20.05.2011

Valle Gran Rey revisited

Teneriffa ist landschaftlich sehr schön, aber der touristische Süden ist nicht so spannend. Ich wollte lieber wieder nach Gomera. Also segel ich los, jetzt alleine, mit Ziel Valle Gran Rey. Dazu muss ich um die Südseite von Gomera herum. Der Wind ist erst perfekt, dreht dann aber im Lauf der Fahrt über Süd nach West, so dass ich ihn schliesslich von vorne habe. Das Interessante an Gomera ist, dass der Wind immer parallel zur Küste bläst, die ja aus steilen Klippen besteht, und dann bläst er richtig. Oder er bläst garnicht, weil die Insel im Weg ist.
Gegen den Wind kann ich also nicht die Insel umsegeln, und auf Amwind-Kurs komme ich bis zu einer schönen kleinen Bucht, umgeben von hohen Felsen, in der ich dann ruhig ankere. Der Südschwell ist vorbei und die Bucht windgeschützt, also alles wunderbar.
Am nächsten Tag fahre ich dann weiter nach Valle, mit Motor, denn der Wind ist weg. Das Festmachen an der Kaimauer ist nicht ganz einfach, denn zwei Meter Tidenhub erfordern entsprechend lange Leinen. Ein Securitymann drückt mir einen Zettel mit den Liegegebühren in die Hand. Demnach muss ich etwa genausoviel bezahlen wie in der Marina, und das ohne Steg, ohne Strom, ohne Wasser, ohne WLAN, ohne nette Nachbarn...
Also gehe ich erstmal einen Kaffee trinken, denke ich mir, aber unser Lieblingsbistro ist wegen Ferien geschlossen und das Restaurant mit der schönen Terrasse mit Meerblick auch. Es ist eben Niedrigsaison und fast keine Touristen im Ort, nur die Hängengebliebenen in der Bar, aber die kennen zu lernen reizt mich auch nicht. Schliesslich will ich noch im kleine Supermarkt etwas Gemüse kaufen, aber das kostet dreimal so viel wie normal.
Da frage ich mich, was will ich eigentlich hier? Also mache ich, es ist gerade Sonnenuntergang, die Leinen los, fahre vor den Hafen, und werfe meinen Anker. Der Platz ist geschützt, das Wetter ruhig, ich bin alleine und mache was ich will.
Da bleibe ich auch den nächsten Tag, und arbeite in Ruhe an meiner Elektrik. Als die Solarpanele angeschlossen sind, produzieren sie in der prallen Sonne erstaunlich viel Strom und der alte kleine Regler fängt an zu rauchen! Also muss ich doch wieder den grossen Regler nehmen.
Noch eine Nacht vor Anker, aber nichts zieht mich zurück an die Kaimauer vom Hafen. Also hole ich den Anker hoch und fahre zurück zur Marina nach San Sebastian. Erst schöner Rückenwind, aber schnell bin ich im Windschatten der Insel. Dann die ganze Südküste entlang motoren, und kurz vor dem Ziel nochmal kräftig Gegenwind. Dann bin ich zurück in der Marina, wo ich als alter Freund begrüsst werde, und mich fast wie zu Hause fühle.

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