Es gibt zwei Dinge zu sagen über das Sozialleben als Langzeitsegler: 1. Stabile Sozialkontakte, wie man sie pflegen würde, wenn man irgendwo niedergelassen leben würde, sind kaum aufzubauen. Alle Kontakte sind flüchtig, zeitlich begrenzt, ohne die Komponente tatsächlich geteilten Alltags. Das ist schade und fehlt mir. 2. Aber der soziale Zusammenhalt innerhalb der Seglergemeinschaft ist beeindruckend. Die Offenheit und Toleranz, mit der sich Menschen, die auf Booten leben, begegnen, berührt mich sehr. Als sei alles eine große Familie. Wenn du an ein Boot klopfst, wirst du mit ziemlich großer Sicherheit prompt an Deck gebeten, bekommst ein Getränk angeboten, kommst ins Gespräch miteinander. Egal welcher Herkunft du bist, welche Sprache du sprichst, wieviel Geld du hast, was für Kleidung du trägst, welche Religion dich prägt - das alles spielt keine Rolle. Es trennt nicht, weil das verbindende Element, auf einem Boot zu leben, so stark ist. Mich begeistert, wie schnell sich unter dieser Voraussetzung wirklich herzliche Kontakte aufbauen, wie spannend die Gespräche miteinander sind, wie befreiend es ist, wenn all das, was sonst oft hinderlich im Kontakt ist, einfach ausgeblendet ist. In dieser Hinsicht ist das Sozialleben intensiver, facettenreicher und lebendiger, als es sein könnte, wenn man irgendwo fest wohnen würde. Ob sich etwas von dieser Lebendigkeit dennoch übertragen lassen wird, wenn wir uns ein Zuhause suchen?
Heute jedenfalls hat Marta zum Grillfest eingeladen. Seit einiger Zeit schon, während Brian am Boot bastelt und neue Kabinen für die Kinder zimmert, das Boot also unbewohnbare Baustelle ist, hat sie mit Bianca und Seamus ein Zimmer gemietet. Sie wohnen am Ortsrand von Itaparica, bei einem Arzt, dessen Villa mit eigenem Swimmingpool und Barbecue-Area beeindruckend ist. Kaya ist lange nicht aus dem Pool weg zu bekommen...

...vor allem nicht, als sie Biancas Schwimmbrille ausleihen darf. Von nun an muss ich immer wieder hören: "Will eine Wümmbrille kaufen. Eine pinke! Oder eine blaue! Und dann tauchen!"

Wieder freut mich, wie sich die Kinder umeinander kümmern. Kaya ist in besten Händen, wird von Roxanne rumgetragen, von Seamus bespaßt, von Bianca gefüttert, so dass wir uns in aller Ruhe mit den Großen unterhalten können.

Es sind auch wieder alle da, die wir aus den letzten Tagen kennen. Und obwohl wir uns erst so kurz kennen, sind mir alle schon so vertraut. Vielleicht geht es mir wie Kaya: Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich schnell anzufreunden. Das hat auch was!
Wir bleiben lange. Später, als sich die Gesellschaft schon etwas verkleinert hat, holt Dr. Marcus, bei dem Marta wohnt, die Gitarre raus und spielt sehnsüchtige brasilianische Lieder. Der Mond scheint, die Abendluft ist lau und erfrischend nach der Hitze des Tages. Ich bin glücklich, hier sein zu dürfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen