Eigentlich hatte ich sie schon bei unserer ersten Begegnung auf dem Steg ins Herz geschlossen - das walisische Pärchen bestehend aus dem Seebären Steve, der mit erstaunlicher Gelassenheit auf die Frage, was mit seiner in einem dicken Verband steckenden Hand passiert sei, antwortete: "Ahr, just go' me fingers in the winsch", und der stets strahlenden Babette, die die Geschichte deutlicher schilderte, dabei aber nicht nachließ, eine unglaubliche Lebensfreude auszustrahlen. Sie wollten eigentlich von Teneriffa nach El Hierro, sind dabei aber in überraschend rauhes Wetter gekommen. 40 Knoten Wind über Deck. Ziemlich rauh! Beim Versuch, die Genua zu reffen, hat Steve den Fehler gemacht, mit der Hand gegen 40 Knoten ziehen zu wollen. Die 40 Knoten waren stärker und haben seine Finger - zack - zwischen Winsch und Schot gezerrt. "It was bloody awful", sagt Babette und lächelt, als erzähle sie eine andere Geschichte, "There was blood all over the deck. I mean, it was like in a slaughterhouse!" Sie, obwohl schon ganz blass vor Seekrankheit, habe dann die blutenden, halb abgequetschten Finger notdürftig verbunden, und gemeinsam hätten sie beschlossen, nicht bis El Hierro weiter zu brettern, sondern lieber nach La Gomera zu fahren, wo es ein Krankenhaus gibt. Das bedeutete allerdings, gegen Wind und Welle zurückkämpfen. "It took us hours just to get in the harbour!" Und ich dachte, unsere Überfahrt sei anstrengend gewesen. Unser zweiter Kontakt war dann das gemeinsame Essen gestern, bei dem Steve zu seiner zunehmenden Irritation immer wieder feststellen musste, dass Padma ganz gut ausgerüstet ist und dass Michi offenbar was von Elektrik und Ingenieurstätigkeiten versteht. Er nicht. Und da seine "Quest" noch einige offene Baustellen hat, bei denen er alleine nicht weiterkommt, bot Michi an, sich das Ganze mal anzugucken. So sieht das aus, wenn zwei Jungs an den Batterien basteln:
Kaya hat mittlerweile in Babette ihre neue Lieblingsfreundin gefunden und sortiert, während im Salon gebastelt wird, mit ihr im Vorschiff Schmuck.
Toll, Freunde zu haben!
Den Abend verbringen wir mit Jörg und Elisabeth, zwei segelfreudigen Berliner Psychotherapeuten, denen wir schon mehrfach über den Weg gelaufen sind, wobei immer eine Partie "gerade im Aufbruch" war. Jetzt haben wir mal Zeit füreinander und sitzen über Tapas und frischem Orangensaft in einer der kleinen Bars direkt am Strand. Es wird ein sehr interessanter Abend mit großen Themen (wie leben?), bei dem allerdings Michi und ich uns mit der Konversation abwechseln, da einer immer Kaya hinterherflitzen muss. Die findet im Kinderwagen hocken und den Erwachsenen zuhören irre langweilig und rennt lieber um die Tische, klettert die kleine Treppe zum Strand runter, sammelt kleine Steinchen oder wirft Plastikstücke, die sie am Strand findet, ordentlich und mit größter Konzentration in den Mülleimer. Sehr süß. aber es muss eben auch immer einer mit und gucken, dass sie keinen groben Unfug macht...
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