04.07.2011

Captain's Dinner

Benno, TO-Stützpunktleiter in Santa Cruz, und seine Frau Helga haben uns für heute Abend eingeladen. Das ist die Rettung! Die letzten Tage waren katastrophal. In mir sträubte sich jede Faser gegen das Boot und das Leben hier. Mir fehlten meine Freunde und meine Familie, überhaupt das soziale Netz, an das ich mich in den letzten sechs Wochen in Deutschland so gewöhnt hatte. Alles war zu eng und zu kompliziert und zu ungemütlich und vor allen Dingen zu einsam. Ich empfand das Boot als Gefängnis, konnte ihm plötzlich gar nichts Liebenswertes mehr abgewinnen, wusste nicht, wohin mit meinen Dingen, wohin mit der lauffreudigen kleinen Kaya, wohin mit mir. Manchmal schnappte ich mir das Kind und ging nach draußen. Dann schlenderte ich durch die malerische Altstadt, an der ich nur sah, dass sie keinen mir vertrauten Menschen beherbergte, und deren kulissenhafte Schönheit mich beinahe wütend machte. Das half nichts. Oder ich saß in einem der zahlreichen Cafés – um auch hier nur umso intensiver zu spüren, wie traurig es ist, niemanden zu haben, der mit einem Kaffee trinken und plaudern könnte.

Michi gab sich alle erdenkliche Mühe, aber auch auf ihn war ich wütend, hatte er mich doch in diese soziale Isolation gelockt. Schließlich war er der Böse, der Schuldige, von dem lasse ich mich doch nicht aufheitern! Die Stimmung an Bord war zum Bersten angespannt. Ich suchte schon nach Flügen nach Frankfurt und nach WGs mit Kindern in Marburg.

Dann kam Benno.

Michi hatte ihn ganz am Anfang mal angerufen, weil er die Anschrift einer Werkstatt brauchte, Benno war gekommen und hatte ihn hingefahren. Ein paar Tage später stand er mit Helga am Steg, einen Beutel Avocados aus dem eigenen Garten in der Hand. Und nun sind wir bei ihnen zuhause zum Essen eingeladen. Ich freue mich auf diesen Abend wie auf Weihnachten. Und es ist dann auch mindestens so schön! Außer uns sind noch weitere Gäste da, erfahrene Kapitäne, deutsche Auswanderer, interessierte, lustige Menschen, mit denen wir schnell ins Gespräch kommen. Auch Kaya ist glücklich. Sie erobert jeden Raum der großzügigen Finca, schiebt ihr kleines Auto über die Terrasse und ist überhaupt der Star des Abends, zu dem die geballte Aufmerksamkeit immer wieder hingezogen wird. Helga hat köstlich gekocht und so sitzen wir also vor unseren Tellern dampfender Kürbissuppe, auf der bunte Kapuzinerkresseblüten schwimmen, blicken gegen Palmen in den Abendhimmel und genießen den Moment. Mit einem Mal ist das Leben auf dem Segelboot gar nicht mehr so schlimm, fast sogar ein bisschen schön...

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