30.04.2011

Im Valle Gran Rey


Da sind wir mal wieder. An der langen Bucht im Valle Gran Rey. Der große namensgebende König überblickt majestätisch die Küste. Und wir irren herum und suchen eine Unterkunft. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt, eigentlich haben wir unser Zuhause doch immer dabei. Aber heute mal nicht, also brauchen wir ein Hotel oder Appartment. Aber nur für zwei Nächte. Das ist nicht einfach!

Da ist es, hier wohnen wir. Mitten in der lustigen Altstadt-Hippie-Kneipen-Gasse. Farbenfroh und wohnlich.

Und so sieht es im Sonnenuntergangslicht von unserem Hotelfenster aus. Ganz schön, mal Urlaub woanders zu machen.

Wir fahren in den Urlaub


Heute vor zwei Jahren sind Michi und ich uns zum ersten Mal im Zug vor Berlin begegnet. Das muss gefeiert werden! Also steigen wir mit Sack und Pack und Kegel in den Bus und fahren fürs Wochenende ins Valle Gran Rey. Urlaub machen. Yeah!

29.04.2011

Aus dem Alltag


Manchmal müssen wir über kleine Zettel kommunizieren, zum Beispiel, wenn Michi gerade am Telefon ist und ich gemerkt habe, was über Nacht mit dem Kinderwagen passiert ist.

Lesestunde


Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.


Da ist er!

26.04.2011

Bei Anne und Wolfgang


Am gleichen Steg, ein paar Plätze weiter, liegt die SY "Anne" mit Anne und Wolfgang an Bord, die wir bereits aus Las Galletas auf Teneriffa kennen. Hier feiern wir den Ostermontag. Mit köstlichem Buffet und herzlicher Kinderbetreuung. Danke, euch beiden!

22.04.2011

Karfreitag in San Sebastian

Michi ist krank. Ohrentzündung. Der Arme!
Während er an Bord bleibt und sich schont, gehen Kaya und ich zum Gottesdienst. Zum Glück merkt keiner, dass Kaya gar nicht katholisch ist, sondern schamanisch... Ich verstehe zwar nicht viel von den Worten der Predigt, aber was ich über alle Sprache hinweg verstehe, ist die andächtige und berührende Atmosphäre in der kleinen Ortskirche. Unter Gesängen wird ein Kreuz hereingetragen und vor dem Altar aufgestellt. Unter Gesängen erhebt sich die Gemeinde und jeder geht nach vorne, um den Gekreuzigten zu ehren. Ich bin so ergriffen, dass auch ich Kaya auf den Arm nehme und mit ihr nach vorne gehe, um mich vor dem Kreuz zu verneigen. Es ist ein besonderer, friedlicher und glücklicher Moment, ein Moment, in dem ich spüre, was der Glaube an einen Gott bedeuten kann. Neben aller Kritik an der Kirche als Institution oder religiösem Fanatismus oder dem Unglück, das Religionen bereits in der Welt gestiftet haben - dieser Moment ist schön. Einfach so. Religiös. Bewegend. Schön.

Anschließend an den Gottesdienst zieht eine Prozession durch den Ort. Auch das bewegt. Gerade in der unerwartet unpretentiösen Schlichtheit der vier Wägen mit Christus- oder Mariafiguren und der getragenen Musik der langsam schreitenden Bläserkapelle.



Ich mag Traditionen. Selbst wenn es kirchliche sind.

20.04.2011

Wandern mit Angela Merkel

Wir haben unsere Chance verpasst! Einfluss zu nehmen auf die Atompolitik. Lybien. Die Rettung des Euros. Menno! Nur weil wir nix gesagt haben. Als sie uns entgegenkam. Auf unserer Wanderung nach Hermigua. Mitten im Lorbeerwald. Mitten im Regen. Mitten im Nichts. Angie. Unglaublich! Angie mit Mann. Michi sagte: "Die sah gerade aus wie Angela Merkel". Etwas dahinter zwei junge Männer. "Und das waren bestimmt ihre Bodyguards". Und am nächsten Tag lesen wir im Internet, Angela Merkel verbringe Semana Santa auf La Gomera, wo sie den Strand und die einsamen Wanderwege genießen wolle. Und wir haben einfach nichts gesagt! Das wäre DIE Chance gewesen! Wobei, ehrlich gesagt sah sie nicht so aus, als ob sie gerne angequatscht worden wäre. Insbesondere nicht auf Atomkraftwerke.

So war es also eine politfreie Wanderung. Morgens im Bus auf die Berge und dann von dort, wo wir neulich hochgestiegen sind, runter Richtung Hermigua. Durch einen märchenhaften Zauberwald mit Moos und Farn und Lorbeerbäumen und Feenhaar in den Ästen.

Leider diesmal mit ungemütlicherem Wetter. Am Anfang neblig-kühl, dann immer mehr Regen.
Aber nun gibt es kein Zurück, nun müssen wir zumindest bis El Cedro weiter, was etwa auf halber Strecke nach Hermigua liegt. Ca 3 Stunden Wanderung. Uff. Mich fröstelt, Kaya hängt wie ein begossener Pudel im BecoCarrier, Michis Stoffschuhe machen bei jedem Schritt "Schlurp", wir schlittern über aufgeweichte Matschwege und genießen die Aussicht,
soweit sie reicht - etwa 10 cm. Dann nur noch Grau. Wie das Nichts in der Unendlichen Geschichte. Aber irgendwie trotzdem gut. Abenteuerlich. Erfrischend. Belebend. Vor allem dann die Ankunft in der Berghütte bei El Cedro. Triefend und durchweicht die Tür aufzustoßen und in eine Hütte zu kommen, in der ein Feuer im Ofen brennt und Wanderer auf Holzbänken
vor dampfenden Holzschalen mit Suppe sitzen, ist eine Freude, die mit wenig vergleichbar ist. Wir bestellen Fisch und Suppe, strecken die nassen Füße zum Ofen, rubbeln Kaya trocken, ziehen ihr was Frisches an und das Leben ist wieder schön.

Aber nach Hermigua wandern wir nicht mehr. Draußen prasselt der Regen gegen die Scheiben, da gehe ich nicht mehr raus! Nur, wie kommen wir dann von hier weg? Zum Glück sitzt am Nachbartisch eine spanische Familie, deren 18-Monate alter Sohn sich auf den ersten Blick in Kaya verliebt hat und die uns anbieten, uns in ihrem Minivan bis zur Bushaltestelle mitzunehmen. Super! Irgendeiner passt auf uns auf und meint es gut mit uns, glaube ich.

19.04.2011

Kaya spielt Ball

Es ist ganz rührend zu sehen, wie kleine Kinder irgendwann anfangen, ganz bewusst mit ihrer Umwelt zu interagieren. Kaya interessiert sich mehr und mehr für andere Kinder, beobachtet sie neugierig, sucht Kontakt, gibt Gegenstände (kleine Steinchen, Plastikbecherchen) ab und freut sich. Heute haben wir Andrea getroffen. Andrea hatte einen Ball dabei. Die beiden haben sich eine ganze Weile fasziniert voneinander den Ball gegenseitig zugerollt. Toll!!

18.04.2011

Unser Ziel


Es war nicht leicht. Wir haben die Seekarten der ganzen Welt ausgiebig studiert. Revierführer gelesen. Reiseführer gelesen. Spirituelle Bücher durchforstet. Aber jetzt haben wir es gefunden: ein Bild von unserem Zielort! Da wollen wir hin! Michi gibt das jetzt mal bei google maps ein...

17.04.2011

Ausflug nach Playa Santiago

Heute machen wir wirklich und richtig Urlaub! Wir nehmen um 10 Uhr morgens (wer Michi kennt, weiß, was für eine Leistung das ist!) die Inselfähre nach Playa Santiago und verbringen dort den Tag mit rumstreunern, Kaffee schlürfen, in Touriläden stöbern, lecker essen gehen, wandern, am steinigen Strand rumlungern und auf die Wellen gucken. Schön hier!

Strictly for authorized Kayafans only


"Hmmm...."

"...Was ist denn das da drüben?"

"Aaaargh! Ein Seeungeheuer!!"

15.04.2011

Photosession in San Sebastian

Auf Michis To-Do-Liste steht heute: Ruderanlage auseinandernehmen und reinigen, weil das Steuer manchmal so schwergängig ist. Das gibt Sauerei und Baustelle. Da mache ich mich lieber mal aus dem Staub. Und weil wir sonst nichts besseres zu tun haben, gehen Kaya und ich durch San Sebastian und machen Photos. Details. Um die Stimmung dieses Ortes mal ins Blog zu bringen. Hier sind ein paar davon.

Lina und Johan



Die beiden Schweden, die mit uns im Valle Gran Rey waren, kommen zum Abendessen zu uns aufs Boot. Toller Abend! Michi zaubert ein mexikanisches Menü, dass allen die Ohren schlackern und Lina im Gästebuch vermerkt, das sei das beste Essen gewesen, seit es Brot in Scheiben gäbe. Wir trinken mexikanisches Bier, lachen viel. Ich mag Lina und Johan. Aber wie mit allen Freundschaften bisher, geht auch diese nicht weiter: Morgen fahren sie nach La Palma, dann weiter nach Madeira, dann über die Azoren nach Schweden zurück. Wir werden uns wohl so bald nicht wieder sehen. Manchmal tut das weh. Heute zum Beispiel.

Mal was zur Sinnfrage

Kaya krabbelt im Sand, im Hintergrund sieht man links wie hingepinselt das Örtchen San Sebastian und rechts die Segelmasten der in der Marina vor sich hin dümpelnden Bötchen - eines davon ist unser Zuhause. Was für eine Idylle!

Und trotzdem, manchmal frage ich mich: Und jetzt? Was machen wir hier eigentlich mit unserem Leben? Dauerurlaub? Ok, wir begeben uns auf Abenteuer und arbeiten damit intensiv an unseren Persönlichkeiten. Eine Art Pilgrimage. Kann ja nicht schaden. Sollte jeder machen. Sollte eigentlich Pflicht in der Schule werden. Ein Jahr pilgern. Statt Schulsport. Zum Beispiel.

Ernsthaft, das Leben auf dem Boot sieht auf den Bildern wahrscheinlich meist wie Dauerurlaub aus, ist manchmal auch ein bisschen so, aber was den ganz normalen Alltag angeht, ist es eine ziemliche Herausforderung. Weil alles eng ist, weil alles ineinander gepuzzelt ist, so dass wir dauernd mit allen Dingen quasi jonglieren, und weil man oft A nicht machen kann, ohne vorher B zu machen, und B nicht geht, wenn nicht erst C und D gemacht werden. Ein Beispiel: Ich will morgens für Kaya Haferflocken kochen. In einer normalen Küche hieße das: Haferflocken aus dem Schrank holen, in den Topf, Wasser rein, Platte an. Hier aber kann das so aussehen: Der Topf (es gibt nur einen kleinen) ist noch schmutzig von gestern, muss also gespült werden. Aus dem Waserhahn in der Küchenspüle sprutzelt allerdings mehr Luft als Wasser - die Tanks sind leer! Also raus aus dem Boot, an den Steg, Wasserschlauch aus der Backskiste holen, anschließen, Wassertankdeckel aufschrauben. Zum Aufschrauben brauche ich eine Winschkurbel, die irgendwo in der Werkzeugkammer ist. Rein ins Boot, Winschkurbel suchen. Deckel auf, Wasser an, abwarten, bis Tank voll, dann Wasser aus, damit Tank nicht platzt. Topf spülen. Die Haferflocken sind im kleinen Schrank, vor dem sich das schmutzige Geschirr stapelt. Schranktür geht nicht auf. Na gut, bin eh gerade dabei, also erstmal Geschirr spülen. Schranktür auf, Flocken raus und in den Topf. Nun muss Wasser zu den Flocken, aber nicht aus dem Hahn, ist doch fürs Baby, sondern richtiges Trinkwasser aus der Flasche. Wir kaufen Wasser immer in großen Kanistern und füllen es dann in 1,5-Liter-Flaschen ab. Die sind mal wieder alle leer. Kanister sind in der Kiste unterm Bett. Da schläft Michi noch. Michi wecken, Kanister raus, Wasser mit Trichter in Flasche abfüllen, dann aus Flasche zu den Flocken. Uff! Und dabei das Baby nicht aus dem Blick verlieren, das von Tag zu Tag mehr kann und immer neugieriger seine Umgebung erkundet. So kann jede Alltagshandlung zur Aktion werden, jede kleine Aufgabe zu einer Serie von Aufgaben. Anfangs fand ich das ziemlich schrecklich und nervig, mittlerweile sehe ich es als Training: Geduld, Ruhe, Gelassenheit - was man da alles trainieren kann! Hinzu kommen die Aspekte der Beziehungsgestaltung auf engstem Raum, die Geworfenheit auf sich selbst, die ständige Herausforderung, immer wieder neue Freundschaften zu schließen, sich auf neue Menschen einzustimmen und liebgewonnene Freunde wieder zu verabschieden... Also: Auf dem Boot zu leben halte ich neben allen tollen Aspekten des Urlaubmachens auch für meine eigene Persönlichkeitsentwicklung für sehr förderlich!

