Eigentlich will ich mit Kaya zum Strand. Gegen 11 Uhr ist Niedrigwasser, bei Hochwasser ist vom Strand nicht viel übrig. Also lieber morgens als abends, und am besten gleich nach dem Frühstück los. Aber - wie immer - gibt es vorher noch dies und jenes zu tun. Unter anderem wollen wir heute auch Wäsche waschen. Ein interessanter Aspekt am Segelboot-Leben ist, dass Kleinigkeiten des Alltags, über die man gutbürgerlich sesshaft wenig nachdenken muss, immer wieder zu wahren Missionen werden. Wasser, Lebensmittel, Wäsche, zum Beispiel. "Wo gibt es gutes Trinkwasser und wie kriegen wir es an Bord?", kann ein Projekt für mehrere Tage werden. Zuhause dreht man einfach den Hahn auf. Ähnlich ist es mit der Wäsche. Zuhause: Wäsche in die Waschmaschine im Keller und Knopf drücken. Hier stellt sich die Frage, alles per Hand durchzuwaschen, oder eine Waschmaschine irgendwo zu finden. Manchmal bieten Marinas einen solchen Service an. Hier nicht.
Aber als wir neulich auf dem Spielplatz den australischen Haudegen Ron und seine brasilianische Frau Marli kennen lernten, gaben sie uns einen Flyer mit mit der Überschrift "Marli's Laundry Service". Das wollen wir heute mal ausprobieren. Michi trifft zufällig morgens Ron auf dem Steg, der ihm den Weg zu ihrem Haus erläutert. Straße hoch, um die Ecke, ein Stück den Berg runter und schon da. Kaya wird samt Strandequipment (Eimerchen, Handtuch, Schwimmflügel, Gießkännchen...) in den Kinderwagen gepackt, der Wäschesack aufs Fahrrad und gemeinsam schieben wir schnaufend unser jeweiliges Gefährt durch die morgendliche Hitze.
Bei Marli im Haus ist es angenehm kühl. Ihr zweijähriger Sohn Ronzinho freut sich über Kayas Gesellschaft, wir freuen uns über die Verschnaufpause - und so bleiben wir eben einfach, lungern im Wohnzimmer rum, reden über Kinder und Familie, während die Kleinen sichtlich Spaß haben. Auch schön!
An den Strand gehen wir dann trotzdem noch kurz, immerhin hatte ich das der kleinen Wasserratte versprochen. Zum Glück ziehen ein paar Wolken auf, so dass die Mittagssonne (es ist etwa 1, als wir am Strand ankommen) nicht mehr ganz so knallt. Aber außer uns, den beknackten Touristen, ist um die Zeit niemand hier. Auch gut. Ein Strand für uns! Kaya jauchzt und quiekt und plantscht, dass es uns beiden leid tut, als wir schlussendlich irgendwann wieder aus dem Wasser müssen. Aber, wie so oft, gibt es zwar erst großen Protest ("Neeeein!! Will noch mehr wümmen!"), aber kaum ist das Kind abgerubbelt und im Kinderwagen verstaut, schläft es prompt ein.
Wenn man 24/7 Kinderbetreuung macht, sind die Zeiten, in denen das Kleinste schläft, ein unschätzbar wertvolles Geschenk. Ich genieße es, Kokosnuss trinkend, lesend, aufs Meer guckend. Ach ja...
Und abends gibt es zur Belohnung ein Eis in der Bar neben der Marina.
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