
Ich habe mir ja am Windinstrument einen Alarm eingestellt, damit ich gewarnt werde, wenn der Wind zu stark wird. Damit traue ich mich, den Gennaker auch nachts stehen zu lassen. Etwas Sorge mache ich mir schon um das empfindliche Segel, weil ich sehe, dass an einer stark belasteten Stelle eine Doppelnaht nur noch halb da ist.
Neulich piepte der Alarm mitten in der Nacht, weil der Wind manchmal knapp über meiner gesetzten Grenze lag. Also bin ich raus, und habe gekämpft, bis ich das aufgeblähte Ballonsegel wieder in seinem Schlauch hatte. Kurz darauf ist der Wind wieder abgeflaut. Aber ich hatte die Nase voll und habe mich wieder hingelegt. Ich bin ja in keiner Regatta hier, und so bin ich eben langsam gefahren, bis ich am Morgen mit frische Kraft den Gennaker wieder gesetzt habe. Das war auch wieder ein Kampf, weil der sich irgendwie in seinem Schlauch verdreht hatte. Da hätte ich mir die ganze Mühe auch sparen können, und ihn gleich stehen lassen, dachte ich mir.
Letzte Nacht wurde ich mehrmals von verschiedenen Alarms wach, vielleicht auch mal vom Windstärkealarm. Ich war ziemlich benebelt, habe mich aber wie gewohnt mit Radar und Rundumblick davon überzeugt, dass alles in Ordnung ist. Im Morgengrauen werde ich wieder wach vom Alarm: Windstärke knapp über Grenzwert. Ein Blick aus dem Cockpit nach vorne, und ich stelle ernüchtert fest, dass der Gennaker nur noch lose herumflattert, weil er aus seinen Rändern herausgerissen ist. Also wieder kaputt, genauso wie schon im September nach der Abfahrt von den Kanaren. Fuck!
Also an die Arbeit, und noch vor Sonnenaufgang angurten, aufs Vordeck, den Gennaker einholen, und die Genua ausgebaumt setzen. Als Padma mit der korrekten Besegelung für den aufgefrischten Wind wieder losprescht, habe ich mir auch ein kräftiges Frühstück verdient: süßer Haferbrei mit Milch.
Diesmal ist der Gennaker wohl in einer Bö von 17 Knoten Wind gerissen (12kn scheinbarer Wind). Auch das sollte so ein Segel normalerweise abkönnen, aber das Tuch ist wohl alt und nicht mehr so fest. Immerhin hat mich dieses ebay-Schnäppchen 600 Meilen über den Atlantik gezogen. Das ist doch schon was. Ob es sich lohnt, nochmal zu flicken? Vielleicht wenn ich irgendwo einen billigen Segelmacher finde.
Bei der Obduktion stelle ich übrigens fest, dass die schwache Naht noch da ist - gerissen ist das Tuch 10cm daneben.
Hoffentlich wird der Genacker mit einem großen Flicken nicht zu schwer. Sicher gibt es auch ein neues Schnäppchen... Schön sind deine Schilderungen des seemännischen Alltags.
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