien einzukaufen. Auch wenn so manche Stände, an denen es Ziegenköpfe, -beine und -eingeweide oder lebende Hühner, die direkt für den Kunden vor Ort geköpft und gerupft werden, ein ziemlicher Schock sind, gibt es zum Ausgleich ja zum Glück genügend andere Stände mit den leckersten Oliven, kleinen Gebäckteilchen, frischem Obst oder pflückfrischer Minze. Von den Schokoladen-Erdnuss-Keksen jedoch hätten wir besser die Finger gelassen. Die waren zwar irre lecker, aber anschließend war uns beiden zwei Tage lang flau im Magen...

19.10.2010

Bootsputz




Unsere ersten Tage in Rabat sind im wesentlichen damit gefüllt, unser Zuhause gemütlich zu machen. Da wird gefeudelt und geschrubbert und geputzt, Wäsche gewaschen, Segel werden angeschlagen und kleine bunte Aufkleber im Boot verteilt. Kaya hat die Vorschiffskajüte als Spielzimmer erobert. Das wird ganz schön kuschelig hier!

16.10.2010

Ziel









Seit Januar wartet Padma in Rabat auf unsere Rückkehr. Seit Monaten bin ich in Gedanken immer wieder beim Schiff und frage mich, wie es ihm wohl geht. (Immerhin hat Googlemaps bestätigt, dass Padma beim letzten neuen Luftbild noch an ihrem Platz war.)
Und seit zwei Wochen ist dieser Ort das Ziel unserer Reise. Hier.

Beginning of Boattrip

Hallo Padma!

15.10.2010

End of Roadtrip







Die Fahrt von Midelt nach Rabat fuehrt ueber den Mittleren Atlas, wobei der Pass hier hoeher ist als der ueber den Hohen Atlas, den wir gestern gefahren sind. Auf etwa 2000m Hoehe kurven wir durch eine atmeberaubend schoene Landschaft, jetzt mehr mit Zedernwald und weniger mit Dattelpalmen. Bei einem Zwischenstopp in Azrou geben wir uns auch endlich mal das authentische Erlebnis in einem Teppichladen. Schnell wieder raus hier, sonst haben wir noch, eh wir uns versehen, einen Teppich unter dem Arm, den kein Mensch braucht! Die sind aber auch schoen... Mit perfektem Timing kommen wir am Strand von Rabat an, als die Sonne gerade postkartenreif im Atlantik versinkt. Ankommen ist immer bewegend. Nach so langer Zeit, so vielen Kilometern, so viel Autofahrt ploetzlich stehenzubleiben. Motor aus. Aussteigen. Stillstand. Atmen.

Da stehe ich also. Im letzten Abendsonnenlicht. Meine kleine Familie, die Sonne, der Wind, das Meer. So wird das jetzt eine ganze Weile bleiben. Ich bin zu Traenen geruehrt.

Morgens in Midelt

Kaya ueberlegt, was sie wohl heute anzieht.

14.10.2010

Lonely Planet recommends...



Fruehstuecken auf der Dachterrasse inmitten der gigantischen Schlucht - das ist schon ein guter Anfang fuer den Tag. Dann geht der Roadtrip weiter, heute zurueck ueber den hohen Atlas. Gut, dass wir diese Strecke nicht noch gestern gefahren sind! Erstens ist es schoener und spannender (und weniger unheimlich) bei Tageslicht, ausserdem gilt auch fuer diese Passstrasse (so viele s in einem Wort! Cool!), dass wir uns in der Fahrtzeit mal wieder leicht verschaetzt haben. Bis nach Midelt, unserem Etappenziel, brauchen wir inklusive Still- und Wickelpausen 7,5 Stunden. Anstatt 4,5, wie wir ausgerechnet hatten.

Midelt selbst ist wenig spektakulaer, das wussten wir schon. Ist eben ein Etappenziel. Dafuer aber soll es ein nettes Hotel geben, das der Lonely Planet mit folgenden Worten beschreibt: "Tolles neues Hotel im Osten der Stadt. Gemessen am Preis (9 Euro fuers DZ mit Fruehstueck) sind die Zimmer geraeumig und wirklich hervorragend; in denen mit eigenem Bad gibt's warmes Wasser im Ueberfluss. Die Dachterrasse gewaehrt huebsche Panoramablicke und ist der perfekte Ort, um das grosszuegige Fruehstueck zu geniessen."

