22.10.2012

Swimmingpool II

Marta hat uns gebeten, sie heute Vormittag zu besuchen. Es sei Feiertag, die Kinder hätten keine Schule, ich könnte doch mit Kaya vorbeikommen und wir könnten im Pool plantschen. Das klingt gut! Passt mir auch sehr, da Michi noch viel am Boot zu tun hat und ich sowieso mit Kaya raus wollte. Ich erzähle Kaya, was wir vorhaben, und den ganzen langen Fußweg über liegt sie mir in den Ohren: "Wo die Bianca? Wo der Pul? Will wümmen. Mit Wümmbrille! Und tauchen!" Und immer wieder antworte ich: "Gleich da! Gleich sehen wir die Bianca. Gleich gehen wir schwimmen!"

Gegen 11, nach langem, anstrengendem Gang über staubige Straßen und sandige Pisten stehen wir also wieder vor der Villa, wo wir gestern so schön gefeiert hatten. Marta macht uns auf mit entschuldigendem Blick. Die Kinder hätten doch zur Schule gemusst, der Feiertage beträfe nicht die Schulen. "Wo die Bianca?", fragt Kaya, und ich muss ihr wieder und wieder erklären, dass sie leider gar nicht da ist. Marta bittet uns rein, draußen laufen die Wachhunde rum. Wir sollen uns wie zuhause fühlen, sie müsse nur eben noch schnell ein Telefonat führen. Weg ist sie. Da sitzen wir also in Martas kleiner Küche, zum Pool können wir nicht, weil der von bissigen Hunden bewacht wird, Kinder sind auch keine da. Mit der eigenen Enttäuschung umzugehen, schaffe ich. Aber wie gehe ich mit Kayas Enttäuschung um? Immer wieder zupft sie an mir: "Will zum Pul. Wo der Pul?" Und immer wieder erkläre ich. Zum Glück ist sie, in Anbetracht der frustrierenden Situation, erstaunlich geduldig. Marta bleibt eine gefühlte Ewigkeit weg, so dass ich mich allmählich frage, was wir hier machen. Aber als sie wieder kommt, wird alles besser. Wir packen ein paar Lebensmittel ein und laufen rüber zu Lourdes, einer Freundin von ihr, die mit ihrem Mann gleich um die Ecke wohnt und die wir schon vom Grillen gestern kennen. Sie bewohnen ein ebenfalls villenähnliches Haus, das aussieht, wie aus dem Bilderbuch. Aus weißem Stein gebaut, mit großzügigen Räumen und einem großzügigen Garten voller tropischer Gewächse, zwischen denen bunte Vögel flattern, wirkt es märchenhaft. Auf der Veranda sind im Schatten fransige Hängematten aufgespannt, eine kleine Treppe führt zu einer zweiten Terrasse mit Swimmingpool und schattigem Sitzplatz. Wow!! So lässt es sich leben!

Ich erfahre, dass Lourdes und ihr Mann das Haus nicht besitzen, sondern nur bewachen, während die eigentlichen Eigentümer, ein dänisches Ehepaar, in Europa sind. Der Deal ist, dass sie nichts an Miete bezahlen, aber dafür sorgen, dass das Haus und der Garten und der Pool in Schuss gehalten werden. Super!

Kaya bekommt endlich ihren versprochenen Schwimmbadausflug und ist oberglücklich. Ich plaudere mit Lourdes und Marta über dem leckeren Mittagsimbiss, den die beiden gezaubert haben, und bin mindestens genauso glücklich. Dass Lourdes nur portugiesisch spricht, ist gar nicht so schlimm. Marta übersetzt geduldig und ich kann was lernen dabei. Wir bleiben einfach hier. Irgendwann schläft Kaya ein, ich chille in einer der Hängematten, während Marta ihre Kinder von der Schule abholt. Als Kaya wieder wach wird, sind also endlich, endlich auch Seamus und Bianca da. Ab in den Pool! Es wird zwar mittlerweile allmählich dunkel, aber was soll's. Michi kommt auch noch, wirft sich auch noch ins Wasser und liefert sich eine wilde Wasserschlacht mit Martas tobefreudigen Kindern. Das Leben kann so schön sein!

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