Mir ist ein bisschen flau. Die letzten Tage waren wir vor allem in der Marina, davor nur auf dem Fluss. Richtig geschaukelt hat es schon lange nicht mehr. Ob ich seekrank werden werde? Wie wird es Kaya gehen? Naja, sage ich mir, egal wie übel uns werden könnte, irgendwann sind wir da und dann ist es auch wieder vergessen. Wie bei der Geburt. Durchhalten. Nicht verzweifeln. Du schaffst das, Nina. Positive Gedanken denken.
Das Meer ist gnädig mit uns, der Wind auch. Nachdem wir mit ein bisschen Anstrengung gegen den Wind aus der Bucht Todos os Santos rausgemotort sind, können wir die Segel setzen und mit entspanntem raumen Wind aus Osten Richtung Südwest segeln. 5 Windstärken, 7 Knoten Fahrt, Topspeed. Wenig Welle. So macht Segeln Spaß! Kaya ist auch ganz entspannt und schläft erstmal zwei Stündchen im Cockpit. Kann das nicht immer so sein?

Nein, kann es nicht. Irgendwann wird sie wach, will rein, Buch lesen. Drinnen ist es heiß und stickig. Das Geschaukel ist hier auch viel mehr zu spüren, erst recht, wenn man sich auf ein Buch konzentrieren soll. Mir wird komisch. Ich lege mich aufs Sofa, Kaya neben mir. Mittlerweile ist sie auch ein bisschen blass. Und ganz still. Sicherheitshalber gebe ich ihr eine Schüssel in die kleinen Hände. Sie liegt auf dem Rücken in der anderen Sofaecke, Schüssel in der Hand. Ich merke ein bisschen zu spät, was los ist. Höre ein verdächtiges Geräusch, spüre den stechenden Geruch - springe auf - und sehe, dass sie sich bereits komplett vollgespuckt hat. Ein Teil ist in der Schüssel gelandet, schwappt aber bei jeder Welle ein bisschen aus. Oh weia! Alles voller halb verdauter Bananenbröckchen! Wir reinigen Kind und Sofa so gut wir können, mir wird dabei immer flauer zumute. Kaya ist schon wieder fröhlich. "Ich hab gepuckt, Mama. Ich hab gepuckt! Hat die Kaya gepuckt?", sagt sie wieder und wieder, fast ein bisschen stolz. Jetzt erwischt es mich auch. Bleich hänge ich über der Reling und werde mein Mittagessen los. Menno! Ich hatte mir so fest vorgenommen, diesmal nicht zu spucken! Und das eine Stunde vor Ankunft.
Der Rest der Fahrt ist ohne weitere Zwischenfälle. Wir erreichen gegen halb 5 unsere Ankerstelle vor Morro, werfen den Anker und machen erstmal eine Wanne heißes Wasser für Kind und Kleidung und Sofadecke. Bananenbröckchen ausspülen. Das ist zwar nicht so lecker, aber die tolle Kulisse, vor der wir das tun, entschädigt für alles!

Leider ist unser Ankerplatz nicht so gut gegen hereinrollende Wellen geschützt. Padma schaukelt gnadenlos. Unglaublich, wie sehr dieses Gewackel jede Alltagshandlung erschwert. Ich kann kaum Geschirrspülen, ohne dass mir übel wird. Auch an Schlaf ist kaum zu denken. Es gluckst und gurgelt neben unseren Ohren, hin und wieder scheppert etwas in der Küche, wir rollen in der Koje hilflos hin und her. Aaaaargh! Ich erinnere mich wieder, was ich am Segeln nicht so mochte: Dass man keinen Pauseknopf hat. Dass man nicht sagen kann: Ok., war cool, aber jetzt mal kurz stop, jetzt will ich schlafen. Dass man den Launen des Meeres ausgeliefert ist. Ein bisschen wie Folter ist das. Das sind Momente, in denen ich mich frage, was um Himmelswillen ich hier eigentlich mache. So ist das mit dem Bootsleben. Es kann das Paradies sein, es kann aber auch höllisch nerven. Aber gerade deswegen ist es auch so intensiv und lebendig.
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