29.11.2011

Noch ein Abendessen mit Kindern

Es gibt eine Seglervereinigung, die sich "TransOcean" nennt. An vielen schönen Plätzen der Welt, die sich per Boot erreichen lassen, leben sogenannte Stützpunktleiter von TransOcean. Sie kümmern sich um neu angekommene Segler, kennen die örtlichen Gegebenheiten und Bräuche, wissen, wo man Ersatzteile oder Hilfe bei Reperaturen bekommen kann und bieten ihre Gastfreundschaft an. Benno auf La Palma ist ein solcher Stützpunktleiter. Milan (Mindelo) war es, als er noch auf Maio lebte. Auf Sao Nicolau gibt es auch einen.

Wir hatten schon von einem anderen Seglerpärchen erfahren, dass es ihn irgendwo hier auf der Insel geben müsse, dass er Holländer sei und eine Art Restaurant hier hätte, dass sie aber noch nicht herausfinden konnten, wo das denn genau wäre und dass die Bilder aus dem TransOcean-Magazin auch keine Aufschlüsse darüber vermuten ließen. Aha. Heute lernen wir ihn kennen.

Mathieu, den wir mittags im Internetcafé treffen, erzählt uns, dass sie alle heute Abend in einem ungewöhnlichen Restaurant zum Abendessen verabredet seien. Ob wir nicht mitkommen wollten. Klar wollen wir! Da müsse man allerdings reservieren - es sei wirklich ein sehr ungewöhnliches Restaurant. Also gehen Michi, Kaya und er los, um zu reservieren, während ich in Ruhe emails schreiben kann (auch mal schön, dazu kommt man ja sonst wirklich fast nie!).

Zum Internetcafé: Der Ort Tarrafal ist ein verschlafenes Nest. Als wir am Sonntag unseren ersten Erkundungsgang hier machten, waren wir ein bisschen frustriert von dem absoluten Nichts, das einen hier umgibt. (Die Tatsache, dass es Sonntag war, hat nicht gerade geholfen). Breite Kopfsteinpflasterstraßen, menschenleer. Überall Glasscherben, Plastikdeckel, Zigarettenkippen. Ab und an ein Hund in der flirrenden Hitze. Staubig. Der dunkle Strand, in den der Ort übergeht, ist wenig einladen. Zu heiß zum Barfußlaufen, zu viel Müll überall. Der einzige Lichtpunkt ist das Café "Golfinho", das aus dem staubigen, schmuddeligen Rest wie ein kleines Juwel herausragt. In bunten Farben leuchtend, einen großen Delphin als Wahrzeichen über der Eingangstreppe, mit Pflanzen umrankt zieht es schon von Weitem die Aufmerksamkeit auf sich. Am Sonntag war es zu unserer großen Enttäuschung leider geschlossen. Aber nun ist es offen und bleibt, auch an gewöhnlichen Wochentagen, der einzig interessante Anlaufpunkt hier. Nicht zuletzt auch wegen der drei Computer, die in einer abgetrennten Ecke stehen und mit der Welt verknüpft sind.

Als Michi und Mathieu zurückkommen (alles klar, alles reserviert), kommen auch Ester, Brian und die Kinder rein, ebenso zwei weitere französische (Segler-)Familien mit Kindern. Sehr gesellig, so ein Internetcafé! Lange plaudern können wir allerdings nicht, denn wir wollen ja nochmal zum Boot und uns schick machen. Und das bedeutet: zum Dinghy laufen, Kaya in die Schwimmweste packen, mit dem Dinghy quer durch die Ankerbucht tuckern, an Bord frisch machen, zurück tuckern, Dinghy wieder gut festknoten. Das braucht Zeit. Also los!

Wir sind auch schlussendlich gerade so noch in der Zeit. Alle anderen sind bereits da, als wir mit Kaya im Arm die wohnliche Terrasse direkt am Strand betreten. Wow! Was für ein Ort! In der lauen Abendluft sitzen wir an einer langen, elegant gedeckten Tafel, die Kinder toben um uns herum, niedrige Mauern halten sie davon ab, zu weit weg zu rennen, in der Dunkelheit ist die nahe Brandung zu hören. Es wird ein großartiges Essen aufgetischt, Wein wird serviert - wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sich auf einer Strandhochzeit wähnen. Oder auf einem edlen Kindergeburtstag, das passt eher zu dem Gewusel um uns herum. :)

Und obwohl es ganz ganz toll hier ist - irgendwann werden die Kinder müde und wir müssen schweren Herzens aufbrechen. Lustig, wie alle nach und nach in ihre Schlauchboote klettern, das kleine Gewusel in Schwimmwesten, in jedem Boot eine Stirnlampe, und wie die kleinen Lichtchen bald durch die dunkle Bucht schwanken, jedes zu seinem eigenen Schiff. Ich werde euch vermissen!

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