Aber etwas nagt in mir und ist unzufrieden und drängelt darauf, endlich mal wieder was Sinnvolles zur Gesellschaft beizutragen. Was für andere oder mit anderen zu tun. Ok, ok, - Kaya großziehen ist im weiteren Sinne auch ein Dienst an der Gesellschaft. Aber darüber hinaus möchte ich gerne meine Energie und Arbeitskraft in irgendein Projekt stecken, das weniger selbstbezüglich ist.

Ich wage es kaum zu sagen, kaum zu denken, während andere im Korrekturstress stecken und mich um Strand und Sonne beneiden, aber manchmal vermisse ich die Schule.

12.04.2011

Mit Nina am Strand von San Sebastian


Nina aus Hamburg muss zurück nach Deutschland, heute geht ihre Fähre nach Teneriffa. Aber ein bisschen Zeit hat sie vorher und so kommt sie uns spontan besuchen, isst mit uns auf "Padma" lecker Pasta und geht mit uns zum Strand. Ich merke mal wieder, wie wichtig es mir ist, warmherzige, interessante und interessierte Menschen um mich zu haben. Sie ist so jemand. Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, Nina.

Und Kaya hat auch Spaß im Vulkansand...

11.04.2011

Ausflug ins "Valle"


Wir mieten uns ein Auto und fahren einmal quer über die Insel ins Valle Gran Rey. Ganz spontan begleiten uns Lina und Johan, ein schwedisches Pärchen, deren Boot am Steg gegenüber liegt und die wunderbare Gesellschaft sind.

Die Straße ins "Valle" führt in Schlangenlinien durch die Berge. 20 km Luftlinie, 50 km Straße. Dramatische Felsformationen und Blicke in schwindelerregende Tiefen machen die Fahrt selbst zum Erlebnis. Unser erster Anlaufpunkt im Ort unten an der Küste ist der Markt. Hier werden indische Klamotten, selbstgemachter Schmuck, selbstbemalte Röcke, gomerische Spezialitäten etc. angeboten, es wird getrommelt und Didgeridoo gespielt, eine Bauchtänzerin tobt sich aus, Hippies sitzen in Grüppchen auf dem Boden. Ich liebe die Atmosphäre und die Energie dieses Ortes, trotz dem flauen Gefühl im Magen über die Konstellation dieser eher künstlichen Gesellschaft (siehe Blog-Eintrag weiter unten), die sich übrigens auch in den Flohmarktständen widerspiegelt: Die 10jährigen Kinder der Aussteiger verkaufen Babykleidung, deutsche Kinderbücher und Holzspielzeug. Aber keiner kauft es, weil es keine kleineren Kinder mehr gibt. Außer Kaya. Die kauft sich "Die kleine Raupe Nimmersatt" und spielt den restlichen Tag damit.

Anschließend wandern wir durch die Ortsteile "Vueltas" und "Playa", besichtigen den Hafen und untersuchen die Möglichkeiten, hier mit dem eigenen Boot anzulegen,...

...laufen zur "Finca Argayall", einem spirituellen Meditationszentrum am Strand,...

