Wir haben einen neuen Nachbarn am Steg. Ein paar Plätze neben uns hat eine große Stahlketch mit schickem Teak-Deck angelegt. Drauf ist der Bertl. Aus München. Alleine unterwegs nach Brasilien. Aber er ist nicht der typische schrullige Einhandsegler, wie man sie immer wieder überall trifft. Bertl ist was Besonderes. Und seine Geschichte ist auch eine besondere.
Er hatte das Boot für seine Familie gekauft, weil alle gemeinsam um die Welt fahren wollten. Leider merkte seine Frau auf den ersten Touren, dass sie schrecklich seekrank wird. Kein Medikament, kein Kraut, kein Armband half. Also keine Weltumsegelung. Das schicke teakgedeckte Boot blieb in Kroatien, wo Bertl hin und wieder mit seinem Kumpel segelte. Eines Abends mit Segelfreunden beim Bier tauchte das Thema "Atlantiküberquerung" auf. Offensichtlich trauten die Freunde Bertl und seinem Kumpel eine solche Tour nicht zu. Also wurde gewettet. Um richtig viel Geld. Dass das Boot bis Weihnachten in Salvador de Bahia, Brasilien, liegt. Nun gingen die Vorbereitungen los, Vorräte wurden besorgt, das Schiff klar gemacht. Dann aber starb die Mutter von Bertls Freund ganz plötzlich und er musste zurück, um nach dem Familienbetrieb zu sehen. Andere würden vielleicht jetzt sagen, das seien ja außergewöhnliche Umstände, da müsse man die Wette eben abblasen. Nicht so der Bertl. "Dann moch i's ebn allein!", sagte er sich, und fuhr los.
Heute kommt er in Mindelo eingelaufen nach 12 Tagen allein auf See. Er ist fix und fertig, aber er hat's geschafft. Und er wird auch den nächsten Schlag schaffen!
Für die Stimmung hier ist er jedenfalls eine sagenhafte Bereicherung. So viel Humor, so viel Lebensfreude, so viel Erfahrung. Schon am ersten Abend hat er sich in all unsere Herzen geschmunzelt.
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