
Kürzlich in Deutschland habe ich für Padma noch ein neues Gerät gekauft, eine Erweiterung der Navigations-Elektronik, nämlich einen AIS-Receiver. AIS steht für Automatic Identification System. Für große Schiffe ist die Ausrüstung damit Pflicht. Damit sendet ein Schiff per UKW, ständig und automatisch, digital kodiert, seine Position, Kurs, Geschwindigkeit, Schiffsname, Größe usw. Und alle anderen können die Signale empfangen, und genau sehen wo welches Schiff ist und wo es entlangfährt.
Damit kann man übrigens auch mit allgemeinverfügbaren Daten genau rekonstruieren, wo die Costa Concordia in jener tragischen Nacht entlanggefahren ist, wie sie beim scharfen Kurswechsel seitwärts den Felsen gerammt hat, und wie sie danach Fahrt verlor, zum Stillstand kam und langsam auf die Küste der Insel Giglio getrieben ist, wo sie heute noch liegt. AIS-Daten, von einer Küstenstation aufgezeichnet und im Internet veröffentlicht, machen es möglich (siehe YouTube).
Für mich eröffnet mein neuer AIS-Empfänger eine neue Welt. Auf einmal kann ich richtig mitreden bei den großen Schiffen, habe ich das Gefühl. Die großen sehen mich zwar nicht, weil mein AIS nicht sendet, aber ich weiss auf einmal alles über die. Früher habe ich ein Schiff am Horizont oder einen Fleck auf dem Radar gesehen, und konnte ungefähr abschätzen wie es sich bewegt. Heute bekomme ich auf meinem Chartplotter angezeigt, wie schnell das Schiff in welche Richtung fährt, ob es seinen Kurs ändert, in welchem Abstand es an mir vorbei fährt, und wie lange es dauert, bis es nah bei mir ist.
Das ist besonders hilfreich, wenn man eine Hauptschiffartsroute quert, so wie hier jetzt, wo alle Schiffe, die um Afrika herum wollen, parallel zur Küste fahren. Wenn ein Schiff auf mich zu kommt, konnte ich es früher per Seefunk auf Kanal 16 rufen, z.B. "big ship, northbound", und wurde oft ignoriert. Heute kann ich es mit seinem Schiffsnamen rufen, oder noch besser, ich kann es mit seiner MMSI, einer Art Telefonnummer für Schiffe, direkt anrufen und auf seiner Brücke das Seefunkgerät klingeln lassen. Da segelt man also auf seiner kleinen Plastikschüssel übers Meer, und es kommt ein riesiger Stahlkoloss angefahren. Dann spricht man mit dem Kapitän auf Augenhöhe, und er sagt höflich, dass er seinen Kurs ändert und Vorfahrt gewährt. Schon gut sowas.
Ausserdem gibt mir mein Chartplotter automatisch Alarm, wenn mir ein Schiff in nächster Zeit nahe kommt. Damit kann man doch schon einiges entspannter schlafen, wenn man alleine unterwegs ist.
Das heißt, schlafen könnte man, wenn der Chartplotter nicht auch eine fiese Macke hätte: Wenn alle AIS-sendenden Schiffe weit weg sind, und kein Signal mehr emfangen wird, denkt der Chartplotter, der AIS-Empfänger wäre plötzlich kaputt, und löst einen Alarm aus. In Küstengewässern, wo immer andere Schiffe sind, und wo der Chartplotter vermutlich entwickelt und getestet wurde, mag das kein Problem sein. Aber hier draußen, wo immer mal wieder ein Signal von einem weit entfernten Schiff empfangen wird, das dann wieder verloren geht, kommt dieser Alarm ständig. Und das nervt. In einer 24-Stunden Periode habe ich 28 dieser Fehlalarms gezählt. Tag und Nacht. Und wenn das Ding laut fiept, bleibt einem nichts anderes übrig als aufstehen, nachsehen ob es wieder der Fehlalarm ist, und Alarm wegdrücken.
Sobald ich wieder online bin, werde ich die Hotline des Herstellers Raymarine in England anrufen, mich beschweren, und fragen ob es eine Lösung gibt. Das neuste Softwareupdate habe ich schon, und weitere wird es für mein 6 Jahre altes Gerät vermutlich nicht mehr geben.
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