...hängen in Cafés rum und kommen gegen Abend schließlich zur Playa del Inglés. Wow!!! Was für ein Ort! Kein Wunder, dass es hier alternative und spirituelle Menschen herlockt. Der Strand ist mystisch. Schwarzer Sand, dazwischen abgeschliffene Steine und Felsen, begrenzt von steil aufragenden Klippen, die Brandung tost ans Ufer, nackte Pärchen liegen zwischen den Steinen im Sand, eine Frau mit wehendem Batikkleid tanzt ekstatisch mit Feuerbändern, eine einsame Möwe stolziert an uns vorbei. Ich liebe diesen Ort vom ersten Moment an. Hier könnte man bleiben. Nicht für immer, aber für eine Weile. Hier kann die Seele sich strecken.

Was für ein Tag!

Als die Sonne weg ist, gehen wir zurück in den Ort. Aus einer kleinen Bar dringt spanische Livemusik, farbenfrohe Menschen sitzen auf der Mauer am Ufer, einer spielt Gitarre. Wir setzen uns dazu und lernen Nina aus Hamburg kennen.
Michi: "Und du bist...?"
Nina: "Nina."
Michi: "Ach, du auch?"
Nina: "Wieso, du auch?"
Da sitze ich nun, auf La Gomera am Strand, lausche der Gitarre, plaudere mit Nina, schaue in die Sterne und auf die Brandung, die hier sanft über die Steine rollt, spüre Michi an meiner Seite und Kayas Präsenz, auch wenn sie gerade selig im Kinderwagen schlummert, und bin glücklich. Ganz einfach. Glücklich.

Kurze Philosophie zum Valle Gran Rey


So wie von Mallorca im Volksmund von "Malle" die Rede ist, so wird das Valle Gran Rey "Valle" genannt. Mit Doppel L. Das Valle.

Wahrscheinlich hat das mit den vielen Deutschen zu tun, die sich hier im Laufe der letzten 20 Jahre niedergelassen und ihre eigene Community gegründet haben. Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass viele von ihnen eine ähnliche Biographie haben wie die junge Frau gestern am Picknickplatz. Vor einigen Jahren, im Schnitt zwischen 8 und 12 Jahren, aus Deutschland weg, weil zu bürgerlich und zu kalt, hier das Paradies vermutet, weil nicht bürgerlich und warm, weil Palmen und Strand und Sonne und andere Hippies, dann hier Kinder gekriegt (oder wahlweise mit kleinen Kindern angereist) und hängengeblieben. Und heute sind die coolen Aussteiger von damals 10 Jahre älter, ihre Kinder sollen zur Schule gehen, aber es gibt nur die kleine Dorfschule, die keine hochqualifizierte Ausbildung ermöglicht, und langsam überlegen sie, ob sie vielleicht doch besser zurück nach Deutschland ziehen sollten. Denn irgendwie geht irgendwann das normale Leben weiter.

Die Community, die hier entstanden ist, erinnert ein bisschen, nur vielleicht in noch extremerer Exklusivität und mit weniger Geld im Hintergrund an Berlin Prenzlauer Berg. Es ist eine lustige, farbenfrohe, hippiesk-alternative Szene, aber ohne Gesellschaft drumrum. Ohne repräsentativen Querschnitt. Es fehlen die Alten und die ganz Kleinen und die Jugendlichen. Es gibt nur die Eltern um die 40 und ihre Kinder um die 10. Und vereinzelt ein paar Spanier. Auf den ersten Blick bin ich ganz verliebt in diese Welt, weil sie anders ist, lebenslustig und frei wirkt. Auf den zweiten Blick gruselt es mich ein bisschen. Der Begriff "Nachhaltigkeit" fällt mir ein und legt sich wie ein betäubender Flaum auf die Zunge.

10.04.2011

Garajonay National Park


Ganz anders als die anderen Kanarischen Inseln ist Gomera richtig richtig grün. Sogar einen Wald gibt es: einen Nebelwald. Wir fahren mit dem Bus ca. 40 min. die Berge hoch, steigen mitten im Wald aus und kraxeln zum Gipfel, dem Alto de Garajonay. Von hier aus, 1490m hoch, haben wir einen großartigen Blick ringsum über fast alle anderen Inseln.

Im Osten liegt Teneriffa, dahinter gut erkennbar Gran Canaria (allerdings nicht auf diesem Bild).

Im Norden sieht man La Palma...

...und im Westen El Hierro.

Weitere 2 Stunden Wanderweg führen uns durch magische Landschaften mit moosbewachsenen Bäumen, Farnen und Pininenduft zu einer großen Lichtung, der Laguna Grande. Im Schatten der Bäume am Rand sind Bänke und Steingrills locker verteilt, in der Mitte Spielgeräte, Schaukeln, eine kleine Seilbahn. Endlich kann Kaya mal aus der Babytrage raus und richtig krabbeln. Das durfte sie zwar auf dem Gipfel auch schon, aber da war kein so fluffiges Gras!

Das einzige Problem, das sich stellt, ist: Wie kriegen wir nun das Babygläschen warm? Wir entdecken eine Familie am Grill, die Würstchen brutzeln schon. Ob wir da mal fragen...? Die Frau wirkt etwas abweisend, als ich sie anspreche. Nein, einen Topf habe sie nicht. Tja, da wisse sie auch nicht weiter. Sie ist Deutsche und lebt, wie wir später von ihrem Freund erfahren, schon seit 8 Jahren auf Gomera. Vielleicht mag sie keine Newcomer. Vielleicht sind auch die Deutschen, die vor Jahren hierher gezogen sind, lieber unter sich. Wer weiß. Jedenfalls kann sie uns nicht helfen. Aber Michi alias MacGyver hat schließlich die geniale Idee, eine Coladose im Müll zu suchen, mit dem Taschenmesser den Deckel abzuflexen, und das Gefäß so als Wasserbad zu verwenden. Nicht schlecht! Aber als der junge Mann am Grill unsere Bemühungen sieht, fällt ihm ein, dass er ja doch noch ein Töpfchen im Auto hat. Das holt er uns und so kommt auch Kaya zu einem leckeren Picknick. Erst als wir aufbrechen, entdecken wir versteckt um die Ecke das kleine Waldcafé, das ich schon schmerzlich vermisst hatte. Da wäre es natürlich auch gegangen...

Wir laufen bis zur nächsten Straße, etwa eine weitere Stunde Fußmarsch, auf der wir den Bus nach San Sebastian vermuten. Der fährt dreimal am Tag. Und müsste gegen 17 Uhr hier vorbeifahren. Um 5 vor 5 kraxeln wir einen Trampelpfad hinunter, landen auf der Straße und sehen direkt gegenüber das Haltestellenschild. Zwei Minuten später kommt der Bus um die Ecke. Was für ein Timing! Und auch die Rückfahrt ist schön, mit malerischen Ansichten von San Sebastian von oben.

Im Ort treffen wir ein Pärchen wieder, das auch mit uns morgens im Bus fuhr: Meemke und Gerrit aus Hamburg. Ihr Urlaub ist zuende und sie müssen leider morgen wieder nach Hause, aber sie kommen spontan noch mit aufs Boot, wo wir im Cockpit rumlungern, Tee trinken und mit Kaya toben. Was für ein rundum toller Tag!

07.04.2011

Wanderung zum Leuchtturm


Nachdem wir uns ein bisschen von den Strapazen der Fahrt erholt haben (also Kaffee geschlürft, Tapas gegessen und Churros geknabbert haben) und nachdem Kaya die Tobewiese erkrabbelt und jedes Spielgerät genau erkundschaftet hat, begeben wir uns heute auf eine Wanderung. Wandern auf La Gomera heißt immer: steil rauf oder steil runter. Wir sind unten. Also laufen wir steil rauf. Bis zum Leuchtturm. Und genießen tolle Blicke auf den Ort und die Marina einerseits und auf Teneriffa und den Teide andererseits. Zu den überwältigenden Panoramablicken siehe entsprechende Blog-Einträge weiter unten.

06.04.2011

Panorama: San Sebastian Marina


(Für den vollen Panorama-Effekt, Bild anklicken, groß machen und durchscrollen.)


Und da liegt Padma.