07.11.2010

Essaouira: erster Eindruck





Ankunft Essaouira im Sonnenuntergang. Nach der umwerfend schoenen Einfahrt in den Hafen im Abendsonnenlicht, den Wind im Haar, auf den Wellen schaukelnd, begleitet von schreienden Moewen, Blick auf die Stadtkulisse und die zackigen Felsen der vorgelagerten Insel Mogador, ist das Anlegen eher ernuechternd. So malerisch der kleine Fischerhafen ist, so wenig Platz bietet er fuer Segelyachten. Wir entdecken Francois (wie ist der denn so schnell hier her gekommen?) und machen laengs an seinem Boot fest, das allerdings selbst schon laengs an einer Yacht liegt, die wiederum laengs am Rettungsschlepper angebunden ist. Klettern ans Ufer ueber drei Boote ist ganz schoen abenteuerlich! Aber Kaya haengt tapfer im Beco-Carrier und macht alles mit. Tolles Reisekind!
Gendarmerie, Polizei, Papierkram. Dann endlich in die Altstadt. Plan: lecker Pfefferminztee schluerfen, dann lecker essen.

Wirklichkeit: Wir landen in einem Tourifallenrestaurant, das von aussen eigentlich ganz gemuetlich aussieht (niedrige Tischchen, marokkanische Sofas und Kissen, klein und kuschelig), sich aber in jeder Hinsicht als katastrophal erweist. Den beiden Damen, die das ganze betreiben, sind ihre Kunden offensichtlich total egal, sie behandeln uns unsaeglich zickig, setzen mir ein Fischcouscous vor, das aussieht und schmeckt wie aus der Muelltonne gezogen, voller Graeten und schmampfig, verweigern uns einen Gang des Menues, lassen uns ewig auf Wechselgeld warten, wollen schliesslich beim Rausgeben um einen Dirham betruegen, lassen uns auch auf diesen wieder lange warten, und sind insgesamt in ihrer Kommunikation dermassen unfreundlich und arrogant, dass es mir den ganzen restlichen Abend schlechte Laune macht.

Auch der anschliessende Gang durch die Gassen der Medina kann meine Laune nicht wirklich bessern. Die Stadt ist zwar durchaus malerisch, ist aber durch und durch auf Touristen fixiert. Am laufenden Band wird man von aufdringlichen Ladenbesitzern angesprochen ("Where you from?", "Francais? English? Deutsch?", "Come look!", "I make you good price!") oder von Bettlern gestoppt, die mit grossen Augen zittrige Haende ausstrecken ("One Dirham, one Dirham!"). Ich will nach Hause in meine Koje!

Zur Aufheiterung entdecken wir im Hafen "The Hooker", unsere Freunde aus El Jadida. Die haben es also auch schon heute geschafft! Freudiges Wiedersehen mit Tom und Pippa. Dann endlich nach Hause, ausstrecken, erholen... Doch lange haelt die Ruhe nicht an. Gegen Mitternacht wollen die Fischerboote ausruecken und wir merken: Wir liegen viel zu weit in der Hafenmitte, da kommt ja keiner mehr durch! Also raus, Leinen los, umparken. Viele Moeglichkeiten gibt es nicht, dies ist schliesslich ein Fischerhafen, keine Marina. Also knoten wir uns laengs an "The Hooker", die selbst laengs an einem Touri-Ausflugsboot liegen, das morgen frueh raus muss. Dann eben morgen wieder umparken. Jetzt erstmal schlafen!

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