Schon von aussen sehen wir: neu ist dieses Gebaeude nicht. Eher...authentisch. Ueber kahle Betontreppen kommt man in einen grossen Raum, der ohne einen Anflug von Geschmack voll gestopft ist mit komischen Dingen (siehe Foto): Plastikblumen in Vasen aus Plastikholzimitat, die auf kleinen Karos aus Kunstrasen ruhen, Plastikblumengirlanden an den Durchgaengen, diverse Marokkofaehnchen und nichtidentifizierbare Pokale in kleinen hingestoppelten Kommoden, staubige, wild durcheinandergewuerfelte Teppiche, Plastikstuehle und Einzelelemente gammeliger Polstergarnituren haengen trostlos um kleine Plastiktischchen mit muffigen Tischdecken herum. Das Zimmer, das uns zugewiesen wird, sieht genauso aus. Moebel fuer den Sperrmuell, zerfetzte Gardinen an ausgeleierten Draehten. Geraeumig ja - aber hervorragend?? Wer bitte hat diesen Lonely Planet Eintrag verfasst? Von den Waenden broeckelt der Putz, das kahle Badezimmer ohne Fenster ist eine grosse geflieste Nasszelle in deren Mitte ein nackter Brauskopf Wasser zu allen Seiten nur nicht nach unten versprueht. Wer duscht, ertraenkt das gesamte Bad. Klospuelung geht auch nicht. Aber "warmes Wasser im Ueberfluss". Gelogen ist der Eintrag nicht. Zum Sonnenuntergang klettern wir ein paar weiter Betonstufen nach oben, um die Panoramaterrasse zu geniessen. Der Abendhimmel ist wirklich toll - aber die Terrasse entspricht dem sonstigen Zustand des Hauses. Wie hier jemand freuhstuecken moechte, bleibt eine ungeklaerte Frage. Was im Reisefuehrer nicht steht ist dass der aeltere Marokkaner und seine Familie, die das Hotel betreiben, sehr sympathisch und hilfsbereit sind. All das gehoert zum authentischen Travellerleben dazu! Auf jedenfall ist diese Herberge mal was anderes.

13.10.2010

Todra Schlucht





Ein steiniger Fluss zwischen zwei senkrechten Felswänden, so eine Schlucht ist im Dadés Tal beeindruckend, und im Todra-Tal 50km weiter noch beeindruckender. Unter den Klippen spazieren wir in der harten Sonne das Tal hoch, an kleinen Feldern und vereinzelten Palmen vorbei. Kaya natürlich mit dabei, umgeschnallt.

Wir wollten eigentlich nur kurz hereinschauen und uns dann auf den langen Weg zurück über die Berge machen. Aber weil es entspannt schöner ist, sind wir einfach noch über Nacht hier geblieben. Wir haben auch wieder eine super-gemütliche Herberge gefunden, in der wir uns auf Berber-Teppich-Polstern unter arabischen Stuckdecken und bei bunten Lämpchen total wohl fühlen. WLAN gibt es auch.

12.10.2010

Dadés Tal rauf und runter







Es ist nicht so leicht, mit Fotos zu zeigen, wie überwältigend diese Landschaft ist! Wir fahren ein bisschen mit dem Auto das Tal rauf und runter und halten dann in einem kleinen Örtchen an, um die Gegend weiter zu Fuß zu erkunden. Kaum jedoch haben wir geparkt, werden wir von neugierigen Mädchen umringt, für die Kaya offensichtlich mindestens genauso exotisch ist wie sie für uns. "Bebi", rufen sie (Betonung auf der zweiten Silbe), "Oh, Bebi!!" und linsen immer wieder in den Tragebeutel. Begleitet von der ganzen Kinderschar wandern wir nun durch die Felder und Feigenhaine im Tal bis zum Fluss. Aber fotografieren möchten sie sich auf keinen Fall lassen. Sobald wir den Fotoapparat zücken, rennen sie kichernd und schreiend zu allen Seiten weg. Zwei Mutige haben wir dann schließlich doch noch aufs Bild gekriegt. Sehr erfrischend, diese farbenfrohen, lachenden Kinder!

11.10.2010

5 Monde




"Les 5 Lunes" heißt unsere Herberge im wunderbar malerischen Dadés Tal. Vom Dach sieht man nachts 5 Millionen Sterne. Und innen ist es sehr kuschelig und künstlerisch auf rustikale marrokanische Art dekoriert. Die Brüder, die zusammen das Haus betreiben, spielen abends gerne Musik mit den Gästen, Berber-Folklore auf verschiedenen Trommeln. Wir fühlten uns so wohl, dass wir gleich zwei Nächte geblieben sind, um in Ruhe das Tal zu erkunden.

Hinterm Atlas





Schnurgerade geht die Straße bis zum Horizont durch die Wüste. Links der Hohe Atlas mit schneebedeckten Gipfeln. Und dann kommt man über eine Anhöhe in ein Tal, in dem die Oase Skoura liegt: Palmenhaine und noch mehr Kasbahs mit Mauern aus Lehm. Schliesslich die Stadt Kelaa Mgouna, in der jedes zweite Geschäft Rosenwasser und Kosmetikartikel aller Art mit Rosen verkauft, denn in dem Tal in der Nähe werden Rosen angebaut, heißt es. (Wir haben keine einzige Rose gesehen!)