Ankunft und Abschied - immer, immer wieder.
Gut so, sagt auch Hermann Hesse in seinem Gedicht "Stufen", das mir immer wieder im Ohr ist, wenn ich drohe, über einen Abschied zu sehr zu trauern:
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Wohlan denn - wir feiern mit Kokosnüssen, dass wir lebendig dem Ruf des Lebens folgen dürfen.

Am Nachmittag kommt Bianca auf dem Surfbrett vorbei. Da gibt es kein Halten, da will Kaya unbedingt auch ins Wasser. Also flugs in die Badekleidung, Badeleiter runtergeklappt, Schwimmflügel an und ab ins Meer. Cool, wenn die Freunde per Surfbrett zu Besuch kommen.

Auch das fühlt sich wunderbar lebendig an, frei, ungezwungen. Vom Deck direkt in die warmen Fluten springen zu dürfen - was für ein Luxus! Und Kaya strampelt, was das Zeug hält, ganz alleine im großen Meer. Wenn sie so weiter macht, kann sie bestimmt bald super schwimmen.
Abends sind wir alle bei Brian und Marta auf dem Boot eingeladen, um die gerade fertig gestellten, von Brian selbstgebauten Kojen der Kinder zu feiern. Kaya verschwindet sofort mit Bianca und Seamus im Inneren des Schiffes, überglücklich, die beiden wiederzusehen. Die ganze Reise über hat sie immer wieder gefragt: "Wo die Bianca? Wo der Seamus? Will zu Bianca und Seamus gehen!" Endlich hat sie ihre Freunde wieder - wenn auch nur für einen Tag.
Wir nehmen Abschied an diesem Abend - von Brian, Marta und den Kindern, von der "Mollymawk"-Familie, von Itaparica, von dem Zigeunerleben an Bord, von der Hitze Brasiliens, von den Anstrengungen der langen Reise, von Kokosnüssen und Mangos, von Palmen und Stränden, von allem, was dieses Abenteuer ausmachte. Aber wir sehen, dem Ruf des Lebens folgend, gespannt und glücklich einem neuen Abenteuer entgegen: unserem zweiten Kind!
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
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