Na gut, - Land ist hier zwischen den Kanarischen Inseln immer in Sicht...Diesmal gilt es nur, zwischen all den kleinen Buchten auf Fuerteventura die Ankerbucht auszumachen, wo wir heute Nacht bleiben wollen.
Zum Glück gibt es neben dem Fernglas auch noch GPS und den Chartplotter. Da kann man sich gar nicht verfahren. Und so kommen wir mal wieder pünktlich zum Sonnenuntergang in der Bucht an. Sie ist malerisch und einsam - und schaukelig. Ziemlicher Wellengang hier. Michi und Kaya schlummern natürlich selig ein, während ich wach liege, dem Knarzen des Bootes und dem Klappern des Geschirrs im Schrank lauschend, mit jeder Welle in meiner Koje rumkugelnd und über den Sinn des Reisens nachdenkend.
"Why are you travelling?", fragte mich neulich ein französischer Segler. Verdammt gute Frage. Weil der Vater meines Kindes das unbedingt wollte und mir nichts anderes übrig blieb, als mitzukommen? Das reicht nicht. Und es stimmt auch nicht - zumindest der zweite Teil stimmt nicht. Ja, Michi hat die Reise initiiert, klar. Er hat das Boot und er hatte die Idee. Aber ich habe bewusst entschieden, dabeizusein. Nicht aus Mangel an anderen Möglichkeiten oder aus Verpflichtungsgefühl. Mehr aus Neugier. Weil das Zigeunerleben auf dem Boot ein anderes ist als zuhause. Weil ich gelernt habe: Es lohnt sich eigentlich immer, mal was anderes zu machen. Und während der Reise erst merke ich differenzierter, warum ich gerne dabei bin: Weil das Reisen neue Erfahrungen und Begegnungen ermöglicht (mit anderen aber auch mit dem eigenen Selbst). Weil es persönlichkeitsbildend ist. Weil es eine Herausforderung ist. Weil es den Horizont erweitert. Weil das Leben sich von ganz anderen Seiten zeigt. Weil das Reisen Zeit und Raum bietet, die so im Alltag oft schwer zu haben sind. Weil es eine Grenzerfahrung ist und nur Grenzerfahrungen es möglich machen, die eigenen Grenzen zu erkunden und an ihnen zu arbeiten. Weil es ein bisschen Ausstieg aus dem Ratrace der Konsumgesellschaft ist. Weil es so "basic" ist - und damit so echt, so lebendig, so berührend. Wenn es anstrengend ist, ist es richtig richtig anstrengend - und wenn es schön ist, ist es richtig richtig schön.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen