Unsere Fahrt beginnt zuerst ganz gemütlich. Unter Motor dümpeln wir an Teneriffas Küste entlang, Kaya spielt im Cockpit mit ihren Bausteinen, wir genießen Sonne und blauen Himmel und begegnen sogar einer kleinen Gruppe von Grindwalen. Sehr elegant!
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So gefällt mir das Leben! Dann aber, wir haben kaum unsere letzten Bohnen vom Mittagessen ausgelöffelt, sagt Michi ganz nebenbei, er packe dann mal das Sturmsegel aus, wir kämen ja gleich aus dem Windschatten von Teneriffa raus, dann müsse man vorbereitet sein. Ok... Dann schnappe ich mir mal das Kind und bringe es nach unten unter Deck. Ziemlich schaukelig hier unten!
Wann es dann so richtig ungemütlich zu werden begann, kann ich jetzt nicht mehr sagen. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann mit Kaya im Schoß auf dem Salonsofa sitze, mit dem Rücken gegen den Tisch gedrückt, und mich verzweifelt festkralle, da das Boot jetzt nicht nur mit ruckartigem Kawumm Kawumm durch die Wellen brettert, übers Meer gepustet von ca. 30 Knoten Wind (Windstärke 7), sondern auch um ca. 25 Grad krängt (übersetzt heißt das: alles ist einfach total beknackt und zum Verrücktwerden schief und schräg!). Kaya liegt etwas blass in meinem Schoß, Daumen im Mund, aber relativ gefasst. Nur ich bin total aufgelöst. Was um alles in der Welt mache ich hier??? Alles knarzt und scheppert und klappert, draußen reißt der Wind an Segeln und Schoten, Michi steht am Steuer und wird immer wieder von überkommendem Spritzwasser geduscht, bis er sich entschließt, doch noch die Wetterjacke überzuziehen. Manchmal robbt er, die Rettungsweste an Leinen festgehakt, über das Deck, um die Segel zu sortieren. Kawumm! Ich denke dauernd nur: Es geht vorbei! Denk an La Gomera! Gleich sitzen wir im lauschigen Hafen und alles ist wieder gut. Ist ja nicht mehr weit! Aber wirklich hilft mir das nicht. Ich mag Segeln nicht, merke ich. Kawumm! Mit dem Aufschlagen aufs Wasser haut es plötzlich eines der Proviantfächer auf und Konservendosen und Einmachgläser fliegen mir um die Ohren wie kleine Geschosse. Ich klammere mich mit einer Hand fest und halte den anderen Arm schützend über mein Kind.
Warum können wir nicht ein Haus bauen und einen kleinen Garten pflegen und samstags in den Supermarkt fahren wie andere auch?
Ich heule und schreie Michi an, dass ich nie wieder mitfahre.
Aber kaum laufen wir in die Marina von San Sebastian ein, Segel runter, Motor an, Wind weniger, Kaya glücklich in der Kinderkoje, ich an Deck mit der Festmacherleine, vor uns die steilen, majestätischen Felsen La Gomeras, Palmen, pastellfarbene Häuser, die an den Hängen kleben, weiß ich wieder, warum ich hier bin. Und ich spüre, wie ich das Leben, diesen Mann, dieses Kind, dieses Boot liebe. So sehr, dass ich schon wieder weinen möchte. Vor Dankbarkeit und Lebensfreude und Glück und Intensität der Gefühle.
Land in Sicht! (Na gut, in Sicht war La Gomera schon von Anfang an - aber jetzt, so um 17 Uhr und nach 2 Stunden Hölle sind wir endlich da!)
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