07.02.2015

Zahnbruch

Nach einem Monat auf St Martin lege ich ab zur nächsten Etappe, nach Westen Richtung Dominikanische Republik. Ich segle entspannt platt vor dem Wind, vorbei an der US-amerikanischen Insel St Croix.
Am Abend des zweiten Tages habe ich beim Essen ein Steinchen im Mund. Dann stelle ich fest, dass das ein Teil meines Backenzahns gewesen sein muss, denn da fehlt jetzt ein Stück. Mist, da bin ich ganz alleine auf See und habe einen gebrochenen Zahn. Was nun, wo finde ich jetzt einen Zahnarzt? Der nächste Hafen wäre auf Puerto Rico, aber das ist USA und da darf ich nicht hinfahren, denn ich habe kein US-Visum im Pass. (Mit dem Flugzeug dürfte ich wegen Visa-Waiver Program auch so einreisen, aber mit dem eigenen Schiff nicht). Da sind die Amerikaner ganz streng. Gut, wenn es ein medizinischer Notfall ist, würden sie wohl eine Ausnahme machen, aber zum Glück habe ich keine Zahnschmerzen. Der nächste legale Hafen wäre Tortola auf den British Virgin Islands, aber das sind 75 Seemeilen gegen den Wind. Also segle ich einfach weiter geradeaus, an Puerto Rico vorbei, und hoffe, dass ich keine Zahnschmerzen kriege.

Am nächsten Nachmittag kommt ein großes graues Überwachungsflugzeug im Tiefflug an mir vorbei. Ich stelle mich ans Heck und schaue ihm zu. Vermutlich haben die US-Behörden jetzt meinen Retina-Scan.



Am Tag darauf, immer noch keine Zahnschmerzen, erreiche ich wie geplant die DomRep und fahre in die Marina des riesigen Luxusresorts Casa de Campo. Nachdem man zuerst versucht, mich mit einem übergroßen Privat-Liegeplatz abzuzocken, bekomme ich doch einen angemessenen Platz zu einem vernünftigen Preis. Dann kommen fünf Beamten von fünf Behörden an Bord und kassieren insgesamt 130USD. Wieviel davon an den Staat und wieviel in ihre Taschen fließen, kann ich nicht sicher sagen.

Am nächsten Tag fahre ich mit dem Fahrrad in die nächste Stadt, und eine Zahnärztin kittet mir für wenig Geld den Backenzahn. Damit kann ich ein paar Monate weiterreisen, bis mir einer eine dauerhafte Zahnreparatur macht.

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