Das Wasser ist hier 75m tief, gerade am Rand des Festlandsockels, wo aus einer Wassertiefe von dutzenden plötzlich tausende Meter werden. Hier gibt es wohl die besten Fische, und irgendein Fischer hat sein Netz mit Schwimmern und Ankern hier platziert.
Da hänge ich nun, und überlege, wie ich da halbwegs elegant wieder frei komme. Mit dem Motor rückwärts fahren traue ich mich nicht, damit sich die Schraube nicht auch verfängt, falls sie es nicht schon ist. Tauchen gehen und mit der Hand befreien? Alleine, im Dunkeln? Undenkbar! Bis zum Morgen warten und dann tauchen? Da müsste erst Wind und Welle aufhören, sonst werde ich unter dem Heck erschlagen. Die Wellen klatschen jetzt gegen das stehende Heck, einige spritzen hoch und machen mein T-Shirt pitschnass. Immerhin ist es warm.
Ich versuche die Leine, an der ich festhänge, aus dem Wasser mit dem Bootshaken hochzunehmen. Die Leine steht unter Spannung, ich ziehe mit Kraft, und der Bootshaken bricht. Ich halte den Griff in der Hand und sehe das andere Ende langsam wegdriften. Mist.
Ich habe ja noch einen Bootshaken, den ich jetzt hole. Diesmal binde ich eine Leine an die Reling und an das untere Ende der Stange. Ich ziehe wieder mit Kraft die Leine aus dem Wasser, fast habe ich sie, aber es ist zu schwer, dann bricht auch der zweite Bootshaken in der Mitte durch. Ich halte den Griff in der Hand und sehe das andere Ende zusammen mit der Leine langsam wegdriften. Der Knoten der Reling war nicht richtig fest! Das passiert mir doch sonst nie. Mist!
Na gut, die Bootshaken waren beide alt und klapperig. Jetzt kann ich mir einen schönen neuen kaufen. In Trinidad.
Nächster Versuch: Ich binde aus einer Festmacherleine eine Art Lasso und versuche damit den anderen Styroporwürfel einzufangen, der in der Nähe schwimmt. Aber ich kriege die Schlinge nicht richtig rüber - einmal fast, aber dann doch nicht. Während ich noch überlege, treibt der Würfel langsam nach vorne, und legt sich dann sanft an die Bordwand. Dort kriege ich ihn einfach mit der Hand zu fassen und hole ihn an Deck.
Aber auch mit den Leinen, die ich jetzt in der Hand habe, bekomme ich den verklemmten Würfel am Heck nicht frei, also kappe ich sie. Schließlich hole ich aus der Kombüse das lange Messer, hänge mich (gut angeleint) kopfüber am Heck hinunter und schneide knapp unter Wasser die straff gespannte Leine durch. Peng! Haha! Frei! Das Schiff fährt wieder. Das Ruder lässt sich auch wieder bewegen. Erleichterung!
Nur der Styroporwürfel hängt immer noch unter dem Heck, bremst die Fahrt und quietscht mit jeder Welle. Ich hänge mich wieder mit dem Küchenmesser bewaffnet am Heck hinunter und schneide mühsam die vier Leinen durch, die das Styropor festhalten. Schließlich rutscht der Würfel von seiner Befestigung und treibt im Kielwasser davon. Ein paar kurze Leinen hängen noch am Ruder, aber das macht erstmal nichts, so kann ich weiterfahren. Ich teste den Motor und stelle erleichtert fest, dass sich die Schraube frei dreht.
Dann zurück zum Curry und Abendessen.

Den eingefangenen Würfel hebe ich erstmal als Souvenir auf, und schenke ihn später irgendwo einem Fischer.
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