08.11.2011

Portugiesisch mit Manuel


Das ist Manuel. Hierher komme ich jeden Tag für eine Stunde zum gemeinsamen portugiesisch Sprechen und Lesen. Ist gar nicht so schwer! Die Kinderbücher, die er mir zum Üben gibt, verstehe ich schon ganz gut... Aber bis ich mich so zuhause in der Sprache fühle, dass ich mich entspannt mit jemandem unterhalten könnte, wird es noch ein bisschen dauern. Wahrscheinlich wird Kaya vor mir die Sprache beherrschen. Im Kindergarten, wurde mir erzählt, singe sie bereits die portugiesischen Kinderlieder mit. "Tudos os animais cantam!", singt die Kindergärtnerin. "Cantam", wiederholt Kaya und klatscht in die Hände und wippt in der Hüfte und strahlt. So wurde es mir zumindest am Abend erzählt, als ich sie neulich abholte. Die wird noch portugiesisch sprechen, bevor sie deutsch spricht!

Heute ist meine letzte Stunde. Wir wollen weiter und müssen noch so vieles vorbereiten, dass ich keine Ruhe mehr zum Hausaufgabenmachen und Vokabellernen habe. Zum Abschied schenkt mir Manuel eines der Kinderbücher, das wir zusammen gelesen haben. Ich bin gerührt. Fast muss ich ein bisschen weinen, als wir uns zum Abschied umarmen und er uns gute Reise wünscht. Er ist mir ziemlich ans Herz gewachsen in den letzten Wochen. Aber langsam lerne ich, mit Abschied anders umzugehen, nicht bloß traurig und zerknirscht zu sein, sondern auch das Schöne zu sehen, dass im Abschied steckt. Ich lerne, die Wärme einer herzlichen Verabschiedung zu spüren und zu bewahren, ohne nachtrauern zu müssen. Tolles Gefühl! Und ich lerne, Abschied zu nehmen und dem Neuen, das mich erwartet, gespannt entgegenzusehen. Der Abschied ist die Schwelle zum Neuen. Ohne Abschied nichts Neues. Insofern ist der Abschied in sich etwas Großartiges, da er uns weiterbringt. "Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!" Diese Reise fängt allmählich an, viel mehr zu sein, als ein bloßes Ozean-Abenteuer. Es ist eine spirituelle Reise. Eine Kur. Und ich spüre mich mehr und mehr gesunden.

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