10.03.2012

Wassereinbruch

3. Tag

Es ist schon ein ziemlich doofes Gefühl, wenn man alleine mitten auf dem Ozean ist, und wenn man dann unerwartet Salzwasser im Schiff hat, und nicht weiss, wo es herkommt.

Es fing damit an, dass ich am Nachmittag neben der Navi-Ecke etwas Wasser auf dem Boden schwappen sehe. Also hole ich aus dem Motorraum die Tupperdose und den Schwamm, die ich zum lenzen benutze. Dabei sehe ich, dass unter dem Motor alles voll Wasser ist. Das ist schnell weggeschöpft, läuft aber sofort, langsam aber stetig, nach. Woher? Von achtern, unterm Diesel-Tank. Also schaue ich im Cockpit in die Backskisten am Heck. Obwohl die voll von allerlei Gerätschaften sind, sehe ich, dass sie auch unten voll Wasser sind!

Der Schock ist etwas abgemildert von der Tatsache, dass ich dort unten, in der Bilge über dem Ruder, schon öfter Wasser stehen hatte. Ich hatte mich auch schon öfter gewundert, wie genau es da reinkommt. Aufgrund dieser Erfahrung jedenfalls, habe ich vor wenigen Monaten dort unten eine Bilgepumpe eingebaut. Damit ist das ungewünschte Wasser schnell über Bord. Ist ein ganz schöner Schwall, der da rauskommt. Nur leider pumpt die Pumpe nicht richtig und stellt dann den Betrieb ein. Zum Glück habe ich ja noch die zentrale Bilgepumpe. Die hat einen langen Schlauch, mit dem ich, wie mit einem Staubsauger, aus jedem Winkel des Schiffs Wasser absaugen kann. Der Schlauch reicht auch bis in die Backskiste ganz nach unten in die Bilge. Allerdings muss ich erstmal die Backskiste leerräumen: Fender, Festmacherleinen, Dieselkanister, Reserveanker im Cockpit zwischenlagern. Und dann reinkriechen, und mit der Stirnlampe sehen, wo wohl das Leck ist. Ich sehe nichts ungewöhnliches, aber das Wasser ist erstmal weg, und es sieht aber nicht so aus, als ob das Schiff gleich untergeht. Dann baue ich noch die Pumpe aus der Bilge aus, öffne sie zum reinigen, und stelle fest, dass sie nicht verstopft ist, sondern so gut wie kaputt. Sie läuft nur noch scheppernd. Ich tue etwas Schmierfett auf die Achse, und hoffe, dass sie damit noch ein Weilchen läuft. Es ist Sonnenuntergang, also lasse ich es erstmal gutsein, und hoffe, dass alles nicht so schlimm ist.

Am nächsten Morgen, als erstes den Blick unter den Motor und in die Backskisten: Wieder alles voll Wasser! Oh weh! Die reparierte Bilgepumpe funktioniert sogar noch, und in ein paar Minuten ist fast das ganze Wasser wieder raus. Aber dann gibt sie doch den Geist auf, diesmal endgültig.

Was tun? Man kann natürlich mit einem lecken Schiff über den Atlantik fahren, und regelmäßig pumpen. Das haben andere auch schon gemacht. Kolumbus zum Beispiel. Aber entspannt ist das nicht. Oder ich kann den nächsten Hafen anlaufen: Praia auf den Kapverden, anderthalb Tage mit Motor gegen den Wind. Und da kann ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen: "Helft mir, mein Schiff ist leck, ich weiss nicht weiter." Und dann?

Wenn einer das Problem lösen kann, dann doch ich. Niemand kennt mein Schiff besser. Und ich weiss, dass kein Wasser ins Schiff kommt, wenn es ruhig im Hafen liegt. Das Leck tritt nur auf, wenn ich auf See bin. Also werde ich es auch nur finden, wenn ich auf See bin. Also, nicht verzagen, sondern an die Arbeit.

Während das Schiff sich selber segelt, weiter Kurs Richtung Westen, krieche ich mit der Stirnlampe bewaffnet tief in die Backskisten und untersuche alle Ritzen und Winkel auf der Suche nach der Quelle des Wassereinbruchs. Irgendwo muss es doch herkommen. Irgendetwas muss doch zu entdecken sein. Nichts. Doch da entdecke ich auf einmal ein kleines Rinnsal. Ich verfolge es bis zur hintersten, untersten Kante des Rumpfes, und dort sehe ich, wenn ich den Kopf auf den Boden halte, unter einem Brett ein kleines Loch, aus dem bei jeder Welle ein kleiner Schluck Wasser kommt. Ha! Da habe ich es!

Das Loch sieht aus, als gehört es zur Verschraubung des Gummiprofils, das als eine Art Stoßschutz rundum außen auf der Heckkante aufgeschraubt ist. Da hat wohl mal jemand ein Loch durch den Rumpf gebohrt, und es nicht korrekt abgedichtet. Und weil das Loch knapp über der Wasserlinie liegt, ist es nie aufgefallen, denn da kommt eben nur Wasser rein, wenn das Schiff nach backbord krängend gesegelt wird.

Schnell finde ich eine Schraube in der passenden Größe, tue noch etwas Klebstoff drauf und schraube sie von innen in das Loch. Leck dicht. Problem gelöst!

Und wenn ich wieder ruhig im Hafen liege, werde ich mir nochmal die ganz Heckkantengummmiverschraubung anschauen und alles korrekt mit Epoxyspachtel abdichten.


Der Motorraum, wieder trocken.


Die Backskiste, wieder voll.


Die Bilge, wieder trocken. Das rote-weisse Teil rechts-unten ist die kaputte Pumpe.

2 Kommentare:

  1. Das war ja richtig spannend. Alte Fehler der Vorbesitzer machen dann doch noch Ärger. Komisch, dass das zuvor nicht aufgefallen ist, denn du bist ja schon einige sm auf dem Atlantik gesegelt. Vielleicht war ja eine Schraube drin und die ist langsam ausgerostet (kein nirosta).

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  2. Es war mir ja irgendwie schon aufgefallen, seit langem, aber wenn man am Abend wieder im Hafen ist, macht man sich weniger Gedanken über ein wenig Wasser in der Bilge. Und das Wasser kam ja nur manchmal rein, nämlich dann wenn Padma mit Wind von steuerbord auf der Backe segelt.

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