Alles gut gegangen! Wir sind da! Boavista liegt mit sanften, weißen (!) Sanddünen und türkisblauem Wasser vor unserem Bug, der Anker ist fest, neben uns ragt die kleine Insel Ilheu de Sal Rei aus dem blitzenden Meer. Jetzt können wir aufatmen und uns erholen. Ich liebe diesen Moment!
Eigentlich verlief die Fahrt gut und unspektakulär. Der einzige Augenblick, in dem uns beiden ein bisschen das Herz in die Hose gerutscht ist, war, als nachts um 4 etwa ein ziemlich beeindruckend großes Frachtschiff in weniger als 0,5 Meilen hinter unserem Heck vorbeiknatterte. Es war meine Wache. Ich hatte die Lichter gesehen, sobald sie am Horizont zu erkennen waren (stockfinstere Nacht, kein Mond, etwas diesig) und sie brav mit dem Fernglas im Auge behalten. Aufgabe in einem solchen Fall ist es, die Peilung zu beobachten. Im Fernglas ist ein Kompass eingebaut. Wenn die fremden Lichter ihre verhätnismäßige Position zu uns nicht verändern, also immer im gleichen Winkel bleiben, heißt das: Kollisionskurs. Kollisionskurs heißt: Skipper wecken. Ich zögere noch ein paar Minuten, gucke wieder und wieder durchs Glas und versuche, ganz sicher zu gehen, dass ich Michi nicht umsonst wecke. Der braucht ja auch seinen Schlaf. Aber nichts zu machen. Peilung steht. Und der andere ist groß, das ist an der Anordnung der Lichter ebenfalls zu erkennen. Michi ist prompt zur Stelle, zögert aber auch noch ein bisschen, was nun am besten zu tun ist. Um unseren Kurs zu ändern, ist es eigentlich schon zu spät, da hätte ich ihn früher wecken müssen. Bei solchen Situation sind ein paar Minuten ziemlich entscheidend. Während wir noch überlegen, erkennen wir, dass der andere abdreht. Statt rotem Lichtchen sehen wir nun ein grünes, was bedeutet, wir sehen nicht mehr seine Backbordseite, sondern Steuerbord. Er wird hinter uns vorbei gehen. Uff! Wir starren in die Nacht und beobachten die Lichter, die nun ganz rasch größer werden, bis wir das ganze, in der Dunkelheit gespenstisch wirkende Schiff in ungemütlicher Nähe hinter uns vorbeiziehen sehen. Das Leben auf See ist existentiell - daran gibt es nichts zu diskutieren. Aber wir haben es mal wieder geschafft. Dem Tod von der Schippe gehüpft und in den türkisen Gewässern vor Boavista gelandet. Eins spricht auf jeden Fall für diese Art des Reisens: Man nimmt das Erreichen eines neuen Zieles nicht als selbstverständlich hin. Dementsprechend intensiviert ist das Erleben des Ankommens. Aber ich merke auch: Ich freue mich auf die Abenteuerpause. Meine Nerven wollen einfach mal ausruhen.
Warum hast du den ausweichpflichtigen Frachter nicht auf Kanal 16 angerufen? Dann gibt es auch keine Aufregung, denn er wird sein Ausweichen ankündigen.
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